BLAUMACHEN FESTIVAL

Neue Wege für die Thüringer Musikwirtschaft

Musikbegeisterte Indie-Fans können sich auf den 15. Juli 2023 freuen: Hier findet ab 12:00 Uhr am Gelände des Erfurter Zughafens das Blaumachen Festival statt. Dahinter steht ein musikbegeisterter Freundeskreis, der es liebt, neue Musik live zu entdecken. Florian und Mira Held, Benny Schneider, Felix Michl, Ina Müller, Peter Götz, Michael Montag und Cinja Schröder wollen mit der Ausgestaltung und Etablierung eines Musik-Festivals einen eigenen Beitrag zur Kunst- und Kulturszene in ihrer Heimatstadt Erfurt leisten.

Dafür laden sie Künstler:innen und Newcomer:innen in die Landeshauptstadt ein. Welche Motivation hinter der vielen Arbeit steckt, für Erfurter:innen und Besucher:innen der Stadt ein derartiges Musik-Event zu organisieren und was es braucht, um es erfolgreich zu machen, haben uns Benny, Felix und Mira im Interview verraten.

Foto: feelslike.erfurt

Die Sonne lacht, als wir uns mit dem Team des Blaumachen Festivals in einem Café nahe des Erfurter Hauptbahnhofs treffen. Die Vorfreude ist groß auf ein Festival voller Kunst und Musik, das am 15. Juli 2023 auf dem Gelände des Erfurter Zughafens stattfinden wird. “Uns verbindet alle die Liebe zur Musik und zu Indie-Bands”, verrät uns Felix Michl, der aktuell an der Uni Leipzig im Fachbereich Sonderpädagogik promoviert und für das Awareness-Team des Festivals verantwortlich ist. Die Idee zum Festival kam der Freundesgruppe vor über einem Jahr, als sie auf einem Musikfestival in Brighton waren.

“Wir haben uns gedacht, warum gibt es derartige Festivals nicht in unserer Heimatstadt Erfurt? Vor allem die Sparte der Indie-Musik wird kaum bis gar nicht bedient und das führt seit Jahren dazu, dass wir zum Teil weite Reisen durch Deutschland und Europa auf uns nehmen, um bestimmte Bands live zu erleben. Das wollten wir ändern und haben uns entschlossen, ein Indie-Festival einfach selbst zu organisieren”, erinnert sich Benny Schneider, der als Marketing- und Veranstaltungsexperte bei der Digitalagentur Thüringen angestellt ist und seine Erfahrungen in die digitale Vermarktung des Festivals mit einbringt. 

Anfangs hielt die Gruppe die fixe Idee zum Blaumachen Festival noch für unrealisierbar, aber “Benny hat dann den ersten Anstoß gegeben und wir haben einfach angefangen”, resümiert Mira Held, Food-Bloggerin und Texterin des Blogs “How to Gourmet”, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Florian Held betreut, der ebenfalls zu den Organisator:innen des Festivals gehört.

Erfurt, eine (noch) unbekannte Stadt für Künstler:innen 

Warum gab es bisher eigentlich kein Indie-Musik-Festival in dieser Form in Erfurt? “Thüringen fehlt es, neben Musikförderanstalten, an Räumen und Anlaufstellen für engagierte Organisator:innen”, so Felix Michl. “Es gibt zwar viele charmante kleine Räume, wie die Mehlhose oder die Engelsburg, aber kaum große Konzerthallen. Das führt dazu, dass bekannte Indie-Gruppen Thüringen für ihre Touren kaum bis gar nicht auf dem Schirm haben. Dass viele Künstler:innen die Stadt noch nicht kennen, ist uns vor allem beim Booking bewusst geworden”, ergänzt Benny. Der Main-Act Razz, eine bekannte Indie-Rockband aus dem Emsland, wird daher von noch eher unbekannteren Künstler:innen, wie LEEPA, Paul Weber, Philine Sonny, TEMMIS und Jacob Forthyhands umrahmt, die zum Entdecken von neuen Klängen einladen.

Auch die Suche nach einer passenden Location war für das junge Team nicht ganz einfach: Mit dem Zughafen Erfurt haben sie schließlich Ende des vergangenen Jahres einen Partner gefunden, mit dem sie mehr als zufrieden sind und der ihre Idee mit voller Energie unterstützt.

Sensibilisierung für Hürden in der Thüringer Musikwirtschaft

Um Hürden der Finanzierung sowie Location- und Künstler:innen-Suche für Organisator:innen der Thüringer Musikwirtschaft zu verringern, möchte das Team mit dem Blaumachen Festival für bestehende Herausforderungen sensibilisieren und zukünftig eine Community für die Musikbranche in Thüringen bilden, die zusammen und mit starker Stimme vorhandene Lücken schließt.

“Aber in erster Linie soll es natürlich um einen rundum gelungenen Tag gehen, an dem man entspannt in der Sonne im wahrsten Sinne des Wortes blaumachen und tollen Bands lauschen kann”, klinkt sich Mira mit ein. Neben musikalischem Genuss können Besucher:innen zudem eine zum Thema passende Ausstellung von der Erfurter Zeichenrunde bewundern. Auch ein Cyanotypie-Workshop mit Künstlerin Julia Rühr ist Teil des Rahmenprogramms. “Unser Ziel ist es, dass sich das Festival hier in den nächsten Jahren etabliert und auch eine Plattform für lokale Kreative, Künstler:innen und Musiker:innen wird.”

