Nachhaltige Mode von [ot ku’thüʁ]

Ein Start-up aus Thüringen trampelt sich den Weg frei in Richtung nachhaltige Zukunft

“Shirts aus Holz mit Liebe und von Thüringern” – so lautet der Slogan auf der Webseite des Start-ups [ot ku’thüʁ], das die Geschwister Denise und Marcus Rönnert zusammen mit ihrem langjährigen Freund Jacob Stülzebach gegründet haben. Alle drei verbindet nicht nur ihre Heimat Haina (nahe Gotha), sondern auch ihr Herzensprojekt: Kleidung aus Holzfasern mit schlichten, stilvollen Bestickungen, die nachhaltig hergestellt werden. Sie möchten die Menschen mit ihrer Idee zum Umdenken anregen, ein Statement für Thüringen setzen und für nachhaltige Potenziale des Bundeslandes sensibilisieren. Wir haben mehr von der in Haina und Erfurt ansässigen Firma, der Geschäftsidee des Dreiergespanns und ihren Visionen erfahren.

Was ist das Ziel von [ot ku’thüʁ] und wie hat sich die Idee entwickelt, nachhaltige Shirts aus Holzfasern zu verkaufen?

Denise: Vor ungefähr einem Jahr saßen Marcus, Jacob und ich zusammen und haben überlegt: Welche Rolle spielt eigentlich Nachhaltigkeit in Thüringen? Uns ist aufgefallen, dass Thüringen, was dieses Thema betrifft, noch Nachholbedarf hat – auch im Sinne der Außenwahrnehmung. Wir selbst wollten als Thüringer ein nachhaltiges Statement für unsere Heimat setzen und unseren Beitrag leisten. Da wir als junge Gründer die Gesellschaft spielerisch an das Thema heranführen wollen, haben wir uns für den Bereich der Mode entschieden.

Da wir zudem in der Idylle des Waldes aufgewachsen sind, hatten wir alle einen Bezug zu Holz als natürliche Ressource. So kam uns die Idee zu schlichten Shirts aus Holzfasern mit Bestickungen, die regionale Motive, wie die Thüringer Bratwurst, das grüne Herz, die Altenburger Skateichel oder die Bäume des Thüringer Waldes zeigen. Unser Business starteten wir von unserer Heimat Haina aus, die für uns alle nach wie vor der geografische Mittelpunkt ist, an dem unser aller Herz hängt. Ein Start-up aus Thüringen, von Thüringern, für Thüringer – aber natürlich auch darüber hinaus.

„Ein Start-up aus Thüringen, von Thüringern, für Thüringer“

Worin lag eure persönliche Motivation, ein nachhaltiges Start-up zu gründen?

Marcus: Jeder von uns hatte seinen eigenen “moment of change”. Bei mir kam dieser in meinem beruflichen Alltag: Nach meinem Studium der Kunststofftechnik in Eisenach arbeitete ich in dieser Branche als Entwicklungsingenieur in Düsseldorf. Zu meinem Job gehörte auch das Besuchen von Kunststoff-Messen. Ich ging durch die Ausstellungshallen und wurde von der Flut aus Plastik der Demonstrationsbeispiele und Werbemittel, die mit großer Wahrscheinlichkeit jedes Jahr aufs Neue produziert wurden, komplett erschlagen. Da spürte ich: Ich muss mich beruflich verändern – das ist nicht mehr meine Welt. Ich möchte für eine nachhaltige Idee arbeiten. 

Jacob: Ich habe in Dresden Geodäsie studiert. Als Student war Nachhaltigkeit und Mode eigentlich nie so wirklich ein Thema für mich. Klar dachte ich mir: Wie cool das wäre, wenn man sich mal richtig hochwertige und nachhaltige Kleidung leisten könnte, aber das war eben finanziell nicht machbar. Doch mit der Zeit habe ich immer mehr hinterfragt, warum Fast Fashion Shirts nur ein paar Euro kosten. Von da an wollte ich mein eigenes Konsumverhalten verändern und nun mit [ot ku’thüʁ] ein nachhaltiges Zeichen in Richtung Zukunft für Thüringen, aber auch für die Mode an sich, setzen. 

