IM PORTRAIT: PLAZZ AG

Modulare App-Lösungen für Events aus Erfurt und München

Stefan Heinz, Art Director bei der plazz AG

Jeder, der schon einmal eine Konferenz oder ein Event organisiert oder besucht hat, kennt das. Noch schnell Papiere zusammentackern, Kataloge mit Knicken versehen sowie Einschübe und Post-its vollkritzeln. Planänderungen gehören zur Tagesordnung. Dabei steht Wissensaustausch und Vernetzung im Zentrum. Jetzt bloß nicht den Überblick verlieren. Eine smarte und vor allem aufgeräumte Lösung bietet die Mobile Event App der plazz AG als Baukastensystem. Die Nutzer sind immer auf dem aktuellsten Stand beim Veranstaltungsprogramm, können sich per App-Features untereinander vernetzen, Termine vereinbaren und weiterführende Informationen über Themen und Referenten abrufen. „Unsere Mobile Event App ist das Herzstück in unserem Unternehmen. 2013 beauftragte uns das Weimarer Wirtschaftsforum mit der Entwicklung einer Website, auf der das Veranstaltungsprogramm steht und alle Änderungen automatisch aktualisiert werden. Das war der Start. Dort haben wir gemerkt, dass die klassischen Handouts gar nicht mehr genutzt werden, sondern die Teilnehmer alles nur per Browser über das Handy abrufen. So sind wir auf die Idee gekommen einen Service rund um Events bereitzustellen“, erinnert sich Stefan Heinz, Art Director bei der plazz AG. Mittlerweile nutzen über 200 Unternehmen die App für ihre Veranstaltungen. Unter ihnen sind auch DAX-Konzerne, wie BMW, Continental, Deutsche Telekom, Infineon, Fresenius, Siemens und Volkswagen vertreten.

Stefan Heinz, Art Director

Stefan Heinz, Art Director

Vom Spieleentwickler zum digitalen Agenturbusiness und weiter

Begonnen hatte alles 2007 in Grünwald bei München. Damals war die plazz Entertainment AG im Bereich der Spieleentwicklung tätig, mit dem Fokus TV-Formate als PC-Spiele auf den Markt zu bringen. Drei Jahre später kam Jürgen Mayer als neuer CEO mit besten Kontakten in die Medienbranche an Bord. Marketinggelder wurden zu der Zeit verstärkt in die neu aufkommenden Sozialen Netzwerke wie Facebook investiert.

Online-Spiele wie FarmVille waren der Renner. Anstatt selber als Publisher ins finanzielle Risiko zu gehen, wurde die plazz AG in ein digitales Agenturgeschäft umgewandelt. Das gebündelte Wissen in den Bereichen Spielpädagogik, Entwicklung und Design, stellten sie fortan als Dienstleister anderen zur Verfügung.

Die Transformation in den Dienstleistungsmarkt war eine sichere Alternative. Sie konnten weiterhin Spiele oder Anwendungen mit einem spielerischen Kontext entwickeln, bekamen aber das Geld aus dem Marketingtopf eines Großunternehmens.

Bei der Suche nach einem weiteren Standort fiel die Wahl auf Erfurt, da alle Investoren der AG ursprünglich aus Thüringen kamen und sie hier optimale Bedingungen vorfanden. Neben der guten Infrastruktur und der Dichte an Fachhochschulen und Universitäten, wuchs zu diesem Zeitpunkt die IT-Branche im Freistaat stetig. Auch heute noch rekrutiert die plazz AG ihre neuen Mitarbeiter vornehmlich aus der Region. Aufgrund des frühzeitigen Erfolges der Mobile Event App (MEA) konzentrierte sich das Unternehmen ab 2013 auf die Entwicklung und den Vertrieb des Modularen Systems.

Telekom All Hands Meeting

Telekom All Hands Meeting

Erfolg durch Transparenz und Flexibilität

Für die plazz AG steht eine offene Unternehmenskommunikation an erster Stelle. Dazu gehört selbstverständlich eine transparente Preisstruktur. „Für mich gibt es keinen Grund, für den Betrachter Preise unergründbar zu machen. Ein Autohersteller präsentiert auch nicht bloß ein Auto auf der Website und sagt: Ruf an! Dann würden täglich mehrere tausend Leute anrufen, von denen nur zwei in Frage kommen. Für uns gilt es, die Prozesse schlank zu halten. So kontaktieren uns nur die tatsächlich Interessierten“, so Stefan Heinz. Größtenteils kommen die Neukunden durch Empfehlungsmarketing. Jemand hat auf einer Veranstaltung die App benutzt und möchte diese ebenfalls für seine Events nutzen. Zur Digitalisierung der Events hat die plazz AG ein großes Portfolio entwickelt. Zunächst berät sie Kunden, denn jedes Unternehmen und jede Veranstaltung hat Besonderheiten und Vorgaben, die berücksichtigt werden müssen. Am Ende gibt es die maßgeschneiderte App.

