Ein Jahr nach dem Cross Lab

Wie die Zusammenarbeit mit Kreativschaffenden die Bäckerei Bergmann verändert hat

2023 gingen Matthias Bergmann und seine Nachhaltigkeitsbeauftragte Stephanie Schieritz mit ihrer unternehmerischen Herausforderung in das dreitägige Cross Lab in Erfurt. Gemeinsam mit dem Weimarer Kommunikationsdesigner Nils Volkmann, der Erfurter Künstlerin Annekatrin Lemke und der Porzellandesignerin und Gründerin Isa Schreiber erlebte der Geschäftsführer der Bäckerei Bergmann was passiert, wenn verschiedene Perspektiven und Hintergründe aufeinandertreffen und neue Ideen entwickelt werden. Und zwar mittels Cross Innovation. Was hat sich ein Jahr nach dem Cross Lab in der Bäckerei verändert? Wir haben bei Matthias Bergmann nachgefragt.

Matthias Bergmann bei Cross Lab 2023, Foto: THAK.

Ein Jahr nach dem Cross Lab. Was ist anders geworden?
Im Verlauf des Cross Labs kamen unsere Pain Points zum Vorschein. Wir wissen jetzt viel besser, vor welchen Herausforderungen wir stehen und können aktiv an Lösungen arbeiten.

Ich würde es sofort wieder machen!” – Matthias Bergmann, Geschäftsführer der Familienbäckerei Bergmann über seine Teilnahme am Cross Lab 2023

Welche Pain Points haben sich im Cross Lab herauskristallisiert?
Eigentlich sind wir in das Cross Lab 2023 anfangs mit der Frage gestartet, wie die Wertschätzung der Käuferschaft für lokale nachhaltige Backwaren gesteigert werden kann. In der ersten Phase Cross Innovation-Prozesses wurden unsere kreativschaffenden Teampartner:innenin das Unternehmen, die Abläufe und die Unternehmenskultur eingeführt. Später gingen wir als Cross Lab-Team gemeinsam auf die Straße und sprachen mit potenziellen Kund:innen, um deren Bedarfe besser zu verstehen. In diesen zwei Cross Lab-Phasen haben wir zum einen festgestellt, dass unsere umfangreichen Bestrebungen, eine der nachhaltigsten Bäckereien zu werden, nach außen hin kaum bekannt sind. Zum anderen haben wir in den Gesprächen herausgefunden, dass wir als große Bäckereikette wahrgenommen werden. Eine solche Wahrnehmung geht oftmals mit schlechter Qualität der Produkte einher. Wir haben zwar einige Filialen, sind aber auch ein reines Familienunternehmen, in dem zum Teil Originalrezepte unserer Großeltern bis heute verwendet werden. Das nach außen darzustellen, daran wollten wir schließlich arbeiten – gemeinsam im Cross Lab-Team und auch danach.

Was hat sich seit dem Cross Lab getan?
Im Cross Lab haben wir gemeinsam mit den Kreativschaffenden drei Ideen entwickelt: die Brötchentüten als Kommunikationsflächen zu nutzen, die Herkunft von Backwaren durch Wortwolken in der Auslage zu erklären und ein Vorlesecafé mit dem Titel “Märchen zwischen Mohn und Mehl“ ins Leben zu rufen. Im Vorlesecafé sollten Menschen generationsübergreifend in den Bergmann-Cafés zusammenkommen. Der Gedanke dahinter: Der Wert “Familie“ sollte nicht nur kommuniziert, sondern in unseren Filialen auch nach außen sichtbar gelebt werden.
Nach der Teilnahme am Cross Lab haben wir die Ideen in die Praxis umgesetzt,unsere Tüten verändert, die Kommunikation angepasst und unser lokales Engagement verstärkt.
Auf den Brötchentüten werden jetzt Geschichten erzählt, die die Werte unseres Familienunternehmens, aber auch die Herkunft unserer Produkte in den Fokus rücken. Darüber hinaus haben wir Anfang 2024 unsere Tüten mit einem Thema bedrucken lassen, das uns sehr am Herzen liegt: Werbung für die Freiwilligenagentur Erfurt, ein Projekt der BürgerStiftung Erfurt und zentrale Anlaufstelle für zivilgesellschaftliches Engagement in Erfurt.

