Von Marokko zurück nach Erfurt

Im Gespräch mit der Rückkehrerin und Lifestyle-Fotografin Franky Siegler

“Lifestyle-Fotografin, Grafik- und Modedesignerin, Content Creator, Surfaddict und Oceanlover” – so beschreibt sich Kreativschaffende Franky Siegler aus Erfurt selbst. 2015 hat die gebürtige Thüringerin ihr altes Leben in Deutschland als Modedesignerin bei einem namhaften Label verlassen, um ihrem “Traum vom Surfen und der Nähe zum Meer und der Sonne zu folgen”. In Marokko frönt sie auch ihrer zweiten Leidenschaft: dem Fotografieren, das sie bereits begleitet, seitdem sie 13 Jahre alt war. Vor allem die Menschen am Meer haben es ihr angetan, aber auch atmosphärische Impressionen der Stadt. Die Corona-Pandemie gab Franky schließlich den Anlass, in ihre Heimatstadt Erfurt zurückzukehren.

Lange untätig zu sein, ist nicht Frankys Art. Schnell beschließt sie also, ihren besonderen Blick für das Einfangen von Momenten kulturellen Projekten und Einrichtungen der Stadt als Fotografin zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile arbeitet sie regelmäßig mit der Kulturdirektion der Stadt Erfurt, aber auch mit Musikschaffenden und Veranstalter:innen zusammen. Wir wollten mehr erfahren.

Von Marokko über Erfurt nach Meiningen, vom Modedesign in die Fotografie – wie gestaltete sich dein Weg bis hierhin?

“Meine Geschichte ist sehr bunt. Ich bin in meinem Leben schon viel in der Welt herumgekommen und habe mich auch beruflich in verschiedenen Branchen und Bereichen ausprobiert. Das hat sich vor allem daraus ergeben, dass ich nach meinem Abitur in Erfurt erstmal den Drang hatte, eine Weile von hier wegzukommen. Also, ab nach Berlin zum Modedesign-Studium, das in eine Anstellung bei einem Modelabel in Düsseldorf mündete, wo ich mich zwar nach zehn Jahren bis zur Managerin hochgearbeitet hatte, aber vor allem eines war: ausgebrannt. Ich wollte endlich meine eigenen Sachen machen, meine Energie für meine eigene Kreativität und Kreationen nutzen. Also beschloss ich zu kündigen und habe mein eigenes Modelabel in Marokko gegründet, wo ich dann für weitere fünf Jahre gelebt und gearbeitet habe. Um meine Produkte zu vermarkten, habe ich mir Wissen über Grafikdesign, Webseitenerstellung und Social-Media-Marketing sowie Content Creation angeeignet und meine Designs fotografisch in Szene gesetzt. Meine Freizeit verbrachte ich am Meer mit Surfen und Fotografieren.

Dann kam Corona und es zog mich wieder in meine Heimat zurück. Es war Zeit, nach Hause zu kommen. Ich bin gerne hier in Thüringen, mittlerweile übrigens die meiste Zeit eher in Meiningen im Kultur- und Coworking-Space Kombinat Meiningen. Aber dazu später mehr.”

Wann und wieso hast du beschlossen, dich als Fotografin und als Kreativdienstleisterin hier in Thüringen selbstständig zu machen?

“Zurück in Erfurt, war ich zugegebenermaßen zunächst etwas planlos. Nach einem Dreivierteljahr besann ich mich aber dann wieder auf meine Stärken: Gestalten und Fotografieren. Ich war zum Glück immer noch sehr gut vernetzt mit Leuten aus der kulturellen Szene und so kam es, dass erste Auftragsangebote hereinflatterten für Eventfotografie, aber auch Farbkonzepte für Social-Media-Auftritte und kleinere grafische Arbeiten. Mein weiterer Weg war also klar und seitdem bin ich mit voller Kraft und Leidenschaft für meine Kund:innen als Fotografin für Lifestyle- und Eventfotografie unterwegs. Auch das Entwerfen von Logos, die Entwicklung von Grafiken und Social-Media-Content sowie die Strategieerstellung gehören zu meinem Portfolio.”