„Für uns gilt es, die Prozesse schlank zu halten“

Scrum-Prozess: gut für Entwickler, schlecht für Kreative

Die Zeiten, in denen man nur alle paar Jahre eine neue Version seiner Software auf den Markt brachte, sind längst passé. Der technologische Fortschritt und das Anwendungsspektrum der Kunden erlauben keine großen Wartezeiten mehr zwischen den einzelnen Software-Versionen. „Früher wurde in der IT-Branche jahrelang an einem Office-Produkt gearbeitet und bereits zwei Tage nach der Markteinführung kamen auch schon die ersten Fehlerberichte. Es wurde einfach ein Pflichtenheft erstellt und dieses dann bis zum Ende abgearbeitet, obwohl man schon während der Entwicklungsphase merkte, dass die Software später nicht reibungslos laufen wird“, resümiert Stefan Heinz. Einfach mit Scheuklappen die Aufträge abarbeiten wäre für die plazz AG undenkbar.

Für mehr Transparenz und regelmäßiges Feedback während der Entwicklung und Programmierung nutzt das Unternehmen Scrum als Projektmanagementmethode. Der Vorteil liegt auf der Hand. Die Kundenperspektive kommt sehr früh mit ins Spiel. So kann man auch schneller auf äußere Einflüsse reagieren. „Das ist für Softwareentwicklung ein sehr guter Modus. Aber ich sehe durchaus die Herausforderung für die Designer im Scrum-Prozess. An einem Tag haben sie eine super Idee und manchmal dauert es etwas länger. Deswegen kann man das nicht in Zwei-Stunden-Blöcken in das Managementtool eingeben. Wenn zum Beispiel der Designer die Login-Ansicht noch viel schöner machen möchte, aber die Kreativität gerade nicht sprudelt, dann wird der Entwickler zunächst irgendeinen Button hinsetzen, damit er seine Story erfüllt hat und die Aufgabe fertig ist. Nicht schön, aber funktional. Es ist schwierig, Scrum mit Design und Konzeption zusammenzubringen“, so Stefan Heinz.

Carglass Roadshow Event

Carglass Roadshow Event

Wertschätzung durch fördern und fordern

„Wir gehen mit unserem Team unkonventionell vor, pflegen eine offene Kultur und schätzen den Input von allen Mitarbeitern. Das hat viel mit Vertrauen, Ehrlichkeit und Authentizität zu tun. Wir versuchen gemeinsam Lösungen für Probleme zu erarbeiten, vom Praktikanten bis zum Manager. Da muss man auch offen für Kritik sein. Das geht nur mit Teamgeist“, so der Manager.

„Stifte sortieren oder Kaffeekochen ist nicht“

Als Stefan Heinz vor sieben Jahren bei der plazz AG in Erfurt angefangen hatte, waren sie noch zu fünft, mittlerweile sind es über zwanzig Mitarbeiter. Allein in den vergangenen zwei Jahren hatte das Unternehmen eine starke Wachstumsphase. Da ist es manchmal eine Herausforderung die Unternehmenskultur aufrechtzuerhalten. Die Identifikation mit der eigenen Arbeit ist stark ausgeprägt. Jeder einzelne wird ernst genommen und ist wichtiger Bestandteil im Gesamtgefüge. Stefan Heinz freut sich über sein starkes Team: „Unsere Leute müssen schon fit sein, wenn sie hier anfangen. Stifte sortieren oder Kaffeekochen ist nicht. Hier arbeiten alle mit.

Natürlich haben die Praktikanten und Auszubildenden alle am Anfang einen Bonus. Auch wenn sie für ein Projekt dreimal so lange brauchen, dürfen sie es fertig machen. Das Erfolgserlebnis ist dabei wichtig. Freiraum geben und auch fordern, in diesen Situationen lernt man am besten. Irgendwann kommt es zum Daily Business und dann wird es für uns ein Mitarbeiter, auf den wir nicht mehr verzichten wollen und können.“

plazz AG, Office Erfurt

plazz AG, Office Erfurt

Kein Platz für Living in a Box

Die Landeshauptstadt von Thüringen ist ein idealer Standort für Stefan Heinz. In der IT-Branche gibt es gut ausgebildete Fachkräfte und man kennt sich untereinander. Tritt ein Problem auf, dann tauscht man sich untereinander aus und hilft sich auch mal gegenseitig die passende Lösung zu finden.

„In dem Augenblick ist es egal, ob man vielleicht Dienstleisterkonkurrenz ist. Man muss einfach auf die anderen Leute zugehen und offen bleiben. Das ist wichtig und richtig. Das Schlimmste ist doch, in seiner kleinen Schachtel zu leben und mitzubekommen, dass draußen alle etwas anderes wollen, aber man trotzdem so weitermacht wie bisher“, ist Stefan Heinz überzeugt.

So empfiehlt er auch seinen Mitarbeitern Netzwerkveranstaltungen wie die Webmontage oder die FuckUp-Nights zu besuchen. „Das sind für mich klare Interessenerweiterungen. Das geht dort weit über den üblichen Smalltalk hinaus. Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist und andere ähnliche Themen haben. Man muss mutig sein, Sachen ausprobieren und auch mal hinfallen, dann aber wieder aufstehen und weitermachen.“

„Es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist“

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