Raum für Gestaltung

Im Interview mit der Illustratorin Melissa Fiebig aus Weimar

Die Kreativschaffende Melissa Fiebig hat als gebürtige Thüringerin in Weimar ihren kreativen Mittelpunkt gefunden. Von ihrem heimischen Workspace aus setzt die freischaffende Grafikdesignerin und Illustratorin Projekte für Auftraggebende aus verschiedenen Branchen und Bereichen um. Zu ihnen gehören Kulturschaffende, gemeinnützige Organisationen, Institutionen aus Wissenschaft und Forschung ebenso wie Unternehmen und Start-Ups aus der Wirtschaft. Wir wollten die Frau hinter dem kontrastreichen visuellen Portfolio kennenlernen und haben sie via Live-Schalte in Weimar getroffen.

Melissa Fiebig an ihrem Schreibtisch im Weimarer Workspace.

Welche Projekte hast du bisher umgesetzt und mit wem arbeitest du zusammen?

Neben meinen eigenen Projekten setze ich mit meinem Netzwerk aus Kreativen, darunter andere Grafiker:innen ebenso wie Fotograf:innen, Texter:innen, Illustrator:innen und Programmierer:innen, unterschiedlichste Kooperationsprojekte um. In regelmäßigen Abständen nehme ich auch Pro-Bono-Projekte an – das fördert nicht nur die eigene Kreativität, sondern ist für mich auch eine Herzensangelegenheit. Über die Plattform Youvo.org finde ich beispielsweise gemeinnützige Initiativen, die kreative Leistungen für ihre Vorhaben mit kleinem Budget suchen. So habe ich bereits für das Projekt “Traumschüff – Theater im Fluss”, welches Theaterkultur über die Flüsse wieder in den ländlichen Raum bringt, das Tourplakat und Logo gestaltet.

Aber nicht nur soziale Nachhaltigkeit gehört zu meinen kreativen Themen: Bereits als Masterarbeit schrieb und gestaltete ich einen Leitfaden über Nachhaltigkeit in der Gestaltung mit dem Titel »Ausflug ins Grüne. Nachdenken über Nachhaltigekit im Print- und Webdesign«. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit gemeinsam mit »Waldmann. Büro für Gestaltung« am jährlich erscheinenden Magazin »BioThür« mitzuarbeiten, welches facettenreich über die Thüringer Bio-Branche berichtet.

Im Allgemeinen ist für mich Ökonomie, Ökologie und Nachhaltigkeit nicht nur thematisch relevant, sondern auch bei der Entwicklung von Gestaltungslösungen. Hier greifen die Vermittlung von Inhalten, Innovation und ökologischen Ansprüchen ineinander.

Zudem erweitere ich mein Portfolio mit freien Arbeiten und versuche meine kreativen Fähigkeiten auszubauen. Über die Online-Plattformen Skillshare und Domestika nehme ich regelmäßig an verschiedenen Kreativ-Workshops teil. Hier habe ich unter anderem an einem Kurs zum Thema »Represent your Place« teilgenommen. Auf Basis von eigenen Schnappschüssen meiner Lieblingsorte in Weimar illustrierte ich eine Postkartenserie. Diese verkaufe ich aktuell in verschiedenen Läden der Weimarer Innenstadt, wie zum Beispiel in der “Artographie-Werkstatt”, einer Papeterie oder dem Loveafair, einem Laden für nachhaltige Kleidung.

Was inspiriert dich dabei und wie würdest du deinen Stil bezeichnen?

Wenn ich frei und inspirativ arbeite, dann nehme ich am liebsten Pinsel und Papier in die Hand. Hier kann ich neue Techniken und Farbkompositionen testen und die dabei entstandenen Erfahrungswerte auf aktuelle Aufträge übertragen. Um mein Portfolio weiter auszubauen, habe ich mich in den letzten zwei Jahren viel mit Illustration beschäftigt. Ansonsten bilde ich mich wie gesagt mit Online-Kursen weiter und bin für kreativen Input und Austausch gerne auf Behance, Pinterest oder Instagram unterwegs.

