Umweltbewusst. Werbung. Gestalten.

Im Interview mit Christiane Kiel // Werbeagentur Symposium aus Jena

Die gebürtige Jenenserin Christiane Kiel fühlt sich nicht nur privat mit der Natur verbunden. Täglich steht in ihrer Arbeit als Inhaberin der Werbeagentur Symposium die nachhaltige Umsetzung von Printmedien und Werbemitteln für Unternehmen im Fokus. Hierbei ist alles für eine umfassende Geschäftsausstattung dabei: Vom recycleten oder kompostierbar Flyer über Briefvorlagen auf Graspapier bis zu umweltfreundlichen Broschüren. Wir haben die Gestalterin via Zoom in ihrem Workspace in der Bachstraße in Jena besucht und mehr über die Relevanz von umweltbewusster Werbung und die Vorteile von nachhaltigem Marketing erfahren.

Warum ist die Umsetzung nachhaltiger Werbung für dich so wichtig und wie kann diese aussehen?

Ich selbst lebe meinen privaten und beruflichen Alltag so nachhaltig wie möglich. Ob der Verzicht auf ein Auto, Second-Hand-Möbel oder Anschaffungen fürs Büro – ich lebe Nachhaltigkeit und vertrete diese auch in meinem gestalterischen Handeln zu 100 Prozent. Dabei lassen sich gutes Design und gelungene Ergebnisse im Hinblick auf Werbemaßnahmen sehr gut verbinden.

Ich achte bei jedem Auftrag beispielsweise auf die Auflage und Qualität der verwendeten Materialien. Oftmals ist nämlich eine geringere Stückzahl von Flyern mit guter Qualität sinnvoller als eine Unzahl an Werbematerialien, die dann sowieso nur im Müll landen. Oft nutze ich Graspapier – das ist ökologisch abbaubar und sogar bis zu zehn Mal recycelbar. Ansonsten verwende ich in meiner Gestaltung bestimmte Schriftarten, die aus dünnen Strichen oder mit Löchern bestehen, sodass bis zu 20 Prozent Tinte eingespart werden können – die Tinte sollte zudem keine giftigen Schadstoffe enthalten und biologisch abbaubar sein.

Allgemein fokussiere ich mich eher auf eine minimalistische Gestaltung, die somit nicht viel Druckfarbe bei der Produktion braucht.

Über meinen Onlineshop von sym.organizer vertreibe ich nachhaltige Schreibwaren, die ich so klimaneutral wie möglich, plastikfrei und mit so wenig recycelten Verpackungsmaterialien wie nötig an Kund:innen versende. Für ökologische Bindungen, beispielsweise Broschüren, arbeite ich zudem mit lokalen Druckereien zusammen. Hier stieß ich auf eine, die veganen Leim verwendet – wusstest ihr, dass herkömmlicher Leim mit tierischem Knochenpulver hergestellt wird? Das zeigt, in wie vielen Produktionsbereichen noch viel Nachholbedarf besteht, was Tier- und Naturwohl betrifft. Ich selbst forsche jeden Tag an neuen Möglichkeiten, um diese Lücken zu schließen. Die Natur schafft es ja schließlich auch immer wieder Neues zu produzieren, was dann in wiederum einen Kreislauf eingeschlossen wird – warum das auch nicht in die Werbebranche adaptieren?

Mit welchen Firmen hast du bisher zusammengearbeitet?

Neben dem Studentischen Gesundheitsmanagement der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Heimstätten-Genossenschaft Jena, betreue ich aktuell die Werbematerialien für die Europäische Woche der Abfallvermeidung, die mit Unterstützung des LIFE+ Programms der Europäischen Kommission 2009 gestartet wurde. Den Saale-Unstrut e.V. durfte ich zudem unterstützen, indem ich vor Kurzem eine Broschüre gestaltet und 2022 für die Stadt Jena ebenfalls die Broschüre für den Zensus 2022 umgesetzt habe. Die meisten meiner Kund:innen sind entweder selbst komplett auf Themen wie Natur und Nachhaltigkeit ausgerichtet, wie zum Beispiel der Verband Deutscher Naturparks e.V., oder legen hierauf in ihrem Daily Business besonderen Wert.

