Schon in ihrer Kindheit hat Lisa Pufahl gerne gemalt und gebastelt, um ihre Ideen und Gefühle auf kreative Weise zum Ausdruck zu bringen. Nach einer langen „kreativen Pause“ hat sie vor wenigen Jahren die Freude am Malen wiederentdeckt. Mittlerweile ist es für die Thüringerin Priorität, ihre Kreativität professionell auszuleben. Dabei vergeht kein Tag, an dem sie nicht vor der Leinwand steht, auf der abstrakte und kraftvolle Kompositionen entstehen. Der Entschluss zum Weg in die Selbstständigkeit als Künstlerin war für Lisa bedingungslos. Trotz aller Widrigkeiten und Gegenwind aus ihrem näheren Umfeld, hat die Kreativschaffende schon während ihrer Schulzeit beschlossen, sich voll und ganz auf den Weg in ihr Kreativbusiness zu konzentrieren. In ihrem Atelier am Erfurter Zughafen haben wir eine junge Frau getroffen, die weiß, was sie will und die beweist, dass es funktionieren kann, aus konventionellen, gesellschaftlichen Mustern auszubrechen, um den eigenen Traum zu verfolgen.
Warum hast du dich dazu entschlossen, Künstlerin zu werden?
Kreativ zu sein, hat mich bereits im Kindergarten sehr erfüllt. Aber, dass ich irgendwann mal freischaffende Künstlerin werde, hätte ich zunächst nicht gedacht. Eigentlich wollte ich zur Bundeswehr, da mein Vater auch dort war und mich das immer fasziniert hat. Aber das Schicksal hatte wohl einen anderen Plan für mich. Angefangen hat alles 2018. Ich hatte die Idee, mit Aquarellfarben meinen Schulkalender zu verschönern. Das klingt profan, aber das war der Anfang meiner Reise als Künstlerin. Ich hatte so unglaublich viel Freude am Malen und spürte zum ersten Mal eine tiefe Verbindung zu mir selbst. Der kreative Prozess faszinierte mich und so versuchte ich mich mehr und mehr an vielen verschiedenen Medien wie Acryl, Ölfarbe und Pastell. Die Motivation, die ich aus dem Experimentieren mit Farben und dem Gestalten von Bildern gezogen habe, war einfach unbeschreiblich. Daneben übte ich jeden Tag figürliches Zeichnen. Ich habe bald darauf nicht nur meine Zimmerwände mit selbstgemalten Bildern geschmückt, sondern auch Geschenke für meine Familie gemalt. Es folgten erste kleinere Aufträge aus meinem Bekanntenkreis. Doch gleichzeitig wurde mir in der Schule immer mehr klar, dass dieser Weg nicht mein wahres Glück ist. Ich bin jeden Tag um 5 Uhr aufgestanden, um zu malen und dann um 7.00 Uhr mit meinem mit Farbe bekleckstem Malerkittel in die Schule zu gehen. Viele Lehrer:innen beäugten mich kritisch, aber eine Lehrerin hat mich unglaublich ermutigt. Sie hat erkannt, wohin ich möchte und gesagt: „Lisa ist die Einzige, die das Leben verstanden hat!“. Ich habe meinen Fokus auf mich selbst gerichtet und auf die Dinge, die mir guttun und die ich ernsthaft angehen möchte. Die Zeit in der Schule erschien mir mehr und mehr sinnlos, also habe ich nicht mehr für die Abiturprüfungen gelernt, um mich voll und ganz auf den Traum Kunst zu fokussieren.
„Der kreative Prozess faszinierte mich und so versuchte ich mich mehr und mehr an vielen verschiedenen Medien wie Acryl, Ölfarbe und Pastell. Die Motivation, die ich aus dem Experimentieren mit Farben und dem Gestalten von Bildern gezogen habe, war einfach unbeschreiblich“
Wie blickst du auf die Zeit seit deiner Gründung zurück?
Jetzt, nach einem Jahr als selbstständige Künstlerin und sechs Jahren künstlerischer Entfaltung, empfinde ich immer noch eine immense Freude beim Malen. Ich bin dankbar für meine Freunde und meine Familie, die an meiner Seite stehen, sowie für jene Lehrerin, die an mich geglaubt hat. Mittlerweile biete ich neben meinen abstrakten, freien Arbeiten auch Workshops zum abstrakten Malen für Kinder und Jugendliche an. Sogar meine alte Schule hat mich für die Leitung der dortigen Kunst-AG gebucht, was mich natürlich besonders gefreut hat. Es ist toll, Kinder in ihren kreativen Ideen zu fördern und zu beobachten, wie sie ihre Kreativität entfalten und ihre eigenen Kunstwerke erschaffen. Ich wünsche mir, dass vor allem junge Künstler:innen gefördert werden und möchte sie dazu motivieren, ihren Weg zu gehen.
