Barrierearmer Internetauftritt für Gehörlose

Freelancer-Kollektiv WUNSCH+MAIKIND

Kreativität, Nachhaltigkeit und Verantwortung – die hiesige Kultur- und Kreativwirtschaft zeigt sich nicht nur seit gestern als innovativer Treiber in Richtung Zukunft. Zukunft bedeutet aber auch Verantwortung. Spätestens seit der Pandemie wird der Ruf nach der Neugestaltung unserer Um- und Lebenswelt laut: Kreative Kernkompetenzen nehmen hierbei nicht nur Einfluss auf Unternehmen, sondern zeigen gesellschaftliche und nachhaltige Wirkungen.

So auch die des Freelancer-Kollektivs WUNSCH+MAIKIND mit Sitz in Erfurt und Berlin, die sich auf benutzeroptimiertes UX/UI Design und Frontend Development aus “einer Hand” spezialisiert haben. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf maßgeschneiderten WordPress und PrestaShop Lösungen. Als digitales Unternehmen liegen dem Kollektiv vor allem zwei Themen besonders am Herzen: Digitale Nachhaltigkeit und Barrierefreies Webdesign.

Das Projekt, das sie hier vorstellen möchten, hat das Team persönlich inspiriert und auch ihre Arbeitsweise nachhaltig geprägt: Das Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen Berlin / Brandenburg e.V. in Potsdam ist über Empfehlung an WUNSCH+MAIKIND herangetreten und hat sie mit der Überarbeitung der bestehenden, schon etwas in die Jahre gekommenen, Homepage für den Verein beauftragt. Zielsetzung war es, einen neuen, modernen und vor allem barrierearmen Internetauftritt für Gehörlose zu entwickeln.

Stellt eure Referenz mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und/oder Verantwortung vor: Aus welcher Intention heraus ist das Projekt entstanden?

Die Website des ZfK (Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation der Gehörlosen Berlin / Brandenburg e.V. in Potsdam) dient als Kommunikationsplattform und Anlaufstelle für hörbehinderte und taube Menschen. Für die tägliche Arbeit des Vereins, unter anderem die Stärkung von Anliegen und Rechten tauber Menschen, sowie der Förderung der Teilhabe, ist die Website Schnittstelle zwischen tauben und hörenden Menschen.

Zum Zeitpunkt des Projektstarts war Digitale Barrierefreiheit für uns noch komplettes Neuland. Doch das Projekt hat uns sofort begeistert, zum einen, weil wir neues Learning im Team immer begrüßen und zum anderen, weil wir es als wunderbare Möglichkeit angesehen haben, mit unserer Arbeit einen Beitrag zu leisten, der auch gesellschaftlichen Mehrwert schafft.

Einer unserer internen Grundwerte lautet, nicht das Business, sondern den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander zu pflegen. Mit dieser Philosophie hat das Projekt perfekt resoniert und auch die Chemie mit dem Team vom ZfK hat sofort gestimmt. Wir sind immer noch berührt von soviel positiver Energie und Dankbarkeit, die uns in der Zusammenarbeit entgegengebracht wurde.

Menschen mit Beeinträchtigungen haben genauso wie Menschen ohne Beeinträchtigungen ein Recht darauf, dass alle Informationen im öffentlichen Leben für sie erreichbar sind. Wir hoffen, dass wir möglichst viele Menschen motivieren können, diesen Ansatz zu unterstützen und ihre Webseiten barrierefrei zu gestalten. Seit diesem Kick off Projekt tauchen wir immer tiefer in das Thema Digitale Barrierefreiheit ein und lernen neue, spannende Impulse kennen und vernetzen uns mit anderen Experten und Expertinnen auf diesem Gebiet.

„Einer unserer internen Grundwerte lautet, nicht das Business, sondern den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“

Welche Probleme und Herausforderungen kann eure Leistung lösen?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet Menschen, unabhängig von ihren persönlichen Einschränkungen und Bedürfnissen, das Partizipieren und Interagieren im Internet zu ermöglichen. Jeder hat ein Recht auf Zugang zu Informationen des Öffentlichen Lebens, doch die Realität im Internet sieht an den meisten Stellen leider noch anders aus.

Wir wollen mit unserer Arbeit die Inklusion im Internet unterstützen und entwickeln barrierearme Websites, die Nutzern und Nutzerinnen eine individuelle, an die Beeinträchtigungen angepasste, Seiteninteraktion (z.B.: Hörbeeinträchtigte und Gehörlose, Personen mit eingeschränktem Sehvermögen, Blinde, ältere Menschen, etc.) ermöglicht.

Auf Wunsch bieten wir auch Hilfestellung, um Seiteninhalte in vereinfachte Sprache (z.B. für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen) oder Gebärdensprache zu übersetzen.

Das Herzstück unserer barrierearmen Seiten ist ein barrierefreies Menü, das es Nutzern und Nutzerinnen erlaubt, die Seitenansicht an ihre speziellen Bedürfnisse anzupassen. Über das Menü können Parameter wie z.B. Schriftgröße, Farbkontrast, eingebettete Links und die Größe des Mauszeigers – auch simultan – verändert werden.

Im Beispielprojekt für das ZfK gibt es zusätzlich seitenübergreifend on demand Videos, in denen gekennzeichnete Abschnitte als Videos in Deutscher Gebärdensprache (DGS) zum Abruf bereit stehen.

Mit unserer Arbeit vereinfachen wir also für einen Teil der Nutzer und Nutzerinnen die Interaktion mit Websites und Onlineshops und ermöglichen Ihnen dadurch einen barriereärmeren Zugang zu Produkten und Dienstleistungen im Internet.

Für welche Branchen ist eure Expertise geeignet?

Barrierefreies Webdesign ist aus unserer Sicht grundsätzlich für alle Branchen geeignet, beziehungsweise finden wir, dass Unternehmen nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung tragen. Die perfekte barrierefreie Internetseite kann es nicht geben, dafür ist der Mensch in seinen individuellen Einschränkungen und Bedürfnissen zu individuell – aber jeder Baustein, der mehr Menschen inkludiert trägt zu einem barrierefreien Miteinander bei.

Natürlich muss man immer auch berücksichtigen, dass Dienstleistungen und Produkte oft an eine bestimmte Zielgruppe geknüpft sind und demnach im Anwendungsfall immer abwägen, welches Maß an digitaler Barrierefreiheit wirtschaftlich und gesellschaftlich Sinn macht.

Trotzdem sind wir fest davon überzeugt, dass jedes Unternehmen an Stellschrauben drehen kann und sollte, um auch mehr eingeschränkte Menschen in ihr Angebot miteinzuschließen.

Das Einkaufen im Internet, ohnehin ein rasant wachsender Bereich, hat vor allem in der Corona Pandemie noch einmal ein neues Level erreicht. Onlineshops schießen wie Pilze aus dem Boden, nicht zuletzt aufgrund von DIY Baukästen, von denen es mittlerweile unzählige gibt. Doch wenn man sich die Usability mancher Webshops ansieht, die oft schon bei uneingeschränkten Personen für Verwirrung sorgen, erkennt man schnell, dass es hier großen Nachholbedarf bezüglich Barrierefreiheit gibt. Vor allem auch ältere Personen, die nicht in einer digitalen Welt aufgewachsen sind, werden hier aktuell massiv benachteiligt.

Dank der BITV 2.0, der Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz, sind Unternehmen in Deutschland dazu angehalten ihre Websites und digitalen Angebote auch “für Menschen mit Behinderungen zugänglich und nutzbar zu gestalten”.

Deshalb ist das Thema Digitale Barrierefreiheit wirklich brandaktuell und gerade im e-commerce wird in den nächsten Jahren mit Sicherheit viel “Umbauarbeit” passieren (müssen).

Kontakt

WUNSCH+MAIKIND
Barbarossahof 6
99092 Erfurt
Mail: post@wplusm.design
www.wplusm.design

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Nina Palme

Kommunikation

0151 / 1290 4638

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