Ein Gastbeitrag von Andreas Eck
KREATIVITÄT IST TOT.
Der schöpferische Akt des Erschaffens ist in unserer rastlosen Gesellschaft den Hochgeschwindigkeitsdienstleistungen zum Opfer gefallen. Hinterbliebene sind Zeitnot, Termindruck und eine ökonomisierte Version der Kreativität.
Foto: Luis Villasmil
WEGE ZURÜCK ZU MEHR KREATIVITÄT
Dieser etwas dramatisierte Einstieg ist für mich ein wesentlicher Aspekt der Entstehung von kreativen Blockaden. Denn es ist mitunter zermürbend, eine zündende Idee zu brauchen und aufgrund von Hektik, Stress oder Ähnlichem zu keinem Ergebnis zu kommen. Manchmal helfen die vielen Kreativtechniken, die es in unzähligen Büchern und Tutorials oder Seminaren gibt. Manchmal auch nicht. Manchmal ist der Druck sogar hilfreich, weil er zu Fokus und Effektivität zwingt. Und manchmal führt er einfach in eine gestalterische und emotionale Sackgasse.
Neben den ganzen externen gibt es auch die internen, die persönlichen Einflüsse, welche dazu beitragen, sich bisweilen kreativ gelähmt zu fühlen. Dabei spielen oft biografische Konditionierungen und Glaubenssätze eine entscheidende Rolle. Spontane Selbstzweifel, Versagensängste oder einfach der Antrieb, besonders besonders sein zu wollen, können zum Beispiel die Verbindung zum innenwohnenden Kreativkanal versperren.
„Ich vertrete per se die Ansicht, dass potentiell jeder die Fähigkeit besitzt, in Kontakt mit seiner Kreativität zu sein“
Ich vertrete per se die Ansicht, dass potentiell jeder die Fähigkeit besitzt, in Kontakt mit seiner Kreativität zu sein und ich möchte die nachfolgenden Glaubenssätze exemplarisch dafür nutzen, selbstreflexive Impulse für etwaige Irrtümer oder destruktive Denkmuster anzubieten. Die folgenden fünf Wege zurück zu mehr Kreativität sind daher vielmehr fünf Auswege aus dem – Achtung Wortspiel – „Kreatief“:
Foto: Rayson Tan
Kreativblockade 1: Ich bin nicht kreativ!
Das geht nicht. Nichts und niemand im Universum ist unkreativ, denn selbst der Versuch es zu sein, ist auf seine Art und Weise kreativ. Was für einen Sinn sollte es haben, unkreativ zu sein? Die Schöpfung und ihr Prozess sind sinnstiftend und intelligent. Um das zu erkennen, reicht ein Blick in die letzten Jahrmillionen völlig aus.
Die Idee unkreativ zu sein, scheint wohl eher aus einem Raum des Mangels oder des Zweifels zu kommen. Und wenn das so ist, finde ich es durchaus sinnvoll, innezuhalten und zu erforschen, was mich annehmen lässt, ich sei nicht kreativ. Dafür gibt es hilfreiche Fragen, zum Beispiel: Wie fühle ich mich gerade? Welche Dinge treiben mich besonders um? Gibt es etwas, was mich sehr vereinnahmt?
Experiment: Versuche für eine Minute nicht kreativ zu sein! Beobachte dich und notiere deine Bemühungen in einer weiteren Minute. Du wirst staunen.
Kreativblockade 2: Ich brauche etwas Bestimmtes, um kreativ zu sein!
Eine bestimmte Qualifikation. Ein bestimmtes Setting. Eine bestimmte Technik. Und nur bei Vollmond mit Blick unter die zweite Tasse rechts im Küchenschrank. Es ist eine stete Gratwanderung zwischen Verstand und Intuition, ein Wandeln zwischen inspirieren lassen und selbst erschaffen. Wobei ich gelesen habe, dass Inspiration auch als Angst vor der eigenen Kreativität gesehen werden kann. Quasi als Absicherung und Legitimation der eigenen Arbeit mithilfe eines bestehenden Referenz- oder Bezugspunkts.
Das Einzige, was es aus meiner Sicht braucht, um kreativ sein zu können, ist die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen. Kreativität beginnt dann, wenn man sich von ihrem konventionellen Verständnis befreit. Freiheit sind die Flügel der Kreativität!
Experiment: Erschaffe deinen eigenen Kreativraum. Ein A4-Blatt und ein Stift genügen. Wie muss der aussehen? Was muss alles darin sein, damit du dich wohl fühlst? Was beflügelt dich und darf auf keinen Fall fehlen? Oder sind es mehrere Orte? Dann nimm zwei Blätter.
Foto: Laura Adai
Kreativblockade 3: Kreativität bedeutet, ich muss mir etwas ausdenken!
