Mit einem Jahresumsatz von 730 Milliarden Euro ist die Bau- und Immobilienbranche einer der größten Wirtschaftszweige – und gleichzeitig einer der einflussreichsten Faktoren für Umwelt und Gesellschaft. Um das Bauen zukunftsfähig zu machen, müssen neue Wege beschritten werden. Wie kann der ökologische Fußabdruck minimiert und die Ressourcennutzung maximiert werden? Welche Rolle spielt Ästhetik und wie können ästhetische Werte in den Kontext einer nachhaltigen Entwicklung gestellt werden? Wie verbinden sich Menschen, Räume und Ideen für mehr sozialen Zusammenhalt? Wie können wir heute schon die richtigen Weichen für morgen stellen? Welche innovativen, kreativen und nachhaltigen Lösungen gibt es bereits?
Mögliche Ansätze bieten die sechs Referenten und Referentinnen aus Architektur, Design, Forschung sowie Stadt- und Leerstandsentwicklung in ihren 15-minütigen digitalen Impulsen. Sie zeigen, wie vielfältig und zukunftsorientiert das Bauen bereits gedacht wird und inspirieren dazu, über etablierte Strukturen hinauszudenken – für eine zukunftsfähige, grünere, gerechte und ästhetisch gebaute Umwelt.
Nach jedem Beitrag gibt es Zeit für deine Fragen.
Was ist #kreativgelöst?
Ob Transformation der Innenstadt oder der Verwaltung, technologischer Wandel mit KI oder Klimanotstand: Im digitalen Format #kreativgelöst erhältst du regelmäßig Impulse aus der Kreativwirtschaft und kreativwirtschaftsnahen Bereichen, die zeigen, wie kreativ heute schon Lösungen für morgen gedacht werden. Lass dich inspirieren. Auf unserem YouTube-Kanal findest du die bisherigen Aufzeichnungen unserer #kreativgelöst-Formate.
Für wen ist die Veranstaltung geeignet?
Die Veranstaltung ist für alle, die sich zum Thema Bauen inspirieren lassen und entdecken wollen, wie vielfältig die Zukunft des Bauens bereits heute gedacht und umgesetzt wird – egal ob Planer, Gestalterin, Entwickler, Architektin, Studierende oder einfach jene, die neugierig auf das sind, was kommt.
Die Impulse
ÄSTHETIK UND BAUEN
Die Mensch-Umwelt-Beziehung und ihre ästhetische „Benutzeroberfläche“
Menschen verbringen den Großteil ihrer Lebenszeit in gebauten Lebenswelten und sind auf deren Nutzfunktionalität angewiesen. Deshalb ist es gerechtfertigt, wenn in Architektur, Städtebau und Gestaltung der Mensch im Mittelpunkt steht. Doch Nutzfunktionen sind nicht die einzigen Funktionen: Gerade die sinnliche Wahrnehmung und die sozio-ästhetische Wirkung dieser Umgebungen sind es, die Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit in hohem Maße beeinflussen.
Architektur- und Umweltpsychologie, Humanbiologie, Soziologie, Ästhetik und andere Disziplinen verfügen über unzählige Erkenntnisse zur Mensch-Umwelt-Beziehung und ihrer ästhetischen „Benutzeroberfläche“.
Architektur, Städtebau und Gestaltung können damit zu einer neuen Qualität der Humanorientierung finden.
Prof. Dr. Michael Heinrich studierte Bühnen- und Kostümbild am Mozarteum Salzburg und promovierte in psychologischer Ästhetik an der LMU München. Er war 2021/2022 Visiting Scholar an der Cambridge University und leitet das Institut Mensch & Ästhetik (Universität Bamberg, Hochschule Coburg) am Standort Coburg, wo er auch das Master-Themenfeld „Humanorientierte Architektur und Gestaltung“ ins Leben gerufen hat. Als Fachsprecher des Forums Kultur der Europäischen Metropolregion Nürnberg interessieren ihn besonders Herausforderungen der kulturellen Bildung.
Foto: Liliana Frevel
SOZIALER ZUSAMMENHALT UND BAUEN
Leerstände sind Potenzialräume. Sie fordern Engagement und fördern Engagement.