“Uns verbindet alle die Liebe zur Musik und zu Indie-Bands”

Das braucht es für ein gelungenes Festival

Booking, Förderung, Location-Suche, Marketing – so ein Festival bedeutet Parallelarbeit an vielen Dingen. Was braucht es, um solch ein Event erfolgreich an den Start zu bringen? “Ein festes Team aus Expert:innen, Struktur und genügend Vorlauf für die Planung. Wir haben vor über einem Jahr angefangen, Bands anzufragen und Sponsoring-Partnerschaften zu akquirieren. Ansonsten ist gute Netzwerkarbeit das A und O, um sich mit Erfahrungswerten auszutauschen”, erklärt uns Felix, der an seinem mit Eiswürfeln gefüllten Glas Schorle nippt. Um Förderanträge stellen zu können, haben Mira, Felix, Benny und Co zudem den Blaumachen e. V. gegründet. 

“Unser Ziel ist es, dass sich das Festival hier etabliert und auch eine Plattform für lokale Kreative, Künstler:innen und Musiker:innen wird”

“Die Kommunikation als Verein gibt uns eine feste Rechtsform, bewirkt gegenüber Kooperationspartner:innen eine bessere Außenwirkung und macht das ganze Projekt professioneller. Auch wenn die Vereinsgründung viel Papierkram nach sich gezogen hat, war das wirklich eine sehr gute Entscheidung, die in Zukunft vieles einfacher machen wird – ob Planungssicherheit oder Finanzierung”, erinnert sich Mira. Der gemeinnützige Verein ist aktuell auf der Suche nach engagierten Mitglieder:innen, die sich in Zukunft für das Festival einbringen. Auch Unternehmen, die gerne eine Kooperation eingehen oder spenden möchten, sind noch willkommen. Interesse kann man sich über die Webseite blaumachen-festival.de melden oder am 15. Juli mit den Vereinsgründer:innen ins Gespräch kommen.

Foto: feelslike.erfurt

Nachhaltige Festivals 

Wichtig sei auch, das Thema Nachhaltigkeit von Anfang an in der Konzeption und Planung mitzudenken, so das junge Team: “Wir setzen beim Catering für Crew und Gäste vor allem auf veganes und vegetarisches Essen, das in Mehrwegbehältnissen verkauft wird. Bei unseren Bannern haben wir bewusst auf das Verwenden von Jahreszahlen verzichtet, damit diese auch noch nächstes Jahr genutzt werden können und unsere Flyer sind auf nachhaltigem Papier gedruckt.” Das seien kleine Schritte, die auf jeden Fall noch ausbaufähig sind, so die Food-Bloggerin und Texterin Mira, aber immerhin ein Anfang. Mit steigender Erfahrung möchten die jungen kreativen Köpfe im Bereich nachhaltige Festivals noch mehr bewirken.

“Erfurt ist unterschätzt und unentdeckt”

Neben Energie und Geduld braucht es zudem die Lust am kulturellen Mitgestalten der eigenen Stadt. “Ich liebe Erfurt, bin aber auch gerne in großen Städten wie Berlin unterwegs, da dort kulturell und musikalisch einfach mehr geboten wird.

Dieses urbane Gefühl möchte ich mit meiner Arbeit am Festival in meine Heimat Erfurt transportieren“, antwortet Benny als erster auf unsere Frage, warum sie sich für Erfurt als Austragungsort für das Blaumachen Festival entschieden haben. Mira, die seit elf Jahren hier lebt, möchte die kreativen Potenziale der Stadt für noch mehr Menschen sichtbar machen. Felix, der Erfurt als “unterschätzt und unentdeckt” beschreibt, möchte zur Stärkung der Musikwirtschaft in Thüringen beitragen und mehr Angebote für jüngeres Publikum etablieren.

Der Name Blaumachen sei zudem eine Hommage an die historische Vergangenheit des Waid-Färbens in Erfurt und spiegele die Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt wider, erklärt uns Mira, als die Sonne langsam unseren schattigen Platz im Café okkupiert und wir beschließen, uns langsam zu verabschieden.

Nun weht wohl durch die mittelalterlichen Gassen der Waidfärber-Stadt bald der frische Wind des Blaumachen e. V., der neue Wege für die Thüringer Musikwirtschaft geht.

Blaumachen Festival

15. Juli 2023
Zughafen
Zum Güterbahnhof 20, 99085 Erfurt
Einlass: 12:00 Uhr, Beginn: 13:00 Uhr
Tickets unter: www.blaumachen-festival.de
Instagram: @blaumachen_festival

Dein Interview auf unserer Webseite?

Kontaktiere mich!

Nina Palme

Kommunikation

0151 / 1290 4638

Das könnte dir auch gefallen:

Im Portrait: Kleine Rampe Sonderausgabe

Im Gespräch mit Anita Grey, Karolin Hertlein und Judith Hörnlein

Werkhaus Inklusion Erfurt

Coworking Space & Gründungslabor für alle

6 Fragen an den Eiermannbau

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner