Kallinich Media wurde 1999 aus der Leidenschaft für das aufkommende Internet und der Vision heraus gegründet, Unternehmen im digitalen Raum zu stärken. Was als Ein-Mann-Betrieb im Arbeitszimmer der Eltern begann, hat sich heute zu einer erfolgreichen Kreativagentur mit 15 Köpfen entwickelt. In unserem Interview spricht Gründer Tobias Kallinich über die Anfänge, die Herausforderungen der digitalen Transformation und wie Künstliche Intelligenz das Unternehmen und die gesamte Branche verändert. 

Wie kam es zur Gründung von Kallinich Media und was hat dich damals angetrieben?

Schon während meiner Ausbildung zum Industriekaufmann in den 1990ern faszinierte mich das aufkommende Internet. Ich habe bei VORWERK in Hameln 1996 meine Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen und konnte dort erste Erfahrungen im Marketing sammeln. Als dann die erste Internetseite aufgebaut wurde, war mir klar: Das Internet wird riesig. Neben der Ausbildung begann ich deshalb, Webseiten für Unternehmen zu erstellen. Trotz der Skepsis vieler Unternehmer:innen wagte ich 1999 den Schritt in die Selbstständigkeit – mit 1000 DM auf dem Konto, aus dem Arbeitszimmer meiner Eltern in Gotha heraus.

Wie hat sich Kallinich Media seit den Anfängen entwickelt?

Im Frühjahr 2000, kurz nach der Gründung, stellte ich meine erste Mitarbeiterin ein und gemeinsam mit Norman Lepach (einem Schulfreund) baute ich das Unternehmen weiter auf. Unser erstes Büro war in Gotha, 2003 folgte der teilweise Umzug nach Erfurt, wo wir trotz der geplatzten Internetblase auf fünf Mitarbeiter:innen anwuchsen. 2006 verlegten wir das Büro vollständig nach Erfurt, seit 2016 sind wir im „Dompalais“ zuhause.

Heute sind wir ein starkes Team und decken alle wichtigen Kompetenzen im Bereich moderner Medienarbeit ab: von Strategie über Medienwissenschaft und Medieninformatik bis hin zu Design und Gestaltung. Wir haben ein junges Social-Media-Team und begegnen dem Generationenkonflikt aktiv. Denn gerade in der digitalen Welt müssen sich nicht nur die Jungen entwickeln, sondern auch die Erfahrenen offen für Neues bleiben. Unsere Unternehmensführung ist bewusst nach vorn gewandt – ohne verstaubte Altersweisheiten oder starre Weltbilder. Denn eines ist klar: In der Dynamik der digitalen Welt müssen wir jeden Tag dazulernen.

Was macht Kallinich Media besonders? 

Wir sind darauf spezialisiert, Wissen aufzubereiten und Unternehmen dabei zu unterstützen, die Möglichkeiten der digitalen Welt wirklich zu verstehen und für sich nutzbar zu machen. In unseren Strategieworkshops zeigen wir auf, wie bestehende digitale Tools und Prozesse sinnvoll mit den individuellen Anforderungen unserer Kund:innen verknüpft werden können. Viele Unternehmen, gerade aus dem Mittelstand, haben noch nicht erkannt, dass digitales Marketing und Vertrieb weit über Reichweite und Sichtbarkeit hinausgehen. Ein moderner digitaler Geschäftsprozess umfasst die gesamte Kette – vom Kund:innenservice bis hin zu neuen Geschäftsmodellen. Wir machen diese Potenziale sichtbar und setzen maßgeschneiderte Projekte um, besonders für B2B-Kund:innen aus dem kleineren und größeren Mittelstand in ganz Deutschland. Unsere Projekte reichen von digitalen Katalogen, Social-Media-Strategien und Videoproduktionen bis zu Employer Branding. Wichtig ist uns dabei: nicht nur Lösungen zu liefern, sondern unsere Kund:innen auch zu befähigen, ihre Digitalkompetenz langfristig zu stärken.

Als Agentur seid ihr ja immer am Puls der Zeit, was neueste Technologien betrifft – wie wird zum Beispiel künstliche Intelligenz unser Nutzungsverhalten im Internet in Zukunft verändern?

