Kinder Medien Festival Goldener Spatz und seine Bedeutung für die Medienlandschaft Thüringens 

im Interview mit Festivalleiterin Elisabeth Wenk

Spannende Filmvorführungen, aufregende Preisverleihungen sowie Networking-Events für nationale und internationale Medienschaffende: Das und mehr können Besucher:innen des Deutschen Kinder Medien Festivals Goldener Spatz ab dem 2. Juni 2024 in Gera und Erfurt erwarten. Mit insgesamt 112 Veranstaltungen geht das größte Festival für deutschsprachige Kindermedien Goldener Spatz dieses Jahr in die 32. Runde. Wir wollten mehr über die Geschichte des Festivals, seine Potenziale für die Kindermedienlandschaft und die Mission des Goldenen-Spatz-Teams zur Förderung der Nachwuchstalente in Thüringen erfahren. Zwischen Organisation und Programmplanung haben wir hierzu die Festivalleiterin Elisabeth Wenk in ihrem Büro in Erfurt zum Interview getroffen.

Elisabeth Wenk im Interview, Foto: Alem Kolbus.

Wann ist die Idee zum Goldenen Spatz Festival entstanden?

Bereits 1979 wurde das Festival in der DDR in Gera als Nationales Festival ,Goldener Spatz‘ für Kinderfilme der DDR in Kino und Fernsehen gegründet. Hier wurden von der damaligen Deutschen Film AG (DEFA) produzierte Kinderfilme im zweijährigen Rhythmus gezeigt. Schon zur Zeit seiner Entstehung diente das Festival als Plattform für den Austausch mit internationalen und nationalen Gästen der Kindermedienlandschaft. Doch mit der Wende stand man vor der Frage, wie es weitergehen sollte. Um den Goldenen Spatz zu bewahren, hat sich in den 1993er Jahren die Deutsche Kindermedienstiftung Goldener Spatz gegründet, die heute noch besteht. Träger sind die Stifter MDR, ZDF, RTL, die Städte Gera und Erfurt, die Thüringer Landesmedienanstalt und die Mitteldeutsche Medienförderung.

Trotz der politischen Umbrüche konnte das Festival bis heute seine Bedeutung bewahren und ist mittlerweile zum größten Branchentreffen für audiovisuelle deutschsprachige Kindermedien geworden. Der Goldene Spatz zieht jährlich tausende Besucher:innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an, leistet einen wichtigen Beitrag zur Förderung talentierter Nachwuchsfilmemacher:innen und sensibilisiert für die Chancen, Herausforderungen und Entwicklungen der jungen Medienlandschaft. Das Filmfestival ist nicht nur ein Ort der Unterhaltung, sondern auch des Lernens und der Inspiration. Neben dem neuen “Talent Lab Goldener Spatz“ gibt es moderierte Filmerlebnisse und Workshops, um bei den Jüngsten das Interesse und die Begeisterung für das Medium Film sowie den Kulturort Kino zu wecken.

Woher stammt  deine persönliche Begeisterung für den Film?

Schon als Kind ging ich regelmäßig ins Kino, manchmal sogar alleine. Meine Leidenschaft für Filme brachte mich dazu, Kulturwissenschaft zu studieren, unter anderem in Leipzig und Jena. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall beruflich etwas mit Film machen will, aber noch nicht, was genau. Also probierte ich mich während meines Studiums in verschiedenen Bereichen aus, war beim cellu l’art Festival in Jena tätig, produzierte eigene Filme, war bei einem Filmverleih und als Kulturvermittlerin sowie als Moderatorin für Filmvorführungen tätig. 2019 arbeitete ich bei einer europäischen Konferenz der Deutschen Kindermedienstiftung Goldener Spatz, bei der es darum ging, wie man die Bedeutung von Medien für Kinder auf europäischer Ebene positioniert und wie wichtig es ist, das junge Publikum ernst zu nehmen. Das fand ich spannend – zumal es in Thüringen eine vielfältige Filmbranche gibt, die die kreativen Tools besitzt, um dieses Thema noch stärker zu professionalisieren. Kurz darauf fing ich zunächst am Standort Gera als Assistentin der Geschäftsführung und Festivalleitung beim Goldenen Spatz an und übernahm später die Stelle als kommissarische Leiterin. Seit 2023 bin ich als Festivalleiterin am Standort Erfurt mit meiner täglichen Arbeit bestrebt, die Kindermedienlandschaft in Thüringen durch das Festival zu stärken und mit vielen Mehrwerten für die Branche anzureichern. 

“Kinder haben ein Anrecht auf qualitativ hochwertige Unterhaltung, die altersgerecht ist und ihre Bedürfnisse berücksichtigt“ – Elisabeth Wenk

Warum sind derartige Festivals denn so wichtig für die Kindermedienlandschaft in Thüringen und die Förderung von Nachwuchstalenten?

