6 Fragen an Hof 5

Im Gespräch mit Babette und Peter Kempfer

Zwischen den blühenden Bäumen auf der Streuobstwiese der urbanen Unruhe entfliehen, in Ruhe an Projekten arbeiten, mit kreativen Köpfen mit Blick ins Grüne coworken oder gemeinsam mit dem Team im Workspace eines charmanten Fachwerkdreiseitenhofs kreative Ideen generieren: Dies alles und noch viel mehr verspricht der Coworking und Workation Place “HOF 5” im Thüringischen Gösselborn. Babette Kempfer (Architektin) und Peter Kempfer (Bauingenieur) entwickeln den denkmalgeschützten Ort seit 2021, der voraussichtlich Ende diesen Jahres seinen Baustellenbeginn hat. Ziel ist es, einen einzigartigen Space zum ein- aber auch mehrtägigen Arbeiten im ländlichen Raum für Business-Teams und Soloselbstständige zu schaffen. Wir wollten mehr zum HOF 5-Konzept erfahren und haben uns mit den beiden zum Zoom-Interview getroffen.

Babette Kempfer (Architektin) und Peter Kempfer (Bauingenieur) vom Hof 5 in Gösselborn.

1. Wer seid ihr und wie hat sich die Idee zum Coworking und Workation Space HOF 5 entwickelt?

Babette: Als gebürtige Potsdamerin verschlug es mich damals zum Studium der Architektur nach Weimar an die Bauhaus-Universität, wo ich meinen heutigen Mann Peter kennenlernte (gebürtiger Jenenser). Wir beide interessierten uns bereits während des Studiums für denkmalgeschützte Gebäude sowie zirkuläres Bauen, was uns bis heute nicht losgelassen hat. In meinem Beruf als Architektin durfte ich bisher einige Projekte zum Thema Bauen im Bestand und Cradle-to-Cradle mitentwickeln.

Als wir die Möglichkeit bekamen, den Fachwerkdreiseitenhof in Gösselborn zu gestalten, entwickelten wir die Idee, diesen denkmalgeschützten Ort für die Menschen vor Ort, aber auch für Besucher und Besucherinnen aus anderen Städten zu öffnen und den alten Räumlichkeiten eine neue Perspektive zu geben. Dieser Ort soll durch seinen einzigartigen Charme nicht nur unsere Kreativität, sondern auch die von anderen anregen und wie ein Business-Retreat funktionieren.

2. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Fachwerkdreiseitenhof?

Peter: Der Dreiseitenhof in Gösselborn wurde um 1850 erbaut. Kurz vor der Wende erfüllte sich meine Mutter ihren Traum von einem eigenen Bauernhof, der zu diesem Zeitpunkt noch von der LPG genutzt wurde, und erwarb diesen. Bereits damals hat sie in den Erhalt des Hofes – bestehend aus einem Kälber-, Pferde- und Schweinestall, einer Scheune, dem Haupthaus und einer riesigen Streuobstwiese – viel Energie und Liebe gesteckt und versucht, den alten Charme beizubehalten.

Mittlerweile kann meine Mutter die Pflege des Ortes nicht mehr stemmen und sie bat uns mit unserer kreativen Expertise ein Konzept für die zukünftige Nutzung zu entwickeln. Da wir hier selbst gerne unsere freie Zeit verbringen und die Ruhe genießen, wollen wir die Schönheit des Ortes auch für andere Menschen zugänglich machen.

3. Welches Konzept steht hinter HOF 5?

Babette: Aus dem Austausch mit Experten und Expertinnen der Thüringer Coworking-Szene, wie dem KrämerLoft in Erfurt, ist mittlerweile ein stimmiges Konzept für die knapp 6.000 Kubikmeter Platz entstanden. Im ehemaligen Pferdestall werden zukünftig noch sieben modular nutzbare Ferienwohnungen entstehen. In der alten Scheune bauen wir zunächst das Untergeschoss zu einem Coworking Space aus, der neben größeren Tischen für Meetings, auch Schreibtische für Einzelpersonen beinhalten wird.

