Die Gesichter des fünfköpfigen Teams von PlayInsight Studios schauen gespannt und neugierig in die Kameras, als das Zoom Meeting startet. Alle haben ein breites Lächeln im Gesicht, denn sie sind ihrem Ziel, in Thüringen ein GameDev Studio zu gründen, einen großen Schritt näher gekommen. Dank der Thüringer Gründungsprämie, können sich nun alle in Vollzeit auf die Gründung und Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee konzentrieren und ihrer Leidenschaft für die Entwicklung und das Gestalten von Computerspielen und interaktiven Lernspielen nachgehen. Wir haben mehr erfahren.

Die Gründungsidee

PlayInsight Studios entwickelt Indie Games, interaktive (XR) Lernanwendungen sowie Serious Games und plant ein Studio in Jena aufzubauen. Mit dem von Gründungsmitglied Joel Keßler wiederbelebten GameDev & XR MeetUp Thüringen sorgt das Team außerdem für eine starke Community und geben so auch Interessierten außerhalb der klassischen Spielekultur die Möglichkeit, die Welt der Videospiele (neu) zu entdecken. Ganz nebenbei stärken sie mit ihrer geplanten Gründung den Games Standort im Freistaat. Joel musste nach seinem Umzug nach Jena feststellen, “dass es in Thüringen nicht unbedingt von Entwicklungsstudios wimmelt und so auch die Jobauswahl eher überschaubar war.“ Daher reifte der Gedanke, das Spiel Scrappy, welches während Joels und Bens Studienzeit entstand, weiterzuentwickeln und sich Leute zu suchen, die Lust haben, dabei zu sein. Das Spiel soll in Zukunft auf der Plattform „Steam“ vertrieben werden. Damit dies möglich ist, braucht es eine Rechtsform. “Der Gedanke, ein eigenes Studio zu gründen, war dann gefühlt der nächste logische Schritt”, erinnert sich Joel. PlayInsight Studios war geboren. 

Der Weg zur Thüringer Gründungsprämie

Während der Planung zum ersten GameDev und XR MeetUp Thüringen, welches in Kooperation mit dem Games & XR Verband Mitteldeutschland und JENA Digital organisiert wurde, traf Joel auf das Game-Studio Stepheight aus Weimar. Das Team hinter Stepheight erzählte ihm von der Thüringer Gründungsprämie. Joel ist zunächst davon ausgegangen, dass nur die allerwenigsten eine Erfolgsaussicht auf diese Förderung haben. Im Austausch mit den drei Gründern des Game-Studios erfuhr er jedoch, dass es bei der Thüringer Gründungsprämie auf das “Können” und die “Geschäftsidee” ankommt. Wenn es PlayInsight gelinge, die Innovation ihrer Idee herauszuarbeiten, bestünde durchaus eine Chance, die Förderung zu erhalten. Ermutigt von Stepheight und nach dem Motto “es gibt nichts zu verlieren”, stand der Entschluss fest, sich für die Prämie zu bewerben.

Der Prozess der Antragstellung 

Im ersten Gespräch mit Gründungsprämien-Coach Norman Schulz von der THAK erhielt das Team das Feedback, dass die Idee “pfiffig” sei. Es stand fest, dass aus dem Hobby der Gründenden ein tragbares Unternehmen wachsen soll. 

“Zum Glück hatten wir im Studium genug Gelegenheiten, uns auf solche Situationen vorzubereiten und daher fiel uns das wesentlich leichter, als das Ausfüllen der Anträge“

Der Prozess sieht verschiedene Stichtage im Jahr vor, zu welchen ein Exposé eingereicht werden muss. “Da der aktuelle Stichtag zeitlich nicht mehr möglich war, hatten wir etwas Zeit, das Exposé zu schreiben und unsere Geschäftsidee mit dem ersten Feedback von Norman zu verfeinern“, erinnert sich Joel. Damit war der erste Schritt getan. Nach der Einreichung des Exposés waren die Teammitglieder mit dem Ausfüllen der personengebundenen Anträge beschäftigt. Ben kann sich noch gut an zwei intensive Tage auf der Online-Community-Plattform Discord erinnern, an denen sie gemeinsam die Formulare ausgefüllt und dabei immer wieder Fragen entdeckt haben, die Joel mit ihrem Gründungsprämien-Coach besprach. 