An erster Stelle steht die Möglichkeit zur Sensibilisierung der Branche, die wir durch Begleitprogramme während des Festivals auf ihre Verantwortung gegenüber gut gestalteten Medienangeboten für Kinder aufmerksam machen. Denn: Kinder haben ein Anrecht auf qualitativ hochwertige Unterhaltung, die altersgerecht ist und ihre Bedürfnisse berücksichtigt. Leider werden Medienangebote noch viel zu oft aus einer adoleszenten Perspektive umgesetzt, die oftmals nur auf die Erfahrungen “guter Kindermedien” aus der eigenen Kindheit zurückgreift. Aber die Welt hat sich weitergedreht, Kinder und Jugendliche wachsen in einer digitalisierten Welt mit Streamingdiensten und VR auf. Sie nutzen Medien auf eine ganz andere Weise und das völlig eigenständig. Daher ist es wichtig, dass die Branche sicherstellt, dass professionelle Angebote in Film und Fernsehen für Kinder angemessen in den Medien repräsentiert, passgenau für die junge Zielgruppe gestaltet und in ausreichender Form finanziert werden. Um zeitgemäße Bedarfe zu erkennen, schaffen wir deshalb beim Festival Diskussionsformate, in denen Filmschaffende mit dem jungen Publikum direkt vor Ort im Kinosaal in den Austausch kommen können. Zudem ist uns die Förderung von Nachwuchstalenten, Filmbildung und kultureller Vermittlung wichtig. Aus diesem Grund laden wir Filmemacher:innen, Regisseur:innen oder auch Drehbuchautor:innen zum Goldenen Spatz ein, die Einblicke in ihre Arbeit geben und Lust auf die vielfältigen Berufe im Bereich Film und Medien machenJedes Jahr laden wir bis zu 600 Branchenvertreter:innen aus der gesamten DACH-Region nach Gera und Erfurt ein, darunter Produzent:innen, Filmförder:innen, Redakteur:innen und Co.

Darüber hinaus stärken wir die Sichtbarkeit der hiesigen Filmbranche, also lokaler Produktionsstätten wie zum Beispiel die ostlicht filmproduktion GmbH. Zudem möchten wir die nationale und internationale Vernetzung von Kreativschaffenden fördern, um Thüringen als Medienstandort weiter auszubauen. Aus diesem Grund laden wir auch immer “große Namen” zum Goldenen Spatz ein. Dieses Jahr werden unter anderem Vertreter:innen von Disney + anwesend sein. In Fachvorträgen und Pitching-Formaten wird zudem evaluiert, welche Trends und Neuerungen die Branche prägen und welche neuen Medien die junge Generation aktuell nutzt. Als A-Filmfestival in Thüringen schaffen wir somit einen Raum, um über die Veränderungen in der Medienlandschaft und die Herausforderungen, denen die Filmbranche gegenübersteht, zu reflektieren.

Neben Herausforderungen gibt es viel Potenzial, das in der Kindermedien-Landschaft in Thüringen steckt.

Genau. Kinderfilme sind nicht nur kulturell wertvoll, sondern auch ökonomisch bedeutend. Daher ist es wichtig, dass dieser Bereich der Branche hier in Thüringen angemessen gefördert wird – auch dafür setzen wir uns ein. Beim Festival möchten wir natürlich vor allem den künstlerischen und gesellschaftlichen Aspekt des Films feiern sowie das 45-jährige Festival-Jubiläum, aber eben auch die Bedeutung dieses Bereichs der Filmindustrie für die regionale Wirtschaft hervorheben. Im besten Fall können wir aber auch weitere Akteur:innen in der Medienlandschaft für dieses Thema begeistern und mit Film- und Medienschaffenden vernetzen. Dafür haben wir uns dieses Jahr einen starken Partner mit dem MENT Mediennetzwerk mit an Board geholt.

Auf welche Highlights können sich die Besucher:innen des Festivals im Juni besonders freuen?

In den letzten 45 Jahren ist in der Thüringer Medienlandschaft viel passiert. Um diese Erfolge angemessen zu feiern, haben wir uns entschieden, fünf ausgezeichnete Beiträge aus verschiedenen Jahrzehnten noch einmal zu zeigen. Ansonsten ist das Netzwerkevent “Meet and More” am 5. Juni im Erfurter Zughafen definitiv ein Highlight und eine tolle Gelegenheit zum Networking und zum Kennenlernen von Gleichgesinnten. An diesem Abend wird auch die Preisverleihung des Drehbuchwettbewerbes von TopTalente e.V. und KiKA stattfinden.

Welche Visionen gibt es bezüglich der Weiterentwicklung des Festivals?

Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir Unterstützung von der Mitteldeutschen Medienförderung, der Staatskanzlei Bundesministerium für Kultur und Medien sowie vielen weiteren Förder:innen und Partner:innen erhalten. Dieser finanzielle Support ermöglicht es uns, das Festival weiterhin zu organisieren und die Zukunft der Filmbranche aktiv mitzugestalten. 2024 wird außerdem ein äußerst spannendes Jahr, sowohl politisch als auch für die Filmbranche. In diesem Jahr wird nämlich das Filmfördergesetz neu geschrieben, was bedeutet, dass sich einiges in der Medienlandschaft verändern wird. Wir leben in einer Zeit, in der die diese einen großen Einfluss auf unsere Gesellschaft hat. Durch innovative Technologien und neue Erzählformen verändert sich auch das Kino. Die Filmvermittlung spielt eine entscheidende Rolle, indem sie Fragen zur Echtheit von Filminhalten aufwirft und zum Nachdenken anregt. Es ist aufregend, zu sehen, wie viel sich in dieser Branche bewegt und wie viele neue Möglichkeiten sich auftun. Wir können nur erahnen, was in den kommenden Jahren auf uns zukommen wird, aber eins ist sicher: Das Bedürfnis und die Notwendigkeit für ein Filmfestival wie den Goldenen Spatz werden immer bestehen bleiben. Als Teil der Medienlandschaft Thüringens sind wir stolz darauf, einen Beitrag zur Entwicklung der Filmbranche zu leisten. Unser Ziel ist es, das Festival jedes Jahr besser und aufregender zu machen und damit sowohl Filmschaffenden als auch jungen und älteren Filmliebhaber:innen eine unvergessliche Zeit und Erfahrungen zu bieten.

Kontakt

Elisabeth Wenk
Festivalleitung
Tel.: 0361 66386-0
wenk@goldenerspatz.de
Insta: @goldenerspatz
www.goldenerspatz.de

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