Kunst schafft Demokratie 

MeetFrida

In Zusammenarbeit mit dem Kunstfest Weimar realisiert die gemeinnützige Stiftung MeetFrida das Projekt „Kunst schafft Demokratie“ – eine Kunstplakat-Aktion für die Demokratie. Das Ziel besteht darin, durch künstlerische Interventionen in Thüringen vor den Landtagswahlen im September 2024 ein deutliches Zeichen für Werte wie Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit zu setzen. Künstler:innen aus ganz Deutschland, die einen Bezug zu Thüringen haben, sind eingeladen, eigens für diesen Anlass geschaffene Werke beizusteuern. Die ausgewählten Werke werden im August parallel zum Wahlkampf der Parteien an 200 Plakatflächen in öffentlichen Räumen in Thüringen präsentiert. Außerdem sollen verschiedene Formate der Interaktion entwickelt werden, um einen nachhaltigen Dialog in der Gesellschaft zu fördern. Wir sprachen mit Gründerin der MeetFrida-Foundation Anna Schwan und ihrer studentischen Mitarbeiterin Paula Emig über die Aktion, vergangene Projekte und die Macht von Kunst für die Stärkung von Demokratie.

Wie kam es zu der Idee zum Open Call “Kunst schafft Demokratie” und wer kann sich dafür bewerben?

Anna: Mit der Ausweitung einer demokratieskeptischen oder gar -feindlichen Atmosphäre in Politik und Gesellschaft wollten wir als Kunst-Förder:innen auf jeden Fall etwas unternehmen und die Stimme der Kunst nutzen, um den Demokratiegedanken in der Gesellschaft und insbesondere in Thüringen zu fördern. Denn ich selbst komme aus Weimar. Daher schwingt bei der Aktion auch ein persönliches Anliegen mit. Aufgrund dessen haben wir in Kooperation mit dem Kunstfest Weimar, die uns von Anfang an unterstützt haben, den Open Call „Kunst schafft Demokratie“ gestartet, bei dem sich ausgebildete Künstler:innen aus Thüringen oder mit einem Bezug zu Thüringen bewerben können, um Kunstwerke einzureichen. Die ausgewählten Werke werden im Herbst auf 200 Plakatflächen im Freistaat zu sehen sein, die wir von der Firma Ströer zur Verfügung gestellt bekommen. Auf diesen Flächen präsentieren wir Kunstwerke, die sich explizit mit den Themen Toleranz, Weltoffenheit und einem positiven demokratischen Miteinander auseinandersetzen. Die Plakate werden sowohl im städtischen Raum als auch in ländlichen Gebieten gezeigt. Bewerben kann man sich online bis zum 30. April 2024. Bei der Plakataktion werden schließlich drei Plakate ausgewählt, die für einen Zeitraum von zehn Tagen präsentiert werden. Das gesamte Projekt läuft von Mitte August bis Mitte September. Ende August findet im Rahmen des Kunstfestes Weimar zudem eine Ausstellung mit den Werken an der Bauhaus-Universität in Weimar statt.

Welche Aktionen sind darüber hinaus geplant und was ist das Ziel davon?

Anna: Die Künstler:innen reichen nicht nur ihre Werke ein, sondern werden sich mit dem Thema auch durch Interaktionen mit den Menschen vor Ort auseinandersetzen. Unser Ziel ist es, Formate für Künstler:innen-Gespräche zu entwickeln und so einen wert- und respektvollen Austausch möglich zu machen. So soll eine echte Verbindung zwischen den Kunstwerken und den Betrachtenden hergestellt und Meinungsbilder geschaffen werden. Daneben sind verschiedene Aktionen, wie beispielsweise Rundgänge durch die Städte von Plakatwand zu Plakatwand, geplant. 

Ein weiterer Teil des Projekts findet digital statt: Die ausgewählten Kunstwerke stehen kostenlos zum Download zur Verfügung. Institutionen sowie Privatpersonen können diese nutzen, um ein klares Zeichen für Weltoffenheit und Demokratie zu setzen und können diese auf ihren Kanälen verbreiten. So wollen wir erreichen, dass viele Menschen das Material nutzen und sehen können. Das Projektziel verstärkt sich durch die Symbiose aus der Präsenz im realen öffentlichen und im digitalen Raum, ähnlich wie bei einem Schneeballsystem. Informationen zu allen Künstler:innen werden mittels eines QR-Codes, der auf den Plakaten abgedruckt ist, online für alle Interessierten verfügbar sein. 

„Bilder besitzen die Macht, wichtige Botschaften zu vermitteln, Menschen zu verbinden und für bedeutende Themen und Einstellungen zu sensibilisieren“ – Anna Schwan, Gründerin der MeetFrida-Foundation

Welche Macht hat Kunst für die Stärkung unserer Demokratie?