Denise: Mich verschlug es ähnlich wie Jacob von Haina nach Dresden zum BWL-Studium. Heute bin ich in Mannheim in der IT-Beratung tätig und für [ot ku’thüʁ] in Thüringen. Meinen “moment of change” hatte ich auf meinen vielen Reisen. Ich war unter anderem in Korea unterwegs, wo man Lebensmittel zum Teil dreifach einpackt. Ein Kontrastprogramm dazu bildete meine Reise durch Norwegen. Die Menschen verpacken dort nicht nur nachhaltig, sondern pflegen in vielen Bereichen einen umweltschonenden Lebensstil – das hat mich persönlich total beeindruckt und ich dachte mir: Wie kann ich Nachhaltigkeit in meiner Heimat leben und gesellschaftlich integrieren?

Wie werden eure Holzfaser-Shirts hergestellt und welche nachhaltigen Vorteile haben diese gegenüber “Fast Fashion”?

Jacob: Unsere Kollektionen bestehen aus einer Holzfaser namens Lyocell. Diese wird mithilfe eines biologisch abbaubaren und in den Produktionsprozess rückführbaren Lösungsmittels aus dem Holz gelöst und hergestellt. Unsere Shirts sind nachhaltig, da sie im Vergleich zu herkömmlichen Baumwollshirts ressourcenschonender hergestellt werden. Bedeutet konkret: ein geringerer Wasserverbrauch und ein höherer Faserertrag. Unsere T-Shirts fühlen sich nicht nur weicher an, sondern sind auch länger haltbar. Durch die besondere Materialität der Faserstruktur sind sie zudem antibakteriell und müssen nicht so oft gewaschen werden.

Ebenso sind sie multifunktional als Shirt im Alltag, im Büro, in der Freizeit oder auch als Sportshirt einsetzbar. Darüber hinaus sind sie im Sommer kühlend und im Winter wärmend. Wir versuchen zudem alles neben den Shirts so nachhaltig wie möglich zu gestalten: Unsere Hangtags sind aus Samenpapier, welche eingepflanzt werden können und eine Minze daraus wächst. Alle Kartonagen sind aus Graspapier und wir verzichten auf jedes Label im Shirt was in unseren Augen nicht notwendig ist.

Wie geht’s mit [ot ku’thüʁ] weiter?

Marcus: Wir sind nun mit unserem Online-Shop gestartet, wo wir unsere erste Kollektion anbieten. Ansonsten sind wir kommendes Jahr im April im Erfurter Pop Up Store F11 vertreten. Daneben tüfteln wir gerade an Material-Konzepten aus regionalen Rohstoffen für unsere zukünftigen Kollektionen. Vor kurzem sind wir mit einem Thüringer Institut in Kontakt getreten, dass an Textilfasern aus Hanf forscht. Das Problem bei Holzfasern ist nämlich, dass das Holz zwar in Thüringen verarbeitet werden kann, praktisch dennoch meistens aber nicht direkt aus Thüringen kommt.

Das ist uns als nachhaltiges Thüringer Start-up nicht genug, da wir uns zum Ziel gesetzt haben, ausschließlich in Thüringen zu produzieren und regionale Rohstoffe zu verarbeiten. Zudem ist Hanf in vielerlei Hinsicht ein noch nachhaltigerer Rohstoff. Wir haben noch einige Herausforderungen zu lösen und müssen uns unseren Weg durch unliebsames Gelände erkämpfen, aber wir geben nicht auf! Und wie es Denise so schön gesagt hat: “Wir möchten den nachhaltigen Weg für Thüringen freitrampeln, damit ihn andere gehen können.” 

Kontakt

[ot ku’thüʁ]
Tel.: +49 1520 3430724
Mail:
info@otkuthuer.de
www.otkuthuer.de
@otkuthuer

Extra: Die Geschichte hinter dem Namen “[ot ku’thüʁ]

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