Katrin Hitziggrad beschreibt den Weg und den Prozess hinter dem Thüringer Projekt FreiRaumStation am Beispiel der historischen Fachwerkstadt Schmalkalden im Thüringer Wald.
Das Anliegen von FreiRaumStation ist es, die Potenziale von Leerstandsimmobilien zu nutzen, indem diese revitalisiert oder nachhaltig einer neuen Nutzung zugeführt werden. Katrin zeigt, wie die FreiRaumStation als Reallabor Möglichkeitsräume initiiert und zum Transformator für das städtische Raumgefüge außerhalb klassischer Immobilienprojekte wird. Die FreiRaumStation ist ein offenes Angebot für alle, die bereit sind, Räume neu zu denken und neu zu bespielen.
Katrin Hitziggrad ist Gründerin und Geschäftsführerin des Büros für kreative und koproduktive Stadtentwicklung „Die Zukunftsoptimisten“. Sie sagt, Leerstände sind Potenzialräume.
Als Immobilienfachwirtin ist Kathrin seit 2007 in der Immobilienwirtschaft tätig. Zuletzt arbeitete sie sieben Jahre in der konzeptionellen Projektsteuerung von Bestands- und Neubauprojekten in Jena. Sie hat dort die Agentur für Zwischennutzung „Blank“ entwickelt und aufgebaut, den Coworking Space “Leuchtturm Workspace” mitgegründet und ist aktuell als Vorstandsmitlglied Teil der LeerGut-Agent:innen in Thüringen.
Foto: Heidi Gumpert
DATEN, KOMMUNIKATION, GERECHTIGKEIT UND BAUEN
Digital gemeinsam – über Werte, Daten und (um)gebaute Zukünfte
Frei nach dem Motto „Was wäre gewesen, wenn …“ zeigen Marta Toscano und Alexander Werle in ihrem Impuls, wie Gebäudedaten und Kommunikation zu einer gerechteren Stadtplanung beitragen können. Im Fokus stehen digitale Gebäudeinformationen, die passenden Werkzeuge und der Mut, einfach anzufangen. Denn nichts ist für die Ewigkeit – auch nicht der gebaute Raum. Nutzungsverlust, Kapitalverlust, Kontaktverlust: Diese Faktoren führen zur Aufgabe wertvoller baulicher Ressourcen und stellen diejenigen, die sich für ihre Weiternutzung einsetzen, vor große Herausforderungen. Aus Projekten wie der Beteiligung um die Leonhardsvorstadt in Stuttgart und der Umplanung der Kindl-Lagerhalle in Berlin haben sie viel gelernt. Hier begegnen sich Verlust und Gewinn.
In diesem Format teilen Marta und Alexander, wo guter Glaube und Realität aufeinandertrafen, wo unzureichende Faktenlagen zu unscharfen Szenarien führten – aber auch, wo positive Erfahrungen Orientierung gaben. Ein Impuls für Architekten, Stadtplanende, Kommunen-Managerinnen und alle, die den „grauen Schleier“ von Gebäudedaten ablegen wollen, um die Planungs- und Umbaukultur aktiv zu verändern.
Marta Toscano ist freie Architektin und Urbanistin sowie Mitbegründerin des Planungsbüros Studio Malta. In ihrer Arbeit setzt sie sich für die Stärkung zivilgesellschaftlicher Positionen in der Stadtentwicklung ein, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Planung, Beteiligung und Bildung. Sie konzipiert und leitet ko-kreative Stadt- und Standortentwicklungsprozesse und bringt vertiefende Einblicke in liegenschaftspolitische Angelegenheiten ein. Darüber hinaus ist sie seit April 2024 im vhw-Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin bei der „Stadtmachen Akademie“ mit Fokus auf Akteurs- und Governanceforschung tätig. | Foto: Thommy West
Alexander Werle ist Ökonom und Designer. Geboren in der ehemaligen UdSSR und aufgewachsen in der Region Stuttgart, lebt er heute in Berlin. 2023 gründete er gemeinsam mit Felix Matschinske das Software- und Digitalisierungsunternehmen orto, das sich auf Bauanalyse und zirkuläre Bauprozesse im Bestand spezialisiert hat. Zu ihren jüngsten Projekten zählen die Weiterentwicklung der ehemaligen Kindl-Brauerei sowie des Kulturzentrums Silent Green in Berlin. Zuvor war Werle als Strategieberater tätig und unterstützte Industrieunternehmen beim Übergang in nachhaltige Produktstrategien und Organisationsstrukturen. Als Mitgründer des Vereins „NeueAllianzen“ fördert er die Entwicklung gemeinwohlorientierter Ökonomien mithilfe lokaler Zusammenarbeit. Heute verbindet er viele dieser Ansätze, die zu einer offenen Planungskultur und sozialgerechten Wertstiftung beitragen. | Foto: Gesine Born
NACHHALTIGKEIT UND BAUEN
Von auf dem schnellsten 3D-Drucker der Welt gedruckten Sofas bis hin zu recycelten Baumaterialien, die durch Bakterien ihre Festigkeit erhalten
Der Produktdesigner Friedrich Gerlach zeigt in diesem Vortrag, wie er in seinen prämierten Projekten Materialen und Herstellungsprozesse neu und zukunftsweisend denkt.