Anna: Kunst ist immer politisch. Selbst wenn Künstler:innen behaupten, dass ihre Kunst nicht politisch ist, hat dies auch eine politische Bedeutung. Es bedeutet nämlich, sich einer Auseinandersetzung zu verweigern. Kunst ermöglicht es, eine andere Form gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit Themen einzubringen. Dadurch entsteht ein wichtiger Freiraum und oftmals Trost für Menschen, die Probleme mit gesellschaftlichen Entwicklungen haben, ohne dabei einen rein rationalen Zugang zu benötigen. Bilder besitzen die Macht, wichtige Botschaften zu vermitteln, Menschen zu verbinden und für bedeutende Themen und Einstellungen zu sensibilisieren.

Paula: Als Künstler:in kann man sich für die Werte, die man vertritt, aussprechen und das sollte man auch. Kunst ist eine schöne und mächtige Sprache. Man kann Leute dadurch auf eine ganz andere Art und Weise erreichen.

Aus welcher Intention heraus wurde die MeetFrida-Foundation gegründet?

Anna: Ich gründete MeetFrida im Jahr 2020 als Reaktion auf den ersten Lockdown, um jungen Künstler:innen zu helfen, die keine feste Galerie haben und über keine große Bekanntheit auf dem Kunstmarkt verfügen. Die Idee war daher, die Kreativen auf eine neue Art und Weise sichtbar zu machen. Dafür starteten wir erstmals die Aktion “Kunst statt Werbung” und nutzten Plakatwände im öffentlichen Raum als Freiraumgalerie für junge Künstler:innen. Seit der Gründung von MeetFrida haben wir zudem etliche Ausstellungen zu gesellschaftlich-relevanten Themen, aber auch Artists-Residencies möglich gemacht, um den nationalen und internationalen Austausch zwischen Kunstschaffenden zu fördern. 

Worin liegt eure persönliche Motivation, Kunst und Künstler:innen zu fördern?

Paula: Ich absolviere aktuell ein Kunstgeschichtsstudium und arbeite nebenbei als Fotografin und Künstlerin. Kunst war schon immer meine persönliche Ausgleichsmöglichkeit. Mit MeetFrida habe ich viel Neues über die Branche lernen können, aber als Künstlerin auch die Möglichkeit mich mit spannenden Kreativen auszutauschen.

Anna: Jede Form von Kunst und Kultur war und ist für mich wie ein magisches Land, in das ich bereits als Kind vollkommen eintauchen konnte. Ich habe es geliebt, mich kreativ zu betätigen, sei es durch Malerei oder Tanz. Es war ein Gefühl des Flows, in dem man die Zeit vergisst und das Ergebnis immer überraschend ist. Später hat meine rationale Seite meinen Karriereweg bestimmt, aber Kunst und Kultur waren immer ein integraler Bestandteil meines Lebens. Ich habe viele Freunde, die in diesem Bereich tätig sind, daher war die Gründung von MeetFrida ein logischer Schritt. Um unsere Ideen öffentlichkeitswirksam zu machen, unterstützt das Team meiner Kommunikationsagentur Schwan Studios alle Aktionen.

Was sind eure Visionen?

Paula: Ich würde es begrüßen, wenn mehr Austausch zwischen Künstler:innen und der Gesellschaft stattfinden würde. Es fehlt mir oft die Verbindung zwischen den kreativ Schaffenden und den Bürger:innen. Ich wünsche mir eine direkte Zusammenarbeit, einen Dialog und eine Wirkung, die über Kunst hinausgeht. Es gibt immer noch viele Barrieren, die es zu überwinden gilt. Hierfür müssen die Hemmschwellen gesenkt und Kreativität für alle zugänglich gemacht werden. Das ist eine unserer Visionen.

Anna: Es gibt Kulturinstitutionen, die immer noch sehr abgeschottet agieren und so in ihrer eigenen Welt leben, dass sie gar nicht bemerken, wie Menschen außerhalb dieser Welt denken. Wir bei MeetFrida denken nicht nur aus Sicht der Künstler:innen, sondern auch aus der Sicht der Betrachtenden. Wir möchten Menschen erreichen, die weniger Zugang zur Kunst und ihren wichtigen Themen und Botschaften haben. Auf der Seite der Besucher:innen ist es leider noch oft so, dass Kultur nur als eine Art Flucht in eine schönere Welt, abseits der Wirklichkeit betrachtet wird. Aber gerade diese Auseinandersetzung ist wichtig – und diese wird nachhaltiger, wenn es Möglichkeiten zum Dialog gibt.

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