Innovative Lern- und Spielerlebnisse, maßgeschneiderte Digitalprodukte und interaktive Welten – bei KIDS interactive entstehen seit über 17 Jahren kreative Lösungen für junge und erwachsene Zielgruppen. Über 20 Auszeichnungen hat das Unternehmen bereits für seine innovativen Projekte erhalten. Im Interview gibt Geschäftsführer Joerg Michel spannende Einblicke in die Arbeit der Agentur, spricht über die Zukunft interaktiver Medien und macht klar, warum spielerisches Lernen in der digitalen Welt immer wichtiger wird.
Fotos: KIDS interactive
Von der Idee zur Erfolgsgeschichte: Wie alles begann
Joerg Michel begrüßt uns ausnahmsweise aus dem heimischen Kellerbüro – sonst arbeitet der AR/VR-Experte lieber mit seinen Kolleg:innen im Erfurter Studiopark. Als Geschäftsführer von KIDS interactive leitet er ein Kreativunternehmen, das seit Jahren eine feste Größe in der Thüringer Software- und Gamesbranche und führend in interaktiver Wissensvermittlung ist.
„Interaktive Wissensvermittlung mit immersiven Medien und Gamification wird weiter an Bedeutung gewinnen”
Als das Unternehmen 2007 gegründet wurde, steckte die Idee bereits im Namen: eine Agentur, die sich auf junge Zielgruppen und die Entwicklung interaktiver Medien spezialisiert. Damals war digitales Lernen oft trocken und wenig spielerisch. KIDS interactive wollte das ändern und brachte Animation und Gamification in die Lernsoftware. Der Startschuss fiel mit der Eröffnung des KinderMedienZentrums (KMZ) in Erfurt, wo die Agentur als eine der ersten Mieter:innen einzog. Der Standort passt perfekt zur Vision des Unternehmens: in einem Thüringer Medienzentrum digitale Projekte für die Zukunft umsetzen. Anfangs zu dritt, wuchs das Team schnell auf über 20 Mitarbeitende an, zog mehrmals innerhalb des KMZ um und bietet bis heute interaktive Lernanwendungen und XR-Lösungen an.
Mittlerweile greifen im KIDS interactive-Team viele kreative Gewerke nahtlos ineinander, und zwar gleichzeitig über mehrere Projekte hinweg. “Bis zu 15 Projekte laufen manchmal parallel”, verrät uns Joerg Michel. Ob Konzeption, Redaktion, Bildrecherche, Content-Kreation, Grafik- und Screendesign, Animation, Illustration oder die Programmierung von Apps und Web-Anwendungen – all diese Kompetenzen sind inhouse gebündelt. “Diese Arbeitsweise erfordert eine hohe Eigenständigkeit und ein perfekt abgestimmtes Zusammenspiel aller Beteiligten, das wir mit agilem Projektmanagement umsetzen”, so Joerg.


Von interaktiven Whiteboards bis zur Rolle als AR-Pionier:innen: Der Weg in die Bildungsmedien
Eine prägende Begegnung hatte die Agentur auf der Didacta-Messe in Stuttgart: Dort entdeckte das Team zufällig interaktive Whiteboards, auf denen KIDS interactive-Projekte als Demo-Software liefen. “Wir sahen plötzlich unsere eigenen Anwendungen auf den neuen Smartboards“, erinnert sich Joerg. Der Kontakt zu Smart Technologies führte zu einer engen Zusammenarbeit und einem tieferen Einstieg in interaktive Bildungsmedien. Es folgten Projekte mit Verlagen wie Klett und Cornelsen sowie für Medienhäuser wie RTL2, die Formate wie Toggo und Toggolino mit Lernspielen ergänzten.
2012 stieg KIDS interactive in Augmented Reality ein – damals ein Nischenthema. Die Idee: eine App, die per Smartphone Inhalte wie Videos oder Aufgaben für Schulbücher ergänzt. “Wir waren Pionier:innen“, so Joerg. Die Auszeichnung mit dem Thüringer Innovationspreis folgte. Weitere AR-Apps für Verlage entstanden, ebenso erste Projekte im Kulturbereich, etwa für das Schloss Doberlug. Später kamen digitale Erlebnisse für Universitäten, Unternehmen und Museen hinzu – die Zielgruppe wurde breiter, Erwachsene eingeschlossen.
Trotzdem bleibt der Fokus des Unternehmens unverändert: “Es geht nicht nur um Bildung, sondern um attraktiv inszeniertes Wissen“, betont Joerg. Ob für Kinder oder Erwachsene – die Anwendungen sollen funktional, ästhetisch, spielerisch und didaktisch überzeugend sein.
“Es geht nicht nur um Bildung, sondern um attraktiv inszeniertes Wissen”



