Kreativschaffende entwickeln visuelle Welten und schaffen Narrative – in Filmen, Fotografien, Geschichten, Kunstwerken und darüber hinaus. Doch was wäre, wenn Vielfalt in ihren Werken dabei zur Pflicht würde oder wenn progressive Narrative vorgeschrieben würden? Wie würden diese spekulativen Fragen unsere visuellen Welten ändern? Hier setzt Speculative Design an, ein experimenteller Ansatz, um neue, überraschende Zukunftsperspektiven zu entwickeln und greifbar zu machen. Das Besondere daran ist, dass Zukünfte nicht als Vorhersage betrachtet werden, sondern als Spielraum. In diesem wird erkundet, wie sich unsere Gesellschaften, Geschichten und Bilder anders entwickeln könnten. Die Methode lädt dazu ein, gewohnte Narrative zu hinterfragen und Szenarien zu entwerfen, die irritieren, überraschen oder neue Fragen stellen.
Worum geht es in dem Workshop?
Im Workshop, welcher im Rahmen des 5. RETURN IAF stattfindet, werden bewusst Was-wäre-wenn-Fragen genutzt, um über soziale, kulturelle und ethische Auswirkungen möglicher Zukunftsszenarien nachzudenken. Das diesjährige Motto des Festivals “Civilization, did you read the terms and conditions?” bildet dabei die Basis für die Was-wäre-wenn-Fragen, die Reflexion fördern und oft versteckte Folgen aktueller Strukturen aufdecken. Der Prozess ist spielerisch gestaltet: Kleine Teams entwickeln gemeinsam einfache Spiel- oder Szenariokonzeptionen, um kreative, handlungsorientierte Ergebnisse zu erzielen. Gemeinsam wird mit dem Entwickeln einfacher Design-Fictions erprobt, wie spekulatives Denken unsere Narrative aufbrechen und verändern kann und wer sowie was darin sichtbar wird. Folgende provokative Fragen bilden den Grundstein:
- Quoten versus Strafen: Was wäre, wenn staatliche Quoten die Präsenz marginalisierter Gruppen in Film, Medien und Kunst vorschreiben und bei Verstößen harte Sanktionen drohen würden?
- Erlaubnispflicht: Was wäre, wenn alle Geschichten nur von unterrepräsentierten Gruppen erzählt werden dürften und Angehörige dominanter Gruppen dafür eine spezielle „Erlaubnis“ einholen müssten?
- Algorithmische Zensur: Was wäre, wenn Algorithmen darüber entscheiden würden, welche Erzählungen produziert oder veröffentlicht werden dürfen und wer sie erzählen darf?
- Diversitäts-Inspektion: Was wäre, wenn es eine „Narrative-Inspektion“ gäbe, die Drehbücher überprüft und nur freigibt, wenn eine Mindestquote an Vielfalt erfüllt ist?
- Zivilisations-AGB: Was wäre, wenn jede Medienproduktion an ein globales „Terms & Conditions“-Abkommen gebunden wäre, in dem festgelegt ist, welche Geschichten sichtbar gemacht werden dürfen?
Key Learnings
- Die Teilnehmenden erkennen die politische Kraft von spekulativem Design.
- Sie erleben die Wirkung starker Perspektivverschiebungen bezogen auf das Thema.
- Sie erfahren, wie Kunst und Spiel Denkbarrieren lösen.
- Sie lernen Methoden kennen, um eigene Narrative kritisch zu hinterfragen und neu zu schreiben.
Für wen ist der Workshop geeignet?
Der Workshop richtet sich an Thüringer Kreativschaffende aus Film, Fotografie, Video, visueller Kunst und angrenzenden Disziplinen, die Szenarien für mögliche Zukünfte entwerfen sowie gewohnte Narrative hinterfragen wollen und Gestaltung dabei nicht als Antwort, sondern als Frage verstehen.
Der Referent
Tom Ritschel ist Prozessgestalter, Spieleentwickler, Interaktionsdesigner und nach Leipzig „entflohener“ Thüringer mit Hang zur praktischen Utopie. Seit über 20 Jahren entwickelt er kreative Formate und Co-Creation-Prozesse, die dort ansetzen, wo neue Denk- und Handlungsspielräume entstehen sollen – zwischen Kunst, Design, Forschung und gesellschaftlicher Transformation. Speculative Design ist für ihn kein „Was-wäre-wenn“-Spielchen, sondern eine notwendige Praxis, um gesellschaftliche Routinen zu unterbrechen und Möglichkeitsräume sichtbar zu machen. Er entwickelt Formate, in denen kreative Kollaboration, künstlerisches Denken und Spiel zusammenwirken, um Zukünfte nicht nur zu entwerfen, sondern sie zu spüren. | Foto: TOMINO
Über das RETURN Film & Art Festival
Das 5. RETURN IAF, das vom 23.10. bis 25.10.2025 in Weimar stattfindet, beschäftigt sich in diesem Jahr mit der Frage “Civilisation, did you read the terms & conditions?”. Ein diverses Filmprogramm, Workshops, Konzerte und Partys laden Menschen in Weimar und Umgebung sowie Filmemachende aus Deutschland und der ganzen Welt dazu ein, sich mit dem Thema Zivilisation kritisch auseinanderzusetzen.
Ab 17:00 Uhr finden im Kino mon ami in Weimar die Filmvorstellungen im Rahmen des RETURN Festivals statt und du bist herzlich eingeladen, dir diese nach unserem Workshop anzuschauen. Karten für die Filmvorstellungen können online über die Seite des Festival erworben werden.
Über den MENT e.V.
Der MENT – Mediennetzwerk Thüringen e.V. vernetzt Medienakteurinnen und -akteure in Thüringen und bewegt sich dabei an den Schnittstellen zwischen Kunst, Entertainment, Information, Journalismus und Digitalisierung. Auf Events, durch Projekte und als Ansprechpartner bringt der Verein Kreative der Thüringer Medienbranche zusammen und gibt ihnen eine Stimme in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Ort
Museum Neues Weimar
Sockelgeschoss, Raum „Buchwerk“
Jorge-Semprún-Platz 5
99423 Weimar
Anmeldung
Workshop: Spekulativ die Zukunft der Medien gestalten
Was wäre, wenn Vielfalt zur Pflicht würde?
24.10.2025 | 10:00 – 14:00 Uhr
Museum Neues Weimar, Jorge-Semprún-Platz 5, 99423 Weimar
Titelbild: Nicolas Hoch
Der Workshop findet im Rahmen des 5. RETURN International Film & Art Festivals und in Kooperation mit dem MENT – Mediennetzwerk Thüringen e.V. statt.
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