Zum Antrag gehört ebenfalls ein Konzept von maximal 15 Seiten, in welchem die Gründungsidee, die Vorstellung der einzelnen Teammitglieder mit ihren jeweiligen Aufgaben und erste Meilensteine festgehalten werden. Jonas ist Joel unfassbar dankbar, dass er das Team immer wieder motiviert hat, sich durch den Bürokratiedschungel zu kämpfen und, wo möglich, Vorarbeit geleistet hat, sodass sie teilweise “nur noch gegenchecken mussten.“ Patricia erzählt, dass es für sie im ersten Moment unklar war, ob die Gründungsprämie auch für sie gilt, da sie in Österreich lebt. Als Teil des Teams, das eine Gründung in Thüringen beabsichtigt, ist sie jedoch ebenfalls antragsberechtigt. “Ich musste die Unterlagen per Post senden. Um sicherzugehen, dass alles pünktlich ankommt, habe ich den Brief ein paar Tage eher und per Express geschickt”, sagt sie lächelnd.

Der Pitch und der positive Bescheid

Nach der Antragstellung pitchen Bewerber:innen der Gründungsprämie ihre Idee vor einer Fachjury. Dafür haben Teams 15 Minuten Zeit. “Zum Glück hatten wir im Studium genug Gelegenheiten, uns auf solche Situationen vorzubereiten und daher fiel uns das wesentlich leichter, als das Ausfüllen der Anträge“, berichtet Jonas amüsiert. Als Spieleentwickler:innen hatten sie zudem das nötige Handwerkszeug, um ihren Pitch “special” zu machen. Das Team setzte ihr zukünftiges Game Studio als Computerspiel in Szene. Die Teammitglieder und deren Rollen wurden als Spielfiguren integriert. Die restliche Zeit verbrachten sie mit Üben. Das war besonders für diejenigen wertvoll, die sich nicht so sicher fühlten, vor Publikum zu sprechen. Nach dem Pitch erhielt das Team innerhalb einer Stunde eine Rückmeldung von Norman. Das Juryvotum war positiv ausgefallen. Nun mussten nur noch die Formalitäten von der TAB geprüft werden. “Da man seinen aktuellen Job bei einem positiven Bescheid kündigen muss, war es super, dass es so schnell eine Rückmeldung gab”, sagt Jonas. 

Wertvolles Feedback und Anerkennung

Für Ben war der Pitch-Tag am eindrucksvollsten. Sie hätten zwar im Vorfeld schon immer sehr viel Zuspruch bekommen, von einer Fachjury jedoch ein positives Feedback für die Geschäftsidee zu erhalten, ist dann schon nochmal etwas ganz Besonderes, erinnert er sich: “Ein Jurymitglied kam sogar nach dem Pitch auf uns zu und gab uns weitere Kontakte.” Jamie erzählt schmunzelnd, dass sie erst am Ende ihrer Präsentation vor der Jury richtig realisiert habe, “dass es was Ernstes werden kann.“

“Ein Jurymitglied kam sogar nach dem Pitch auf uns zu und gab uns weitere Kontakte”

Was sich seit der Förderung verändert hat

Da die Gründungsprämie die privaten monatlichen Kosten, wie Miete und Versicherungen deckt, kann sich das Team von PlayInsight jetzt voll und ganz auf ihre Geschäftsidee konzentrieren. Die Förderung sorgt für mehr Sicherheit und minimiert den finanziellen Druck. Meetings müssen nun beispielsweise nicht mehr sonntags oder nach Feierabend stattfinden. Dadurch sind diese Termine wesentlich effektiver geworden und die Kommunikation hat sich verbessert. 

