Neue Standards für Nachhaltigkeit bei der Werbefilmproduktion. Hieran forscht Nora Wildenstein bei der Very& Media GmbH in Erfurt. Möglich macht es die FTI Personenförderung des Freistaates Thüringen. Im Interview mit Geschäftsführer Jonas Turtschan haben wir mehr über das Förderprogramm, die Antragstellung und die eine oder andere Herausforderung erfahren.

Wer und was verbirgt sich hinter Very& Media?
Wir sind eine Werbefilmproduktion und unterstützen Unternehmen durch das Medium Film beim Bewältigen ihrer Herausforderungen, egal ob es sich hierbei um Personalsuche, Produktvermarktung oder einen klassischen Imagefilm dreht. Was Kund:innen bei uns erwartet, ist definitiv kein Filmdreh nach Schema F. Wir überraschen lieber mit kreativen Ideen und Flexibilität, bewegen uns dabei aber immer in den von unseren Kund:innen gesetzten Rahmen. Unser Team besteht aktuell aus acht kreativen Köpfen.
Wie hast du von der Personenförderung erfahren und was hat dich dazu bewogen, sie zu beantragen?
Wir waren auf Personalsuche. Im Gespräch mit der THAK wurde mir dann von der FTI-Personenförderung erzählt: Eine Förderung, die KMU und Forschungseinrichtungen in Thüringen bei der Gewinnung von hochqualifiziertem Personal für Forschung, Entwicklung und Innovationen unterstützt. Da die THAK transparent kommuniziert hat, dass sie zu diesem Zeitpunkt selber noch nicht viele Erfahrungswerte mit dem Förderprogramm hatte, habe ich mir die Richtlinie durchgelesen und zusätzlich den Austausch mit Anika Luthardt von feelslike.erfurt gesucht, die die Förderung bereits erfolgreich beantragt hat. Sie bestärkte mich darin, den Antrag zu stellen, da die Förderung einem die Möglichkeit gibt, Entwicklungspotenziale des eigenen Unternehmens abseits des Alltags durch Forschung sichtbar zu machen. Eine weitere Motivation war natürlich auch die finanzielle Unterstützung für das zukünftige Personal.

Wie ging es dann weiter? Wie sah der Prozess der Antragstellung aus?
Unser Bewerbungsprozess für das zusätzliche Personal lief zum Zeitpunkt der Antragstellung bereits und wir hatten auch schon eine Kandidatin im Blick.
„Der Einsatz ist hoch, der Gewinn aber auch“
Es ist mittlerweile meine dritte Förderung, die ich beantragt habe und ich muss sagen, dass es eines der aufwändigsten Verfahren war. Der Förderantrag ist sehr umfangreich und es braucht gute Nerven, sich damit auseinanderzusetzen. Der Einsatz ist hoch, der Gewinn aber auch. Zunächst wird ein Konzept geschrieben, welches sich an der Richtlinie orientiert. Ich habe mich tief in die Materie eingelesen, da sehr klar beschrieben werden muss, was der Forschungsgegenstand ist und warum die Stelle für das eigene Unternehmen und für die Branche innovativ ist. Dann gibt es standardmäßig weitere Unterlagen, die erforderlich sind, wie beispielsweise eine KMU-Bewertung. Sämtliche Unterlagen werden über das Online-Portal der TAB eingereicht. Und dann heißt es warten.
„Am Set ist für uns klar, dass wir bei sechs bis acht Leuten kein Einweggeschirr nutzen und regionale Lebensmittel einkaufen. Wir brauchen andere Standards als Großproduktionen, die nicht weniger wichtig sind“