Als Gestalterin habe ich meinen eigenen Stil, der bunt, reduziert und kontrastreich ist, passe mich aber auch den Wünschen meiner Auftraggebenden an – das macht die Ergebnisse vielfältig und flexibel. Ich finde es wichtig, dass man als Designer:in die Mitte zwischen Dienstleistendem und Kreativem findet, sich in Themen und Wünsche hineinversetzen kann und so ganzheitliche, individuelle Lösungen mit Sinn und Verstand umsetzt. Durch meine abwechslungsreichen Projekte lerne ich auch selbst stets etwas Neues dazu – ob reduzierte Broschüre, kontrastreiche Illustration, handgemachte Malerei oder bunte Magazingestaltung.

Welchen Weg bist du gegangen um da anzukommen, wo du heute bist?

Nach meinem Abitur absolvierte ich eine Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin in Erfurt. Mit kreativer Verwirklichung und Konzeption hat das – trotz der Berufsbetitelung – leider nicht wirklich viel zu tun. Jedoch konnte ich hier viele kreative Tools und Techniken kennenlernen, die mir in meinem Studium an der Bauhaus-Universität im Fachbereich Visuelle Kommunikation wirklich eine tolle Basis geschaffen haben. Um das eher experimentell aufgebaute Studium an der Bauhaus Universität Weimar mit praktischen Erfahrungen zu ergänzen, fiel die Entscheidung als freischaffende Grafikdesignerin zu arbeiten recht früh. Seither habe ich mir durch meine soloselbstständige Tätigkeit, aber auch durch die freie Mitarbeit bei Weimarer Kreativagenturen, wie Goldwiege und Waldmann . Büro für Gestaltung einen festen Kundenstamm aufgebaut.

Welche Projekte würdest du gerne in Zukunft umsetzen?

Derzeit arbeite ich mich in die Gestaltung von Buchcovern ein – ich würde unheimlich gerne mehr gestalterische Projekte für Verlage aber auch Magazine umsetzen. Perspektivisch möchte ich zusammen einem festen Kreativkollektiv oder/und Netzwerk aus Designer:innen gemeinsam auch Projekte verschiedener Größe im Kulturbereich umsetzen.

Also du arbeitest gerne kollaborativ – wie stehst du denn zum Thema Netzwerken?

Corona hat das Schließen neuer Kontakte natürlich schwierig gemacht, dennoch bin ich in den letzten Jahren mit kreativen Köpfen aus meiner Branche, wie der Typografin Lena Haubner, weiterhin in engem Kontakt geblieben.

Seit ein paar Wochen organisiert zudem das Gestaltungskollektiv Hüftstern aus Weimar einen Kreativstammtisch, wo man sich austauschen und neue Kontakte für Kollaborationen und gemeinsame Projekte knüpfen kann. Gemeinsam lässt sich meiner Meinung nach mehr erreichen. Vor allem auf inspirativer und kreativer Basis.

Was bedeutet für dich kreative Arbeit in Thüringen?

In Thüringen finde ich Ruhe und Raum, um mich zu verwirklichen. Nach dem Studium war für mich klar, dass ich hier in Weimar bleiben möchte. Innerhalb der Kreativbranche und darüber hinaus arbeitet man eng und auf persönlicher Ebene miteinander (und nicht gegeneinander). Das lässt Konkurrenzdruck in den Hintergrund rücken, der in größeren Städten vermutlich zum kreativen Alltag gehört. Zudem war ich ohnehin nie der Typ für Großstädte.

Während andere Künstler:innen und Kreativschaffende ihre Inspiration im urbanen Chaos suchen, finde ich diese in der Weite, die mir Weimar und seine Umgebung bieten.

Kontakt

Melissa Fiebig – Raum für Gestaltung
Visuelle Kommunikation
Rollplatz 7, 99423 Weimar
Mail: post@melissafiebig.de
@melissa.fiebig.graphicdesign

Melissas Masterarbeit mit dem Titel »Ausflug ins Grüne. Nachdenken über Nachhaltigekit im Print- und Webdesign«.
Wort-Marke für Kleeman Steuer- und Beratung.

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