“Einfach machen! Wenn man sich gut organisiert, kann man die Antragstellung mit zwei Wochen Urlaub hinbekommen, und wenn es klappt, kann man ein Jahr lang der eigenen Leidenschaft nachgehen – für mich ein absoluter no brainer”

Herausforderungen und wichtige Learnings

Egal, ob man als Team gründet, oder alleine: Die Gründungsprämie ist eine personenbezogene Förderung. Die Herausforderungen können also von Person zu Person ganz unterschiedlich sein. Patricia hat erst nach dem positiven Bescheid erfahren, dass sie als Österreicherin ein deutsches Bankkonto benötigt. Jonas hat sich intensiv damit beschäftigt, wann er seinen Job kündigen muss, damit es weder eine Überschneidung, noch eine Lücke gibt. Er sagt zudem, dass es eine Weile gedauert hat, bis er herausfand, dass die Prämie für seinen Lebensunterhalt gedacht ist und nicht für das Unternehmen. Joel hat gelernt, dass der monatliche Betrag, den sie bekommen, als sonstiges Einkommen versteuert und entsprechend in der Steuererklärung angegeben werden muss. 

Persönliche Tipps und Empfehlungen

Das Team ist sich einig, dass man beim Antrag für die Gründungsprämie nichts verlieren kann. Im Gegenteil. Da man sich intensiv mit der eigenen Gründungsidee und dem Innovationsgrad auseinandersetzt, prüft man selbst, wie ernst es einem ist und entwickelt ein Verständnis und Gespür dafür, was es heißt, zu gründen und selbständig zu sein. Jonas’ Tipp: “Einfach machen! Wenn man sich gut organisiert, kann man die Antragstellung mit zwei Wochen Urlaub hinbekommen, und wenn es klappt, kann man ein Jahr lang der eigenen Leidenschaft nachgehen – für mich ein absoluter no brainer.” Joel empfiehlt ganz klar, sich regelmäßig Feedback vom Coach einzuholen. “Wir haben uns immer wieder bei Norman gemeldet und gefragt, ob alles soweit passt.” Generell sollte man sich nicht scheuen, bei Fragen die Unterstützung der Coaches und des ThEx in Anspruch zu nehmen. “Gerade auch, um durch den Bürokratiedschungel zu kommen”, ergänzt Jonas. Patricias Empfehlung geht an diejenigen, die nicht in Deutschland wohnen. “Man sollte sich früh genug jemanden suchen, der sich unter anderem mit Versicherungen und Steuern in Bezug auf internationale Aktivitäten auskennt.” Und Ben fasst pragmatisch zusammen: “Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, lernt man aus den Fehlern und bewirbt sich ein zweites Mal.“

Wie es nun für PlayInsight Studios weitergeht

Als nächstes wird sich das Team mit der Erstellung des Finanz- und Businessplans beschäftigen und parallel ihre Prototypen weiterentwickeln. Die Gründer:innen planen zudem viel Zeit für Meetings ein, wo sie unter anderem ihre Social-Media-Strategie, wie sie in Zukunft miteinander arbeiten wollen, und auch, wie sie die Verantwortung verteilen, besprechen werden. Der Besuch von Messen und Events ist für alle selbstverständlich, um zum einen strategisch wichtige Kontakte zu knüpfen und zum anderen, um ihre Spiele von der potenziellen Zielgruppe testen zu lassen.

Kontakt

PlayInsight Studios
Web: www.playinsightinsightstudios.com
Instagram: @playinsightstudios
LinkedIn: Playinsight Studios

Die Thüringer Gründungsprämie

Du willst mehr Informationen zur Thüringer Gründungsprämie und erfahren, wer antragsberechtigt ist, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wann der nächste Stichtag ist? Dann findest du hier alle wichtigen Informationen kompakt in der Übersicht.