Alexander Borchers, Inhaber von Borchers und Sohn
Berit Großwendt, Inhaberin von Room 26
Jörg Federbusch, Inhaber von JØRK
Nadine Reinhold, Inhaberin in 3. Generation von Liebscher1955
Vier kreative Menschen sind in ihren Berufen erfolgreich unterwegs. So könnte es weitergehen, aber sie stehen jeweils aus unterschiedlichen Gründen an einem Scheidepunkt ihres Schaffens.
Nadine Reinhold, Inhaberin von Liebscher baute das Geschäftsmodell der Werbeagentur in dritter Generation radikal um. Sie trennte sich von ihren Mitarbeitern und schärfte das Unternehmensportfolio auf digitale Strategien. Die Verschlankung sollte sich auch in der Umgestaltung der Büroräume widerspiegeln.
Jörg Federbusch – JØRK reüssierte in vielen Berufen – er war unter anderem Koch, Model und Grafiker. Seine internationalen, sinnlichen und visuellen Erfahrungen und Arbeiten fließen in seine Interieur-Kompositionen mit ein, wenn er Marken aufbaut und Stores konzipiert. Gemeinsam mit dem Bauunternehmer Alexander Borchers von Borchers und Sohn war er auf der Suche nach einem passenden Büro, das er nach seinen Vorstellungen und Wünschen gestalten konnte. Es sollte repräsentativ und Inspirationsquelle in einem sein.
Die Vierte im Bunde ist Berit Großwendt. Mit ihrer Content-Agentur Room 26 betreut sie weltweit Kunden im Lifestyle-Segment. Für das Office in Jena suchte sie nach einem besonderen Ort mit einem einzigartigen Spirit und einer Ästhetik, die die Sinne schärft und Freiraum bietet.
Sie lernen sich auf Partys, über private sowie berufliche Netzwerke und im Baumarkt kennen. Wären die vier Menschen Musiker, würde jetzt die Bandgeschichte beginnen. Jeder ist einzigartig, charismatisch und beherrscht sein Instrument. Aber zusammen entsteht etwas Magisches: Aus eins plus eins wird drei! Sie werden Weggefährten. Es herrscht eine Aufbruchsstimmung im Philosophenweg 28 in Jena – dem PhilosophenPalais.
Eine Community mit Herz
Die vier Thüringer Unternehmer gründen keine weitere Agentur, sondern bilden eine Community. Die Idee ist, einen Raum zu schaffen, „wo man nicht nur zusammenarbeiten kann, sondern sich gegenseitig befruchtet und ganz bewusst gemeinsame Projekte initiiert und Termine forciert. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Da wird nichts aufgerechnet. Man ist einfach füreinander da, auf persönlicher und professioneller Ebene“, schwärmt Nadine Reinhold. Jörg Federbusch ergänzt: „Für bestimmte Aufträge sind wir als Gemeinschaft die idealen Partner. Weil sich unsere Fähigkeiten perfekt ergänzen und wir unser jeweiliges Profinetzwerk ausschöpfen können.“
Berit Großwendt suchte diesen Spirit gepaart mit höchster Professionalität: „Unser Businessmodell ist in Jena einzigartig. In Berlin ist das gang und gäbe, aber hier ist das unique. Wir sind hier Pioniere. Ich komme jetzt aus meiner Berliner Agentur, die ich vor drei Jahren gegründet habe, aber ich lebe hier und leite das Office Jena. Viele Firmen orientieren sich bei den kreativen Machern noch an den großen Städten. Dass wir jetzt auch hier stattfinden, ist wichtig um zu zeigen, dass man als Auftraggeber nicht woanders hingehen muss. Man braucht keine Kreativagentur in Düsseldorf suchen, denn wir sind die Professionals, die die Unternehmen suchen und uns gibt es auch hier.“ Nach dem Studium ging die Jenenserin zunächst nach New York und München und war für führende Zeitschriften als Lifestyle-Journalistin tätig.
„Unser Businessmodell ist in Jena einzigartig. In Berlin ist das gang und gäbe, aber hier ist das unique. Wir sind hier Pioniere“
„Es war das klassische „Der Teufel trägt Prada“-Leben“, erinnert sich die heutige Agenturchefin. Als junge Mutter war dieses Leben logistisch nicht mehr möglich. Berit Großwendt machte sich selbständig und produziert inzwischen mit einem internationalen Team Content für Marken, für die sie früher Texte geschrieben hatte: von Corporate Publishing, Büchern bis zu Magazinen und Instagram-Posts sowie Newslettern und Pressemitteilungen. Zu ihren Kunden zählen u.a. Hermès Paris, die Lifestyle-Jeansmarke Closed, die Galerie Lafayette und das KaDeWe in Berlin. Für das Kaschmirunternehmen Allude hat sie ein Buch geschrieben.
Kurze Wege gehen, statt vor den Konkurrenten starr zu stehen
Die Entwicklung in der Werbebranche geht von dem klassischen Agenturmodell weg. „Entweder bist du eine große Agentur, wo du ganz viele Gewerke unter einem Haus vereinst, oder du spezialisierst dich und baust ein cooles Netzwerk auf“, so Nadine Reinhold. Der Prozess mündete bei ihr in der Entscheidung keine Mitarbeiter mehr zu haben, sondern mit und für Partner zu arbeiten. „Bei all dem was man macht, muss die Leichtigkeit da bleiben und man muss es mit Herz machen. Ich kann sehr schnell im situativen Moment die Probleme der Leute erfassen und diese in Kommunikation übersetzen. Ich gebe gerne Workshops und halte Keynotes. So unterstütze ich vornehmlich Industriekunden.“
Selbst andere Agenturen können Nadine Reinhold für die Vorbereitung und Durchführung eines Pitches buchen. Dabei kommen Ihre reichhaltigen beruflichen Erfahrungen aus Berlin und São Paulo zugute. „Ich baue denen einen coolen Pitch und ich stelle mich auch gerne hin und verkaufe das dann.“ Dieses Selbstbewusstsein gepaart mit ihrer Offenheit nutzt die Kommunikationsstrategin auch bei ihren kollegialen Beratungen. Sie setzt auf Synergien und starke Partner. Vor Konkurrenz hat sie keine Scheu, vielmehr spornt sie das noch an. „Ich denke einfach, der bessere gewinnt. Hat jemand anderes einen Pitch gewonnen, dann schaue ich mir das an und ziehe meine Schlüsse daraus. Ich nehme jetzt auch mit einer anderen Agentur gemeinsam Kundentermine wahr. Da habe ich auch keine Angst, dass mir da irgendjemand die Butter vom Brot nimmt. Das ergänzt sich einfach.“ Berit Großwendt stimmt ihr zu: „Wenn man in Thüringen lebt, ist es sinnvoll die kurzen Wege und Synergien zu nutzen“.
Zusammen schaffen und Synergien nutzen
Neben seinem Unternehmen für Bau und Entwicklung ist Alexander Borchers auch Mitglied im Serviceclub Round Table. Das Motto lautet: Adaptieren, Anpassen, Verbessern. „Das sind viele Selbstständige, die in ihrer Freizeit gemeinsam ehrenamtliche Einsätze stemmen. Da lernst du einfach unterschiedliche Leute kennen. Ich habe für mich gemerkt, dass es in meiner Branche viel authentischer, angenehmer und schöner ist, wenn du an einem Projekt mitwirkst, und z.B. der Rechtsanwalt mit dem Bauchef gemeinsam etwas auf die Beine stellt. Man lernt sich dort kennen und trifft sich auf einer anderen Ebene“ so der Jungunternehmer.