Wie sieht dein kreatives Portfolio aus?
Neben meinen freien Arbeiten, verkaufe ich in meinem Online-Shop limitierte Auflagen eigener Merchandise-Artikel. Die Idee dazu kam mir, als ich überlegt hatte, wie ich Menschen meine Kunst zugänglich machen kann, die sich kein großes Original auf Leinwand leisten können. Deshalb biete ich aktuell Jutebeutel mit handgemachten Malereien von mir an. Support bekomme ich hierbei von FATink hier im Zughafen, deren Siebdrucker ich für meine Kreationen verwenden darf. Die Beutel kommen richtig gut an und sind meist schnell ausverkauft. Bei allem, was ich verkaufe, spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Zum Beispiel achte ich darauf, dass ich den Einsatz von Acryl und anderen umweltschädlichen Materialien vermeide. Zudem verpacke ich meine Beutel für den Versand an Kund:innen eigenhändig in handgeschöpftem Papier und verzichte auf den Druck von Dankeskarten, indem ich sie selbst beschrifte.
Wo findest du Inspiration?
Als Künstlerin finde ich meine Inspiration in der Welt um mich herum. Jeden Tag male oder skizziere ich mit Kohle und Pastellkreide in meinem Skizzenbuch. Mein Stil zeichnet sich durch pastellige, aber dennoch kraftvolle Farben aus. Die Kombination aus verschiedenen Materialien, wie Sprayfarben, Ölfarbe und Pastellkreide, ermöglicht es mir, eine einzigartige Textur und Tiefe in meinen Werken zu erzeugen. Mein Atelier ist mein Zufluchtsort. Hier probiere ich mich viel aus und entfalte mich in vielen kreativen Bereichen – Hauptsache, ich kann etwas mit meinen Händen erschaffen. Sobald ich mich in meinem eigenen Schaffensprozess befinde, verliere ich mich regelrecht darin und nehme kaum wahr, wenn jemand das Atelier betritt. Mir geht es als Künstlerin aber nicht nur um das Endergebnis, sondern vor allem um den Prozess, das Ausprobieren und das Experimentieren. Oft faszinieren mich die Farben und Formen der Natur, aber auch die Arbeiten anderer Künstler:innen und deren Werke. Mein Ziel ist es, meine eigene kreative Stimme zu finden. Aber hierfür lasse ich mir bewusst Zeit. Bis dahin entdecke ich lieber immer wieder gerne neue Techniken und Wege.
Welche Botschaft haben deine Arbeiten?
Meine Kunst ist expressiv, kraftvoll und dynamisch. Oftmals arbeite ich mit dem gesamten Körper. Die Energie, die dabei entsteht, soll auf die Rezipient:innen übertragen werden. Ich möchte die Betrachtenden dazu anregen, ihre eigenen Emotionen zu erkunden und darüber zu reflektieren. Meine Werke sind jedoch nicht dazu da, eine direkte Botschaft zu vermitteln. Vielmehr geht es mir darum, die Menschen einzufangen und auf vielfältige Weise zu inspirieren.
“Mir ist wichtig, dass Kunst nicht etwas extrem Überirdisches ist. Oft habe ich das Gefühl, dass Künstler:innen sich auf ein Podest stellen und sich als Übermenschen präsentieren. Das ist mir persönlich nicht wichtig. Ich möchte viel mehr inspirieren und allen den Zugang zu meiner Kunst und den Austausch darüber ermöglichen”
Wie werden deine Kund:innen auf dich und deine Arbeit aufmerksam?
Instagram ist mein wichtigstes Marketingtool, über das Kund:innen auf meine Kunst, aber auch Ausstellungen und Aktionen aufmerksam werden. Hier kann ich mich zudem mit anderen Künstler:innen vernetzen und meinen kreativen Alltag teilen. Die Plattform ist aber nicht nur ein Marketinginstrument für mich, sondern auch eine tolle Möglichkeit, um mit meiner Community in den Austausch zu kommen. Es macht mir unglaublich viel Spaß, meine Geschichten und Bilder zu teilen. Die Reaktionen sind super und ich erhalte viel positives Feedback. Das gibt mir eine Menge Input, besonders weil ich als Künstlerin oft alleine im Atelier bin. Durch Live Streams versuche ich mit meiner Community zu connecten und nehme sie bei meinen Schaffensprozessen mit, indem ich sie aktiv in den kreativen Prozess einbeziehe und ihnen den einen oder anderen Tipp zum Kreativwerden gebe – ein Format, das sehr gut angenommen wird und bei dem ich im Schnitt 1000 bis 2000 Views habe. Daneben erhalte ich auch viel Sichtbarkeit durch meine Galerievertretung, die meine Werke über ihren Online-Shop anbietet und natürlich Unterstützung von meinem Netzwerk. Es ist dennoch wichtig, dass man sich neben dem ganzen Social-Media-Trubel auch immer wieder auf seine Arbeit besinnt und man zwischen Posts und Stories nicht die Gestaltung am echten Werk vergisst. Am spannendsten ist die Auseinandersetzung mit Kunst doch in der realen Welt.