Friedrich Gerlach ist Produktdesigner mit einem besonderen Fokus auf neue Materialien und innovative Herstellungsverfahren. Seine Arbeiten reichen von bakteriell gewachsenen Strukturen bis hin zum 3D-Druck mit neuartigen Werkstoffen und stellen dabei immer wieder den Status quo infrage. Er untersucht, wie technologische Innovationen und gewachsene Materialien aus wissenschaftlichen Ansätzen heraus zu beispielhaften neuen Anwendungen werden können – mit dem Ziel, Nachhaltigkeit und Innovation sichtbar zu machen.
Foto: Friedrich Gerlach
BAUEN IM BESTAND
Räume erzählen Geschichten – über die Kunst des Bauens im Bestand
Ein Vortrag über Schönheit, kreative Transformation, Herausforderungen und Sedimente der Geschichte.
Ein Flyer der Fachhochschule Erfurt veränderte sein Leben: Eigentlich ausgebildeter Elektriker, fand Thomas Schmidt nach der Wende eher zufällig zur Architektur – heute prägt sein Büro herrschmidt architekten BDA das Erfurter Stadtbild mit. Vor allem die Um- und Neugestaltung historischer Bauten haben es dem 54-jährigen angetan. Er betrachtet sie als lebendige Zeitzeugen und Chancen für nachhaltige Stadtentwicklung: Ob die kreative Revitalisierung der ehemaligen Industriebrache Kontor im Norden der Stadt oder aktuelle Projekte wie die Defensionskaserne und das KulturQuartier – sie alle folgen der Idee des Bauens im Bestand und wollen Orte der Kultur, Kreativwirtschaft und gesellschaftlichen Diskurse sein. | Foto: Susann Nürnberger
Hinweise zum Zoom-Webinar
Diese Veranstaltung findet als Zoom-Webinar statt. Für die Teilnehmenden bedeutet das, dass sie nicht per Video und Audio zu sehen bzw. zu hören sind. Interaktion mit den Referierenden, etwa bei Fragen zu den Impulsen, findet ausschließlich über die Chat- oder per F&A-Funktion statt.
Du kannst an einem Zoom-Webinar auch über den Browser teilnehmen.
Du musst dich bei Zoom NICHT registrieren oder anderweitig anmelden, um an einem Webinar teilzunehmen. Die Mailadresse, die du bei der Einwahl angeben musst, wird uns nach der Veranstaltung übermittelt, um dir ggf. weitere Informationen zur Verfügung stellen zu können. Wir wissen, dass du deine Daten bereits bei der Anmeldung auf unserer Seite eingetragen hast, können dieses Feld bei Zoom jedoch leider nicht entfernen.
Anmeldung
#kreativgelöst: Zukunft Bauen
10.07.2025 | 10:00 – 12:30 Uhr
online via Zoom
Titelbild: Nik Shuliahin
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Thüringer Initiative NEW bauhaus, eine Bewegung mit Wurzeln in Thüringen, die Nachhaltigkeit, Ästhetik und soziale Integration in Architektur, Stadtentwicklung und Bauwirtschaft zusammenführt. Inspiriert vom historischen Bauhaus reagiert New bauhaus auf aktuelle Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel.
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