„Entweder bist du eine große Agentur, wo du ganz viele Gewerke unter einem Haus vereinst, oder du spezialisierst dich und baust ein cooles Netzwerk auf“
Neben der persönlichen Erweiterung eines branchenübergreifenden Netzwerkes, wird dort tatkräftig an sozialen und gesellschaftlichen Lösungen gearbeitet. Das zeichnet auch seine Arbeit aus. Schon als Vierzehnjähriger hat er bei seinem Vater auf dem Bau ausgeholfen und wurde früh mit den einzelnen Gewerken vertraut. Heute kommt ihm dieses Wissen zugute. Zunächst ging Alexander Borchers nach New York, kehrte aber er in seine Heimat zurück, als sein Vater erkrankte. Mit seinem Unternehmen Borchers und Sohn baut und konstruiert er Häuser und Industriebauten.
Ein „das haben wir schon immer so gemacht“ wird es bei Alexander Borchers nicht geben. Er liebt die Herausforderung und bedient individuelle Kundenwünsche. So hat er auch Jörg Federbusch bei einem gemeinsamen Projekt für einen Unternehmer aus Göttingen kennen- und schätzen gelernt. Auf einem Thüringer Schrottplatz haben die beiden alte verschnörkelte Gusssäulen gefunden, die früher in Produktionshallen standen.
„Da hat Jörg gesagt, das gehört hier nicht her. Das lebt, das hat Geschichte. Er würde das gerne in einem Tisch verbauen. Also haben wir das umgesetzt. Das war unser erstes gemeinsames Projekt und es ist auch wahnsinnig schön geworden. Die Leute, die das jetzt bei dem jungen Unternehmer sehen, sagen auch immer wieder wie geil das geworden ist und dass sie so etwas zuvor noch nie gesehen hätten“, erinnert sich Alexander Borchers.
Umwidmen, neue Verbindungen eingehen, gemeinsam stärken
Reale Räume schaffen und gedanklich erweitern, neue Kontexte herstellen, durch überraschende Verbindungen eine neue Einheit bilden, oder wie Jörg Federbusch seine Arbeit beschreibt: „Mein Gebiet ist Interieur und Design. Ich kreiere Räume und Store-Konzepte. Ich verkaufe keine Massenware. Mich muss man sich leisten wollen und können. Wenn einer mich möchte, dann hat das auch einen regelrechten Grund. Ich versuche die Sachen auch herzustellen, zu ändern oder aus den Sachen etwas Neues zu interpretieren.“
Er arrangiert nicht nach einem Modekatalog. JØRK komponiert und orchestriert das Interieur bis eine neue Harmonie entstanden ist. Dafür greift er auf andere Gewerke zurück. Er schätzt die hohe Qualität der regionalen Tischlereien, mit denen er im engen Austausch steht. Müssen aber für eine Arbeit bestimmte Metalle umgewandelt und eloxiert oder beschichtet werden, arbeitet er mit internationalen Unternehmen zusammen, die seinen Ansprüchen genügen.
„Ich bin sehr pedantisch und nehme nicht einfach irgendwas. So war das auch bei der Suche für ein Büro, dass ich nach meinen Vorstellungen umgestalten konnte. Als ich mit Alex hier zuerst ankam, haben wir uns einfach wohlgefühlt. Es spricht uns von außen und innen an, es hat einfach alles gepasst“ schwärmt Jörg Federbusch. Die Atmosphäre bestimmt auch das Arbeitsklima. Besonders bei kreativen und lösungsorientierten Gewerken bedarf es inspirierender und ästhetischer Räume und menschlicher Reibungsflächen, die die Sinne herausfordern und schulen.
Die vier Jenenser zog es jeweils nach der Ausbildung in die weite Welt hinaus. Sie erweiterten Ihren persönlichen und beruflichen Horizont in New York, São Paulo, Italien und Skandinavien. Heimgekehrt mit diesem Erfahrungsschatz, vereinen sie fortan im PhilosophenPalais in Jena diesen Facettenreichtum an Kreativität und Expertise gepaart mit internationalem Flair für ihre Kunden.
Text: Michael Krömer
Fotos: Karoline Krampitz
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