Virtuelle Erlebnisse mit echtem Nutzen: Wo immersive Technologien Sinn machen
Bei der Frage, wo Virtual Reality und Augmented Reality im wirtschaftlichen und öffentlichen Bereich sinnvoll eingesetzt werden können, geht es für Joerg Michel darum, echte Mehrwerte zu schaffen. Er sieht die Zukunft von XR aktuell vor allem in der Vermittlung von Wissensthemen und im Bereich Gaming. “Neue Technologien sind faszinierend, aber nicht alles macht in jedem Kontext Sinn. Man sollte sich beim Einsatz von kostspieligen Technologien wie XR immer fragen: Wo ist es eine nette Spielerei und wo verbessert es wirklich die Möglichkeiten der Wissensvermittlung?“
Die Stärke von AR und VR läge in ihrer Anschaulichkeit, so der Experte. Besonders Bildung und Tourismus profitieren von der Verbindung realer Orte mit virtuellen Inhalten. VR ermöglicht etwa das Training in simulierten Umgebungen – zum Beispiel für Rettungseinsätze oder Therapien, bei denen das Gehirn die Simulation als real wahrnimmt. In der Industrie lassen sich gefährliche oder kostenintensive Anlagen virtuell trainieren – effizient und ressourcensparend. Ein gelungenes Beispiel für einen sinnvollen AR-Einsatz ist die Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen: “Hier schließen wir eine Digitalisierungslücke in der Schulbildung. Während klassische, gedruckte Bücher statisches Wissen bieten, kann AR dort Inhalte interaktiv ergänzen und aktuell halten.”
Für Joerg ist klar: “Es gibt nicht die eine, beste Technologie. Entscheidend ist, wo sie wirklich Sinn macht.“ Und weil sich AR und VR in einem hochdynamischen technologischen Umfeld bewegen, wird diese Frage auch in Zukunft immer wieder neu beantwortet werden müssen. Während Plattformen wie “VR-Chat“ neue soziale Interaktionsmöglichkeiten bieten, zeigt zum Beispiel das Aus für Microsofts AR-Brille “Hololens 2”, dass nicht jeder technologische Fortschritt am Markt funktioniert. “Es gibt viele Hypes und nicht jeder Trend setzt sich langfristig durch.” Für KIDS interactive zählt daher stets: Löst die Technologie ein Problem – oder schafft sie neue? Ein Beispiel: eine AR-Speisekarte. “Spannend, aber wenig sinnvoll – im Restaurant geht es um das gemeinsame Erleben, nicht um digitale Ablenkung.“ Auch in Museen hat das Team beobachtet, dass beispielsweise VR-Technologien schnell an ihre Grenzen stoßen. “Wenn du hunderte Besucher:innen hast, kannst du nicht einfach allen eine VR-Brille aufsetzen. Logistik und Reinigung sind mit den vorhandenen personellen Ressourcen in Museen nicht abdeckbar.“. Hier sei AR die sinnvollere Lösung, denn sie erweitert das analoge Erleben, anstatt es zu ersetzen. “Gerade im Kulturbereich, im Tourismus und in der Markeninszenierung eröffnet AR spannende(re) Möglichkeiten.“

Blick in die Zukunft: Neue Ideen, große Visionen und ein XR-Weltlabor
Zum Abschluss des Gesprächs spricht Joerg Michel über kommende Projekte. Besonders am Herzen liegt ihm ein innovatives AR-Produkt im Tourismusbereich; bisher einzigartig, derzeit in Produktion für erste Städte und bereits auf dem Weg zur Patentanmeldung. “So etwas gibt es bisher noch nicht“, sagt er. “Auch an diesem Projekt hängt mein Herz – und die Hoffnung auf geschäftlichen Erfolg.“
Was ihn täglich antreibt? “Kreative Prozesse, das Gestalten und Erschaffen“, sagt er. “Nichts ist erfüllender als etwas zu kreieren und dafür Wertschätzung zu bekommen.“ Kreativität sei aber auch immer ein Risiko. “Wir werden damit nicht reich, aber wir haben das Glück, immer Neues ausprobieren zu dürfen. Das hat mich von Anfang an begleitet.“
Neben laufenden Projekten gibt es noch eine größere Vision: Ein XR-Weltlabor. “Ein Ort, an dem man weltweit gemeinsam mit Akteur:innen aus der Software- und Gamesbranche mit Technologie experimentiert, sich austauscht, Prototypen entwickelt und Best Practices erprobt.“ Während andere Bundesländer XR-Hubs fördern, hinkt Thüringen noch hinterher. “Wir könnten vorne mitspielen – aber es braucht politischen Willen.“ Erste Gespräche laufen und die Bereitschaft wächst.
Bis dahin bleibt das Team flexibel – zwischen neuen Ideen und einem schwer planbaren Markt. “Viele unserer Kund:innen wie Museen oder das Goethe-Institut sind von öffentlichen Mitteln abhängig. Wenn dort gekürzt wird, merken wir das sofort.“ Doch eins ist klar: Interaktive Wissensvermittlung mit immersiven Medien und Gamification wird weiter an Bedeutung gewinnen. Für KIDS interactive heißt das: Auch künftig werden innovative Bildungslösungen gefragt sein – ebenso wie die Expertise und Begeisterung des 20-köpfigen Erfurter Teams.
Kontakt
www.kids-interactive.de
Instagram: @kidsinteractivegmbh
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