Auch die Idee des Vorlesecafés haben wir weiterverfolgt. Aus diesem ist der “Kaffeeklatsch” geworden, der regelmäßig in ausgewählten Filialen stattfindet und bei dem sich kleine und größere thematische Gesprächsrunden über eigene und gesellschaftliche Themen austauschen. Wir möchten damit die Begegnung und das Gespräch zwischen den Menschen fördern. Den Kaffeeklatsch führen wir in Kooperation mit der Erfurter Bürgerstiftung durch. Nach einem Gespräch mit einer Vertreterin der BürgerStiftung, bei dem ich das Cross Lab erwähnte, bekam ich einen Anruf. Die Bürgerstiftung hatte Projektmittel akquiriert, mit denen eine Personalstelle geschaffen wurde, die den Kaffeeklatsch nun moderiert: Daniela Malz übernimmt im Auftrag der BürgerStiftung die Moderation und Themenfindung und wir stellen Raum und Verpflegung bereit. Das Angebot wird gut angenommen. An einem Gespräch zum Thema Demokratie in einer unserer Filialen haben beispielsweise rund 40 Menschen teilgenommen.
Auch die kooperative Arbeit im Cross Lab hat mich inspiriert. Denn Zusammenarbeit ist wertvoll und wichtig. Wir sind jetzt wieder vermehrt in der Innung aktiv und haben gemeinsam mit anderen Bäckereien das Thüringer Brot des Jahres entwickelt. All das hat die Sichtbarkeit und Wahrnehmung unserer Bäckerei spürbar verändert.

Die kooperative Arbeit im Cross Lab hat Bergmann nachhaltig inspiriert: Inzwischen engagiert er sich wieder verstärkt in der Innung – gemeinsam mit anderen Bäckereien hat er das Thüringer Brot des Jahres mitentwickelt. Das hat die Sichtbarkeit und Wahrnehmung seiner Bäckerei deutlich verändert.

Cross Lab 2023 – dein Fazit?
Ich würde es sofort wieder machen! Im Unternehmensalltag ist man oftmals verkopft. Doch man muss offen dafür sein, andere Blickwinkel zuzulassen. Drei Tage das Unternehmen zu verlassen und an einem anderen Ort mit Menschen, die nicht zum Unternehmen gehören und andere Hintergründe haben, kritisch auf das eigene Business  zu schauen, ist ein Gamechanger. Es ist unglaublich, was da passiert ist. Ich finde es wahnsinnig wichtig, sich dafür Zeit zu nehmen. Nicht nur vier Stunden, sondern vier Tage. Meine Teams in der Bäckerei haben während meiner Abwesenheit auch dazu gelernt, zum Beispiel, was es heißt, gemeinsam Probleme zu lösen – ohne den Chef zu fragen. Das war ein weiteres cooles Learning, das ich aus dem Cross Lab mitgenommen habe.

Und die Kreativschaffenden aus dem Cross Lab, seid ihr noch in Kontakt?
Das sind wir. Für die Porzellandesignerin Isa Schreiber, mit der ich gemeinsam am Cross Lab teilgenommen habe, habe ich ein Catering zur Eröffnung ihres Studios in Weimar bereitgestellt. Daraus sind für uns sogar Folgeaufträge entstanden. Mit Nils Volkmann, dem Kommunikationsdesigner im Cross Lab-Team, habe ich Ideen für gemeinsame Demokratieprojekte entwickelt. Außerdem hätte ich gern die Brötchentüten zusammen mit ihm neu gestaltet. Leider ist die Zusammenarbeit an zeitlichen Ressourcen gescheitert, aber wir bleiben in Kontakt. Was mir besonders gut am Cross Lab-Team gefallen hat, sind nicht nur die verschiedenen Hintergründe und Perspektiven, sondern auch die gemeinsamen Werte, die wir teilen.


Richtig gute Ideen brauchen maximal unterschiedliche Perspektiven. Thüringer Kreativschaffende und Vertreter und Vertreterinnen von Thüringer klein- und mittelständischer Unternehmen (KMU) können sich jetzt für die Teilnahme am 3. Cross Lab (27.-30.10.2025) der THAK in Erfurt bis zum 20. Juli 2025 bewerben. Hier mehr erfahren.

Bewirb dich jetzt für das Cross Lab 2025!

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Claudia Köhler

Vernetzung & Transfer

0151 / 1500 1683

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