Unsere Baumaßnahmen – alle unter Berücksichtigung der ursprünglichen baulichen Substanz und mit nachhaltigem Konzept – starten im Kälberstall an der Streuobstwiese. Hier wird eine Art Pop-Up-Store für Kreativschaffende, eine erste Ferienwohnung und ein kleinerer Coworking Space für zehn bis zwölf Leute entstehen.

 

4. Wie fördert der HOF 5 Inspiration und wen möchtet ihr mit eurem Konzept ansprechen?

Peter: Durch die Corona-Pandemie hat sich das Konzept des festen Arbeitsplatzes verschoben. Mobiles Arbeiten, Homeoffice, das Arbeiten in Coworking Spaces oder Cafés ist für viele zur Normalität geworden und eröffnet neue inspirative Potenziale. Wenn man dort arbeiten kann, wo man möchte und sich wohlfühlt, Ruhe hat und es schön ist, dann kommen automatisch frische Ideen und neue Perspektiven. Wir möchten mit unserem Konzept vor allem Selbstständige und Teams ansprechen, die auf dem Land für einen oder mehrere Tage einen ruhigen Ort zum Arbeiten in der Mitte Deutschlands suchen. Um sich den Rückreise-Stress nach einem erfolgreichen Arbeitstag zu sparen, können Gäste in Zukunft in den ausgebauten Ferienwohnungen im ehemaligen Pferdestall übernachten. Zudem ist ein Tonstudio geplant, in dem Musikschaffende Alben aufnehmen können. Wir können uns auch Studierende für Outdoor- und Indoor-Kurse vorstellen.

Neben B2B-Publikum, laden wir zudem auch Leute aus dem Ort und darüber hinaus ein den Hof kennen zu lernen, hier zur Ruhe zu finden, zu Übernachten und im geplanten Café eine gute Zeit zu verbringen.

5. Welche Bedeutung haben derartige Orte und Konzepte für den ländlichen Raum?

Babette: Wir wollen mit HOF 5 für den Erhalt von derartigen charmanten Gebäuden auf dem Land sensibilisieren und andere dazu inspirieren, alten Orten eine neue Perspektive durch innovative Umnutzung zu geben. Zudem erhoffen wir uns dadurch Gösselborn mit frischem Wind und neuen Gesichtern zu beleben. Wir wollen den Leuten hier vor Ort zeigen, wie schön ihre Heimat ist und dass Menschen extra angereist kommen, um hier zu verweilen. Vielleicht können wir dadurch gleichzeitig junge Menschen vom Weggang überzeugen – denn ähnlich wie andere Thüringische Kleinstädte und Dörfer, hat auch unsere Region mit verwaisten Orten zu kämpfen. Wir wünschen uns hier einen Anstoß auch für andere Orte, damit das Potenzial von größeren Hofstellen genutzt werden kann. Oftmals fehlt es hier an Ideen und die Gebäude werden einfach abgerissen.

Neubauten entstehen, aber damit geht ein Teil der bewahrenswerten Kultur verloren. Wie kann man das Alte und das Neue zusammenführen und daraus etwas tolles Neues mit Innovationskraft entstehen lassen? Das ist unser Ansatz.

6. Was steht bei euch in nächster Zeit an?

Peter: Nachdem wir im letzten Jahr die Bauvoranfrage und Fördergeldanträge eingereicht haben, sind wir dabei den Bauantrag einzureichen. Selbst für uns als Architektin und Bauingenieur stoßen wir planungsrechtlich oft die speziellen Herausforderungen, die der Denkmalschutz mit sich bringt. Am Weitesten sind wir mit der Planung des ehemaligen Kälberstalls, den wir auch als Erstes in Betrieb nehmen wollen.

Wir freuen uns auf das Projekt und nach der Baugenehmigung kann es dann losgehen. Der Plan steht und wir hoffen natürlich darauf, viele Coworker und Coworkerinnen, Selbstständige, Teams und Interessierte hier zu begrüßen!

Kontakt

HOF 5
Gösselborn 5
99326 Ilmtal
OT Gösselborn
www.hof-fuenf.de
@hoffuenf

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