Welche Aufträge hast du bereits umgesetzt und mit wem arbeitest du zusammen?

“Ob die Albumfotografie für die Musikband Kowsky oder die Plakatgestaltung für ‘Kultur hallt nach’ für die Kulturdirektion Erfurt, Eventfotografie beim Creme Brühlee oder das Kampagnendesign für ’20 Fast Forward‘ im Kontor im Zuge der Thüringer Bachwochen – meine Projekte sind sehr facettenreich und vor allem im kulturellen Bereich angesiedelt. Darüber bin ich auch sehr dankbar, da ich es einfach liebe, Künstler:innen bei der Arbeit auf der Bühne zu fotografieren und die Stimmung der Menschen bei kulturellen Events einzufangen – vor allem, wenn sie sich nicht beobachtet fühlen.

Studiofotografie ist wiederum überhaupt nicht mein Ding. Ich muss raus zum Fotografieren, nur hier kann ich authentische Momente einfangen. 2022 habe ich zum Beispiel auch die Gestaltung des Thüringen-Stands zum Tag der Deutschen Einheit grafisch und inhaltlich mitgestalten dürfen und war auch für die fotografischen Impressionen des parallel laufenden Kulturprogramms verantwortlich.”

Nach deinen ganzen Reisen: Was ist dein Eindruck von der Thüringer Kreativbranche?

“Überraschend positiv. Die hiesige Kreativbranche steht in Anbetracht ihrer Qualität und ihres Facettenreichtums anderen Bundesländern, aber auch weltweiten Großstädten in nichts nach. Ganz im Gegenteil sehe ich hier sogar eher noch elementare Vorteile: die Leute reden hier miteinander und es herrscht ein toller und befruchtender Austausch untereinander.

Vor allem Erfurt hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr bunten Stadt voller engagierter Leute entwickelt, die mir durch die Organisation von Events in der Stadt immer wieder einzigartiges Bildmaterial liefern. Das einzige, was mir fehlt: ein aktives Netzwerk für kreative Frauen in Thüringen. Aufgrund dessen habe ich vor einiger Zeit zusammen mit meiner Schwester die Studio Sisters – Creative Impact gegründet, die kreativen Austausch, Inspiration und gemeinsame Projekte anstoßen sollen.”

Also möchtest du erstmal bleiben oder zieht es dich wieder in die Ferne?

“Viele denken: weit weg ist alles besser! Aber meine Erfahrung zeigt viel eher: Irgendwann wird alles zur Gewohnheit. Mein Partner und ich betreiben in Meiningen einen Kultur- und Coworking Space: das Kombinat Meiningen. Diesen Kreativort haben wir in der ehemaligen Villa Beck, einer Jugendstilvilla, die ehemals der Meininger Konstrukteur und Erfinder Heinrich Beck bewohnte und der hier auch die Beck-Bogenlampe zur Straßenbeleuchtung erfand, einen Kreativort entstehen lassen. Im Haus stehen Räume (auch zur Kurzzeitmiete) für Kreativunternehmen zur Verfügung sowie Workshopräume und genügend Platz für Konzerte, Lesungen und Co. 2022 sind wir gestartet und unsere Community wächst stetig. Zudem möchten wir im Haus lokale Kooperationen fördern und noch weitere Unternehmer:innen von der Region überzeugen.

Vielleicht lockt ja auch meine Marokko-Fotoausstellung im Sommer den ein oder die andere Interessierte zu uns. Bis dahin freue ich mich auf einen veranstaltungsreichen und bunten Sommer in Erfurt und tolle Events, die ich vor meiner Kamera einfangen kann.”

Kontakt

Franky Siegler
franky-siegler.com
siegler.franky@gmail.com
@franky_siegler

Das Kombinat Meiningen

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Header- und Beitragsbild: Pixabay.

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