Aktuell sehen wir, dass der klassische E-Commerce, wie wir ihn in den letzten 20 Jahren kannten, seinem Ende entgegengeht. Auf Digitalmessen wie kürzlich in Berlin wird deutlich: Das Internet in seiner heutigen Form – Desktop-Seiten, auf denen wir selbstständig nach Angeboten suchen – wird verschwinden. Mit der Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz werden digitale Assistent:innen unsere Suche mehr und mehr übernehmen und uns gezielt Ergebnisse liefern. Shops, wie wir sie heute kennen, könnten dadurch langfristig obsolet werden. Gleichzeitig verändert sich auch die Nutzung von Social Media: KI-generierter Content nimmt rasant zu, wird immer spektakulärer – aber dadurch auch beliebig, sodass das Interesse der Nutzer:innen daran abnehmen könnte. In Zukunft werden wir weniger visuell konsumieren und stärker über Sprache oder virtuelle Interfaces, wie VR-Brillen, mit digitalen Welten interagieren.

Inwiefern beeinflusst künstliche Intelligenz eure Arbeit? 

Mittlerweile beeinflusst sie alle unsere Arbeitsbereiche. Wir sehen KI nicht als Ersatz für Kreativität, sondern als echten Gamechanger. Deshalb bauen wir unser Angebot rund um Vorträge, Wissenstransfer und Workshops zum Thema KI aktuell stark aus. Es war wichtig für unser Team, zu verstehen, dass KI eine Unterstützung sein kann, aber keine Bedrohung. Unternehmen müssen trotzdem individuelle, authentische Strategien entwickeln – denn rein KI-generierter Content macht sie, wie bereits angedeutet, austauschbar und führt selten zum Erfolg. Heute arbeiten wir aktiv mit KI-Tools und geben dieses Know-how auch an unsere Kund:innen weiter. Ich selbst habe mittlerweile ein KI-Manager-Zertifikat erworben – aber trotzdem lerne ich jeden Tag dazu. Dranbleiben ist hier die halbe Miete.

Mit Fortschritt kommen auch Herausforderungen. Vor welchen stehen Kreativagenturen aktuell?

Aktuell kämpfen Kreativagenturen besonders darum, ihre Kreativität zu bewahren und selbstbewusst nach außen zu vertreten. Für Kreative ist es oft frustrierend, wenn ihre Arbeit bei Kund:innen nicht richtig ankommt. Wir setzen deshalb auf starken Teamrückhalt und verkaufen die Ideen unserer Kreativen aktiv und überzeugend. Gleichzeitig schaffen wir Freiräume: Unsere Gestalter:innen setzen eigene Projekte um und gestalten ihr Arbeitsumfeld selbst. Dazu kommen komplett flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten und eine echte 4,5-Tage-Woche – ohne Gehaltseinbußen. Das führt sogar zu weniger Krankheitstagen. Für uns ist klar: Kreativität braucht Freiheit, Vertrauen und gute Rahmenbedingungen.

Was sind die nächsten großen Schritte für Kallinich Media und wie möchtet ihr dazu beitragen, die digitale Transformation in Thüringen voranzutreiben?

Die Zukunft von Kallinich Media sieht spannend aus, vor allem mit dem Potenzial, das Erfurt als Standort bietet. Im Bereich der digitalen Kreativität gibt es noch viel Raum für Wachstum, den wir nutzen beziehungsweise ausbauen möchten. Denn Thüringen fehlt teilweise noch eine klare Strategie, besonders wenn es um Themen wie Zukunft, Kreativität und Digitalisierung geht. Deshalb möchten wir dazu beitragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen.

„Kreativität braucht Freiheit, Vertrauen und gute Rahmenbedingungen“

Dazu bin ich aktiv in Thüringen unterwegs, um Unternehmen mit Workshops zu KI zu unterstützen. Besonders freue ich mich auf meinen Impulsvortrag beim erwicon im September, bei dem ich auch wieder die Moderation übernehmen werde. Zusätzlich arbeiten wir derzeit an neuen Workshop-Formaten, um unser Wissen und die digitalen Möglichkeiten für Unternehmer:innen noch besser zu transportieren.

Kontakt

Tobias Kallinich
Kallinich Media Digital GmbH
Peterstrasse 3, 99084 Erfurt
tobias.kallinich@kallinich-media.de
www.kallinich-media.de
Tel.: 0361 380331-30