Ist es für dich manchmal herausfordernd, dich auf dem Kunstmarkt neben alteingesessenen Künstler:innen zu behaupten?
Klar, manchmal wird man als junge Künstlerin nicht ernst genommen, besonders von der Konkurrenz, die schon länger am Markt besteht. Aber die wahre Stärke liegt für mich darin, wie man auch mal “schlechtes” Feedback bewertet. Für mich sind Kommentare, wie “das gefällt mir nicht” oder andere Rückschläge viel mehr Inspiration. Ich finde es schön, wenn meine Bilder in den Menschen etwas auslösen – egal ob positiv oder negativ. Das Selbstwertgefühl sollte nicht darunter leiden und man muss sich dadurch wirklich auch nicht entmutigen lassen. Kunst ist etwas sehr persönliches und Geschmäcker sind verschieden. Trotz der Konkurrenz und den skeptischen Stimmen habe ich mich nie beirren lassen. Die Ablehnung ist auch nur eine Etappe auf meiner Reise zum Erfolg.
Was empfiehlst du jungen Künstler:innen, die denselben Weg einschlagen wollen?
Es gibt keinen vorgefertigten Lebensweg und man sollte das verfolgen, was einen persönlich erfüllt. Auch, wenn das bedeutet, sich außerhalb der Normen zu bewegen. Mir ist es ein Anliegen, jungen Künstler:innen diese Botschaft mitzugeben, daher habe ich auch meine Ausstellung im Erfurter Retronom unter den Titel F THE SCHEMA gesetzt. Die Werkschau hinterfragt die Schemata in unserer Gesellschaft, wie ein perfektes Leben aussehen sollte und konfrontiert die Rezipient:innen mit den Richtlinien, die jede:r unterbewusst kennt: Schule, Arbeit, Haus, Kinder, bis zur Rente arbeiten – “die Regeln des Lebens“ sozusagen. Mein persönlicher Weg als Künstlerin hat mich gelehrt, dass es wichtig ist, sich von diesen gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen und seinen eigenen Weg zu gehen. Hört auf euer Bauchgefühl und folgt eurer Leidenschaft! Es ist entscheidend, dass ihr das macht, was euch wirklich motiviert. Der zweite Tipp: Lasst euch nicht von Zweifeln oder negativen Stimmen entmutigen. Ich hatte lange selbst das Gefühl, in eine Ecke gedrängt zu werden, in die ich gar nicht wollte. Die Ausstellung soll dazu inspirieren, die Dinge zu tun, die man selbst möchte und dass man mit seinen eigenen Entscheidungen klar kommen muss. Man wird nicht akzeptiert, nur weil man die Regeln befolgt. Es ist vielmehr entscheidend, seinen eigenen Wert zu kennen. Als Künstlerin habe ich meinen persönlichen Weg gefunden, indem ich mich vom “Schema F” losgelöst habe. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dies der Schlüssel zum Glücklichsein ist.
Woran arbeitest du gerade?
Derzeit baue ich meinen Online-Shop aus. Ansonsten war ich am 16. Juni mit einer Live-Painting-Aktion beim Stauffi-Fest dabei, bei dem sich viele Erfurter Kreativ- und Kulturakteur:innen eingebracht haben – das lief gut und ich plane auch in Zukunft wieder derartige Aktionen zu starten. Daneben arbeite ich gerade an einem kollaborativen Projekt mit BODY COPY zusammen. Hier darf ich eine Skulptur gießen, die ich mit meiner Kunst verschönern werde. Im Zentrum des Konzepts steht Body-Positivity. So wollen wir bewusst “unperfekte” Körper mit Cellulite und Co modellieren, um zu zeigen, dass normale Körper schön sind, anstatt dem Druck zu entsprechen, den man in den sozialen Medien sieht. Außerdem stecke ich gerade in den Planungen für die Finissage meiner Ausstellung F THE SCHEMA im Retronom. Hier wird auch ein Bild von mir versteigert, dessen Erlös an einen guten Zweck geht: Von dem Geld möchte das Retronom einen barrierefreien Zugang für Gäste bauen lassen. Ich freue mich über zahlreiches Erscheinen und anregenden Austausch an diesem Abend. Wer Lust hat, dabei zu sein, erfährt das Datum zur Finissage meiner Ausstellung, aber auch mehr über andere Aktionen über meinen Instagram-Kanal.
Kontakt
Lisa Marie Pufahl
Mail: lisa.marie.pufahl@icloud.com
Web.: www.lisapufahl.de
Instagram: @lisa.pufahl.art
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