Denken, Ausdenken oder Gedanken machen sind für mich pure Kreativbremsen. Denken führt einfach zu noch mehr Denken. Nun ist das Denken an sich kein schöpferischer Akt, sondern die Fähigkeit des Verstandes zu sortieren, assoziieren oder zu konstruieren. Und manchmal reicht diese Form des Erschaffens auch völlig aus. Wenn der Anspruch aber ist, kreativ sein zu wollen, finde ich es hilfreich, zuerst an den sogenannten Nullpunkt zu kommen. Das bedeutet die Reduktion aller Einflüsse, Eindrücke und Gedanken um mich herum. Das geht gut mit Meditation zum Beispiel. Denn ab dem Punkt des Nichtdenkens beginnt die innere Beobachtung. Durch dieses Vorgehen ist es möglich, Verbindung zur inneren Quelle der Kreativität aufzunehmen. Aus diesem Raum der Wahrnehmung kommen oft sehr überraschende Ideen.
Experiment: Nimm dir 5 Minuten Zeit. Nur für dich, ganz alleine. Setz dich bequem hin, Füße fest auf den Boden, Hintern fest auf der Sitzfläche und den Rücken sicher angelehnt. Beginne nun bewusst zu atmen. Lange Atemzüge. Lass dir Zeit beim Ein- und Ausatmen. Suche dir ein unbewegtes inneres Bild, zum Beispiel einen roten Kreis, und versuche, dieses mit deiner Aufmerksamkeit vor deinem geistigen Auge zu fokussieren. Deine Gedanken werden dich ablenken, versuche aber immer wieder zu deinem Bild zurückzukehren. Auch wenn es am Anfang mühsam ist, lohnt sich eine tägliche Übung. Du wirst sehen.
Kreativblockade 4: Kreativität ist ein Dauerzustand.
Das ist doch keine Blockade. Oder doch? Kreativität ist ein potentieller Dauerzustand. Aber wie es so ist in unserer Welt der Gegensätze, kann es das Eine nicht ohne das Andere geben. Das bedeutet, ich kann beziehungsweise ich will gar nicht „dauerkreativ“ sein. Ich will ja auch nicht immer munter sein. Was würde mein Schlaf dazu sagen? Ich finde es einfach wichtig, ausreichend geistige und schöpferische Ruhepausen einzulegen und bewusst andere Dinge oder eben nichts zu tun. Umso leichter fällt es, wieder kreativ zu sein.
Experiment: Hast du dich schon mal im Müßiggang probiert? Nimm dir eine bekannte Strecke (nicht zu lang) und versuche diese so langsam wie möglich zu gehen. Bremse dich ruhig aus, wenn du ungeduldig und dadurch schneller wirst oder dich blöd oder beobachtet fühlen solltest. Der Wahrnehmungsradius weitet sich und ermöglicht neue Perspektiven. Physisch und mental.
Foto: Lucas Sankey
Kreativblockade 5: Ich bin nicht gut genug!
Wer kennt sie nicht: Zweifel. Immer dann, wenn es mal nicht so läuft, wie es gerade gedacht oder geplant war. Kreativ zu sein bedeutet auch mutig zu sein. Konventionen und Gewohnheiten zu brechen. Überraschend und unerwartet zu sein. Das geht natürlich mit dem Wagnis einher, auch auf verschlossene Ohren oder kritische Blicke zu treffen. Kreativität sollte meiner Meinung nach nicht auf einer persönlichen Absicht aufbauen, weil sie dann von den Bewertungen und Urteilen anderer abhängig wird und im Grunde nur dem eigenen Bedürfnisausgleich dient. Wirkliche Kreativität kommt aus dem Inneren und transportiert einen Ausdruck der Schöpfung. Dieser polarisiert vielleicht auch, aber die innere Erschütterung und mögliche Selbstzweifel bleiben aus oder sind weniger präsent, da der Ursprung des Schaffens nicht dem Reich von gut oder schlecht, schön oder hässlich, gelungen oder misslungen entspringt, sondern seine Quelle im Nondualen hat.
Experiment: Frage zwei Menschen deines Vertrauens: Mit welchen Stärken siehst du mich? Lass dir die Eigenschaften von ihnen aufschreiben und zum Lesen geben.
Über den Autor
„Ich bin Andreas Eck, 46 und über 20 Jahre als Ideenentwickler und Grafiker in der Werbebranche sowie über zehn Jahre als Begleiter und Berater für persönliche oder berufliche Entwicklungsprozesse tätig. Mit meinem Unternehmen ECK | Gestalter. Werber. Mentor habe ich mich auf Gestaltung & Designlösungen, Branding & Markenentwicklung und Beratung & Mentoring spezialisiert.“
Kontakt
Andreas Eck
Gestalter . Werber . Mentor
0151 142 44 660
hi@andreaseck.de
www.andreaseck.de
Breite Gasse 4, 99084 Erfurt
Titelbild: Lucas Sankey
Headerbild: Laura Adai
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