Welche Stelle wird bei euch mit der Personenförderung finanziert?
Eine Voraussetzung für die Stelle ist, dass die Forschung in einem Themenbereich einen Wissenszuwachs ermöglichen muss, der im Tagesgeschäft sonst nicht erreichbar wäre. In unserem Fall haben wir Nora als Projektleiterin eingestellt. Sie forscht nun an neuen Standards, die auf nachhaltige Produktionen in unserer Branche, der Werbefilmproduktion, angewendet werden können. Es gibt für größere Produktionen bereits Standards und die sind gut und wichtig, zielen jedoch nicht unbedingt auf kleinere und kürzere Filmprojekte ab. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Am Set ist für uns klar, dass wir bei sechs bis acht Leuten kein Einweggeschirr nutzen und regionale Lebensmittel einkaufen. Wir brauchen andere Standards als Großproduktionen, die nicht weniger wichtig sind.
Welche Herausforderungen sind dir während der Antragszeit begegnet, mit denen du vielleicht auch nicht gerechnet hast?
Herausfordernd war für mich zunächst, herauszufinden, ob die Förderung wirklich für uns passt. Ich stellte mir die Frage, ob eine Forschungsstelle sinnvoll ist oder ob wir uns vorrangig auf unser Tagesgeschäft konzentrieren wollen. Nachdem die Entscheidung getroffen war, war das Timing die nächste große Challenge. Nora war unsere Favoritin im Bewerbungsprozess, der ja schon lief, und sie erfüllte glücklicherweise auch alle Voraussetzungen, die die Person für die Förderung mitbringen muss, wie beispielsweise einen Thüringer Hochschulabschluss. Tricky war, dass das geförderte innovative Personal im Antrag namentlich benannt und ihr Lebenslauf eingereicht werden muss. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich Nora jedoch nicht mit Sicherheit sagen, ob wir die Förderung erhalten werden und sie somit wissenschaftlich arbeiten wird. Mit Datum der Antragstellung kann man die neue Person bereits auf eigenes Risiko einstellen. Ich habe die Forschungstätigkeit daher zunächst als Add-On gesehen und habe das im Bewerbungsprozess transparent kommuniziert.
„Forschung und Innovation bedeutet ja nicht nur, in einem Labor mit einem Mikroskop zu arbeiten. Für uns bedeutet es, in der eigenen Branche nach neuen Standards zu suchen“

Gab es einen Moment im Antragsprozess, der für dich besonders wichtig oder ein Gamechanger war?
Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich gesehen habe, dass es wirklich geht. Das war für mich der Gamechanger, da ich zunächst dachte, dass wir die verlangte Forschungsarbeit gar nicht abdecken. Hier hat mir der Austausch mit Anika sehr geholfen.
Sie hat mir wertvolle Tipps gegeben und ich habe besser verstanden, was mit der Richtlinie eigentlich gemeint ist. Forschung und Innovation bedeutet ja nicht nur, in einem Labor mit einem Mikroskop zu arbeiten. Für uns bedeutet es, in der eigenen Branche nach neuen Standards zu suchen. Was ist uns im Bereich Nachhaltigkeit besonders wichtig? Wo sehen wir die größten Hebel, welche Regeln können daraus für uns und später für die Branche abgeleitet werden? Auch das ist Forschung und Innovation.
Worauf sollte man bei der Antragstellung unbedingt achten?
Für die Antragstellung ist das Timing entscheidend und dass man die richtige Person findet. Zudem war es für mich wichtig, einen für uns sinnvollen Forschungsgegenstand untersuchen lassen zu können, der uns im besten Fall einen Mehrwert bringt. Ansonsten gelten dieselben Grundregeln wie bei anderen Antragstellungen auch. Man sollte die Unterlagen intensiv lesen und wenn etwas unklar ist, Hilfe in Anspruch nehmen. Die TAB berät beispielsweise zu den einzelnen Förderprogrammen.
Was rätst du anderen Kreativen, die überlegen, die Förderung zu beantragen und was ist noch wichtig zu wissen?
Wenn man Potenziale in einer Neuerung sieht, die für das eigene Unternehmen relevant sein können, lohnt es sich auf jeden Fall, nach der richtigen Person zu suchen und die Förderung in Betracht zu ziehen. Man sollte sich als Unternehmen und auch der/die potenzielle Bewerber:in jedoch nicht verbiegen, nur um die Förderung zu bekommen. Es ist ein Versprechen an dich selbst und eine Person, sich zwei Jahre mit dem Projekt zu beschäftigen. Und man weiß, dass die Ergebnisse nachgewiesen werden müssen. Zudem rate ich, im Bewerbungsprozess für die neu geschaffene Stelle offen mit der beabsichtigten Antragstellung für die Förderung umzugehen – also welches Anforderungsprofil gesucht wird und welche sonstigen Rahmenbedingungen, wie z.B. der Beschäftigungsbeginn, gelten.
Wichtig zu wissen ist, dass die Laufzeit maximal 24 Monate umfasst, es ein Mindestgehalt gibt, welches man bezahlen muss und dass der Lohnkostenzuschuss maximal 2.000 Euro im Monat beträgt.
„Es ist ein Versprechen an dich selbst und eine Person, sich zwei Jahre mit dem Projekt zu beschäftigen“
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