6 Fragen an Johannes von Havranek

VONJO.ART aus Erfurt

Johannes von Havranek ist gebürtiger Dresdner. Die Liebe hat ihn 2016 nach Erfurt verschlagen. Heute arbeitet er hier selbstständig unter seinem Label VONJO.art als Designer im Bereich 3D-Modeling, -Visualisierung, Animation, Augmented Reality-Design und Illustration. Die ART VON JO(HANNES) = VONJO.ART beschreibt seinen Glauben an die Illustration, das Künstlerische und die Schnittmenge zwischen Kunst und Design. Wir haben den Wahl-Erfurter via Zoom zum Interview getroffen und mehr über seine Visionen, seine Arbeitsweise und seinen Weg in die Selbstständigkeit erfahren.

1. Wer bist du und wie war dein Weg in die Selbstständigkeit?

Ich bin ausgebildeter Produktdesigner und nun seit Ende 2020 selbstständig. Meine Lust an Kreativität hat sich bereits in der Schulzeit entwickelt. Schließlich bin ich auf eine kleine Fachschule für Produktdesign in Bayern gestoßen, wo ich 2008 meine Berufsausbildung begonnen habe. In meiner vierjährigen Ausbildungszeit habe ich alles vom Zeichnen, über Grafikdesign bis hin zur Modellierung von 3D-Objekten erlernt. Hier sammelte ich so viel Input wie möglich, hier formte sich mein Stil sowie mein verstärktes Interesse an 3D-Visualisierung und -Illustration. Mich faszinierte die Möglichkeit, ohne aufwendigen Modell- oder Prototypenbau, am Computer mit Hilfe einer 3D-Datei einen Eindruck von Form und Farbe zu bekommen. Außerdem kann man am Computer, ähnlich wie in einem Fotostudio, Stillleben komponieren und das Objekt künstlerisch in Szene setzen – das war mein Antrieb tiefer in die Materie einzudringen. Schließlich nahm ich einen Job bei einem Automobilhersteller in Ingolstadt an. Durch meine Aufgabenschwerpunkte, wie der 3D-Visualisierung von Fahrzeugen inklusive 3D-Animation sowie die Erstellung von VR-Echtzeitszenen, habe ich einen guten und professionellen Einblick in Welt der Visualisierung bekommen. 2016 lernte ich meine heutige Partnerin in Erfurt kennen und beschloss ins schöne Thüringen überzusiedeln. Zeitweise habe ich bei einem Messebauer im Raum Erfurt/Gotha als Designer gearbeitet. In dieser Zeit entwarf und plante ich etwa 20 Messestände pro Jahr. 2020 konnte ich mich nicht mehr mit der Firmenphilosophie identifizieren und beschloss meinen eigenen Weg zu gehen: Ich wagte den Schritt in die Selbstständigkeit.

2. Welche kreativen Leistungen beinhaltet dein Portfolio?

Vom 3D-Modeling im CAD, 3D-Visualiserung als Rendering (Bild), bishin zu kleinen Animation, Augmented Reality Design & Illustration ist alles dabei. Zudem biete ich noch Arbeiten im Bereich Augmented Reality (AR) an. Hierunter versteht man computergestützte Erweiterungen der Realitätswahrnehmung. Man kann AR als Ergänzung von Bildern oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten mittels Einblendung einsetzen. Die Einsatzmöglichkeiten für Kunden und Kundinnen von AR sind vielfältig: Im künstlerischen Bereich können mit AR-Inhalten beispielsweise Objekte, Orte oder Bilder mit multidimensionalen Erfahrungen und Informationen erweitert werden. Aber auch für die Architektur, das Verlagswesen, die Industrie, Werbung oder die Wissensvermittlung kann AR-Technologie interessant sein. Sie bietet für die verschiedenen Zielgruppen interessante Mehrwerte und Potenziale, um beispielsweise Inhalte lebendiger, interaktiver und ansprechender zu gestalten. Ich sehe meine Expertise speziell für Thüringen zum Beispiel verstärkt im Bereich Tourismus: So könnte man Informationstafeln im Rennsteig mit AR-Inhalten anreichern. Schulklassen könnten dann, in Kombination mit ihrem Smartphone, interaktiv Wissen über Tiere und Pflanzen vermittelt bekommen. Wie bewegen sich Füchse, wie sieht es aus, wenn ein Baum wächst, wie sieht der Waldboden im Winter aus? Das kann man alles dreidimensional durch neue Technologien oder klassisch als Illustration darstellen und damit Schulklassen- und Touristen-Touren noch spannender und anschaulicher gestalten.

3. Was fasziniert dich an deiner Arbeit?

Ich bin ein kreativer Geist, der offen für neue Projekte und Themen ist. Seit meiner Jugend wollte ich einen kreativen Beruf ausüben. Mich fasziniert an meiner Arbeit besonders der Prozess der Visualisierung von physisch nicht-existenten Dingen, die ich durch 3D-Animationen, Renderings aber auch Illustration zum Leben erwecken kann. Es ist schon cool, wenn man das Handwerk und die Werkzeuge im Gepäck hat, um meine oder die Ideen meiner Kunden und Kundinnen zu verwirklichen und “greifbar” zu machen. Zu meiner Arbeit gehört auch viel Recherche: Ich muss mich in Gegenstände und Themen einfühlen, sie verstehen und genau beobachten. Ich interessiere mich für aktuelle Design- und Gestaltungstrends und bin daher viel auf Inspirations-Plattformen unterwegs. Mich begeistert die aktuelle Ästhetik und wie ich sie in meiner Art und Weise und meinem Stil modern umsetzen kann. Als Künstler und Freiberufler ist es wichtig, seine eigene Handschrift zu entwickeln, aber auch über physikalische Gegebenheiten Bescheid zu wissen: Wohin setze ich Lichtpunkte im Raum? Welche Farben verwende ich? Wie positioniere ich die virtuelle Kamera? Das gehört alles zum Kreativprozess mit dazu und ist auch mit vielen handwerklichen Techniken verbunden. Meine Arbeit wird dadurch sehr vielseitig und komplex. Und dann gibt es meist diesen einen Moment, den “Magic Moment”, wie ich ihn nenne, wenn ich meine Arbeit rendere und sie sich eine triste CAD-Szene oder Vorzeichnung in ein lebendiges, mit Licht und Farbe geflutetes Bild verwandelt – das ist sehr befriedigend für mich. Ich fühle mich dabei wie ein Künstler, der immer wieder von der Leinwand zurücktritt und schaut, wo es noch an Farbe und Struktur fehlt, um sein Werk zu vollenden.

Illustrationen und 3-D-Visualisierungen

Hinweis: Die Illustration von dem Planet Comic Affen (Bild Nr. 4) und der Schwalbe auf Schwalbe (Bild Nr. 2) können mithilfe der Artivive App interaktiv mittels Augmented Reality (AR) erlebt werden.

4. Wie steht es bei dir um Netzwerken und Kundschaft generieren?

Da mein Business noch jung ist, bin ich derzeit dabei, mir meinen Kundenstamm in Erfurt und Umgebung aufzubauen. Ich bin bereits mit ein paar Kreativagenturen im Gespräch, die einen 3D-Designer für Kundenaufträge, Bildinhalte für Webshops und Co brauchen. Auch die Erstellung eines dreidimensionalen Showrooms wurde bereits von einem Architektur-Büro angefragt. Ich möchte zunächst mit regionalen Kunden und Kundinnen zusammenarbeiten, da für mich die Nähe zu Kooperationspartnern und -partnerinnen sowie die zwischenmenschliche Ebene bei der Zusammenarbeit besonders wichtig sind. Entsprechend habe ich mich sehr gefreut, als ich für den Erfurter Comicpark auf der Ega den Lageplan gestalten durfte. Für den Erfurter Club „Kickerkeller“ habe ich für die hauseigene Mexikaner-Schnaps-Produktion, Etiketten illustriert und grafisch gestaltet. Mittlerweile bin ich mit Erfurter Illustratoren und Illustratorinnen gut vernetzt. Im fruchtbaren und kreativen Austausch bin ich ebenso mit Thüringer Firmen im Bereich 3D, VR und AR. Ich freue mich schon darauf, noch mehr spannende Leute kennen zu lernen. Die Lust an neuen Themen und modernen Technologien ist bei den Kreativschaffenden auf jeden Fall deutlich zu spüren. 

5. Neben der Liebe: Gibt es noch einen anderen Grund für dich, dass du dir für dein Business den Standort Erfurt/Thüringen ausgesucht hast?

Meiner Meinung nach sind in meinem Bereich die Kapazitäten und die Möglichkeiten in Thüringen noch nicht erschöpft. Entsprechend kann man sich mit 3D-Modeling, -Visualisierung und -Illustration sowie AR gut positionieren und es gibt noch genügend spannende Projekte zu realisieren. Zudem habe ich hier bei den Thüringer Kreativschaffenden gleich Anschluss gefunden und wurde herzlich aufgenommen. Man gräbt sich nicht gegenseitig das Wasser ab, sondern hat Lust auf Kollaboration und Zusammenarbeit. Zudem kann man sich in Thüringen an vielen Projekten im kulturellen Bereich beteiligen – die Hürden sind dafür sehr niedrigschwellig und das Engagement entsprechend hoch. Ich fühle mich in Erfurt schon längst nicht mehr als Gast. Thüringen ist sehr schnell zu meiner neuen Heimat geworden, in der ich mich sehr wohl fühle.

6. Welche Visionen hast du für 2021 für dein Business?

Dieses Jahr möchte ich mir einen Kundenstamm und ein noch größeres Netzwerk aufbauen sowie meine kreativen Leistungen bekannter machen. Hieraus sollen dann Projekte entstehen, mit deren Ergebnissen ich meine Kunden und Kundinnen sowie Kollaborationspartner und -partnerinnen glücklich und zufrieden machen kann. Ich bin in jedem Fall für alle neuen Ideen, Anregungen und Gespräche offen, was man zusammen realisieren kann und wie man kreative Schnittmengen nutzen kann.

Kontakt

VONJO.art
3D Modeling, 3D Visualiserung,
Animation & Illustration

Johannes von Havranek
Tel.: 0172/2184971
contact@vonjo.art
www.vonjo.art
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