Was hindert deiner Meinung nach noch (zu) viele Unternehmen daran, ihre Werbung nachhaltig(er) zu gestalten?

Um nachhaltig in der Werbung zu agieren, kommen viele verschiedene Faktoren zusammen, die beachtet werden müssen. Und hier geht es um weit mehr als Papier: Neben der nachhaltigen Produktion, der richtigen Auswahl an Lieferant:innen und Partner:innen, spielt auch die Sensibilisierung für das Thema eine wichtige Rolle – das ist zum einen mit der Veränderung des Verhaltens, aber auch mit dem Mindset verbunden. Und das stellt wahrscheinlich für viele Unternehmen noch eine zu große Hürde dar. Die meisten meiner Kund:innen bringen daher bereits ein gewisses Bewusstsein mit und sind sich der Relevanz von Nachhaltigkeit im Unternehmertum bewusst. Schwieriger ist es jedoch, Firmen von nachhaltigem Handeln zu überzeugen. Um hier die Vorteile und Möglichkeiten von nachhaltiger Werbung aufzuzeigen, plane ich derzeit ein E-Book, das einen guten Überblick über den Einstieg in nachhaltiges Werben schaffen soll. So möchte ich noch mehr Unternehmen für ökologisch-wertvolles Handeln begeistern.

Wie gestaltete sich dein persönlicher Weg bis hin zur Selbstständigkeit?

Nach meinem Schulabschluss in Jena entschied ich mich für eine Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin. Hier konnte ich in unterschiedlichste Bereiche blicken, mir wurde jedoch schnell klar, dass ich meinen Schwerpunkt auf kreatives Arbeiten legen möchte. Daher habe ich noch eine Weiterbildung zur Webgestalterin angeschlossen und daraufhin in Agenturen gearbeitet.

2011 kam ich dann zum Symposium – ein 1993 gegründeter Zusammenschluss verschiedener Kreativschaffender aus den Bereichen Fotografie, Gestaltung und Film. Von der Angestelltin zur Inhaberin verliefen die Jahre bis April 2020. Hier habe ich den Namen und den kreativen Grundgedanken nicht erlöschen lassen und das Symposium als nachhaltige Gestaltungsagentur neu gegründet. Seitdem setze ich für Auftraggebende aus verschiedenen Branchen kompromisslos-nachhaltige Werbeaufträge um und habe hier in Jena damit mein Alleinstellungsmerkmal gefunden.

Was bedeutet es für dich in Jena zu arbeiten?

Ich arbeite hier unglaublich gerne. Es gibt über 30 (Kreativ-)Agenturen und es herrscht ein toller Austausch. Jeder und jede hat hier seine/ihre eigene Nische gefunden und kann sich mit seinem oder ihrem Business entfalten. Zudem engagiere ich mich mit meiner Expertise leidenschaftlich für Stadt und Umgebung. Beispielsweise spende ich mit den umgesetzten Projekten einen Teil, um Bäume pflanzen zu lassen oder Vereine zu unterstüzen. Ansonsten genieße ich hier die Nähe zur Natur, die diese schöne Stadt ja regelrecht “umkesselt”. An den Wochenenden verbringe ich in den Jenensischen Hügeln meine freie Zeit mit Wandern und Co.

Hast du Visionen für die Zukunft?

Neben dem geplanten E-Book, arbeite ich derzeit an neuen nachhaltigen Papierprodukten für meinen Onlineshop. Ansonsten möchte ich weiterhin täglich meinen Beitrag für nachhaltiges Unternehmertum leisten und noch mehr Menschen von der Bedeutung für das Thema überzeugen.

Kontakt
Symposium – Umweltbewusst. Nachhaltig. Gestalten.
Bachstraße 22
07743 Jena
Mail: hallo@symposium-jena.de
www.symposium-jena.de

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