Im Portrait: Pett | PR

Ein Gespräch mit Ninette Pett

Ninette Pett, Unternehmerin aus Gotha
Inhaberin und Geschäftsführerin der Firma Pett | PR
Branche: Unternehmenskommunikation

Ninette Pett

„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist,“ wusste schon Victor Hugo. Für Ninette Pett ist das Zitat des französischen Romanciers mehr als ein schöner Wandspruch in ihrem Gothaer Büro. Für die Kreativunternehmerin ist er zugleich Anspruch und Antrieb für eine gelungene Unternehmenskommunikation. „Ich bin ein unglaublich getriebener Mensch. Etwas zu entwickeln und voranzubringen, was allen zugute kommt, das treibt mich an,“ sagt die Unternehmerin über sich selbst. Als Leadagentur für Unternehmenskommunikation erarbeitet die Agentur Pett | PR Kommunikationsstrategien für mittelständische Unternehmen. „Gemeinsam mit der Unternehmensleitung und den Fachabteilungen planen wir Kommunikationsmaßnahmen der Pressearbeit, der Print-und Online-PR, der Event-PR sowie der Social Media Kommunikation,“ fasst Ninette Pett ihr Portfolio zusammen. „Den Begriff Unternehmenskommunikation verwenden wir tatsächlich erst seit zwei bis drei Jahren. Früher hießen wir Agentur für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit.“
Nach ihrem BWL-Studium war Ninette Pett zunächst in einer Holding in Frankfurt am Main beschäftigt. Mit der Rückkehr nach Thüringen und der Aufgabe, Familie und Beruf zu vereinbaren, wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Ihr langjähriger Mentor hatte ihr diesen schon früh prognostiziert. Mit ihrem Elan sei sie einfach kein Typ für ein Angestelltenverhältnis. Noch heute vertraut sie seinem Rat. Kennengelernt hat sie ihren beruflichen Wegbegleiter, als er Hauptsponsor bei ihrer großen Leidenschaft war: dem Showtanz. „Ich habe viele Jahre Showtanz auf Leistungssportniveau betrieben und im letzten Jahr als Trainerin den Europameistertitel nach Thüringen geholt,“ sagt Ninette Pett. Doch damit ist es jetzt vorbei. Ninette Pett mag keine halben Sachen und ihr Beruf erfordert einfach ihre ganze Aufmerksamkeit.

„In Thüringen kannte man Marketing, aber keine Unternehmenskommunikation.“

Mit hoher Agilität leitet Ninette Pett ihr Unternehmen. „Ich passe ungemein darauf auf, dass wir uns nicht verheizen. Den typischen Agenturalltag wollte ich nicht. Ich führe wie eine Unternehmensberaterin. Alles andere wäre zu Lasten der Mitarbeiter. Du kannst von niemandem Kreativität auf Knopfdruck verlangen, wenn du mit dem Hackbeil dahinter stehst.“ Sie schätzt ein entspanntes, kollegiales Arbeitsklima mit klaren Strukturen und einem gut organisierten Projektmanagement.
Die Marketing- und Kommunikationsbranche hat sich in den letzten Jahren stark verändert. „Es gibt heute viel zu viele Kanäle und Werkzeuge für die Kommunikation mit Kunden, Mitarbeitern, Medien, Politik, als dass man alle in vollem Umfang bedienen könnte. Um da den Überblick zu behalten und vor allem effektiv und effizient zu arbeiten, ist es wichtig, Prozesse und Maßnahmen im Bereich der externen und internen Kommunikation zu planen und zu steuern, statt nur ad-hoc und reaktiv zu handeln. Da reicht es nicht mehr, nur in der PR- und Marketingstelle kreativ zu sein. Die einzelnen Abteilungen müssen sich mit anderen messen lassen können und ihre Wirkungen nach außen kennen“, sagt Ninette Pett. Dabei muss das Unternehmen in seiner Grundaussage authentisch und konsistent sein. Es darf keine Diskrepanz zwischen dem Gesagten und dem Handeln entstehen, denn „die Glaubwürdigkeit ist das A und O,“ ist sich die Kommunikationsexpertin sicher.

Für neue Geschäftsanbahnungen vertraut Ninette Pett auf ihre Netzwerke. „Finde ich einen Menschen interessant, erzähle ich voller Begeisterung von den Projekten, oder wie wir bei einer Krisen-PR etwas gerettet haben. Das bleibt meist bei den Unternehmen hängen,“ sagt sie. Auch die Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis ist ihr sehr wichtig. 2014 hat sie eine wissenschaftliche Arbeit über Wirkungsmessung von Unternehmenskommunikation für kleine und mittelständische Betriebe geschrieben. Das war damals echte Pionierarbeit. „Am liebsten sind mir die Kunden, die sich vorab ein paar mehr Gedanken gemacht haben und sagen, ja, da haben wir ein Defizit. Da sollten wir wirklich aufräumen,“ sagt die Unternehmensberaterin, denn daraus entwickeln sich meist langfristige Kundenbeziehungen.

Get up in Gotha

In Thüringen fühlt sich Ninette Pett stark verwurzelt. Nach zehn Jahren in Frankfurt am Main war es für die Unternehmerin selbstverständlich, zur Familiengründung in ihre Heimat zurückzukehren. Hier schätzt sie die Lebensqualität und die hervorragende Infrastruktur. Der Spagat zwischen ihrem Beruf und dem heutigen Ausgleichshobby, dem Reiten, wäre in einem Ballungsgebiet wie Frankfurt kaum finanzierbar. Die Entscheidung, eine Agentur auf dem Dorf aufzubauen, war natürlich zunächst ungewöhnlich. „Wir wurden immer gefragt: Wer oder was ist denn Ballstädt? Daraufhin haben wir uns auf das Auto geschrieben: New York – Ballstädt – Shanghai. Das hat natürlich für Aufsehen gesorgt“, erinnert sich Ninette Pett. Tatsächlich war der Ort geschickt gewählt. Für ein eigenes Business bedarf es der Vernetzung und Erreichbarkeit, dann ist es egal, ob der Standort im ländlichen Raum oder in der Großstadt ist. Entscheidend ist eine gute Infrastruktur, digital und real. Und die gab es damals – ein internationaler Telekommunikationsanbieter führte an ihrem Ort ein Pilotprojekt durch. „Digital waren wir genauso schnell unterwegs wie in Frankfurt, Köln, Tokio oder New York. Das war ein riesiger Standortvorteil. Deshalb stand es auch nie zur Debatte von dort wegzuziehen“, erinnert sich Ninette Pett. Und auch analog waren die Wege kurz, dafür sorgten die gute Autobahnanbindung und eine Bahntrasse.

Doch als das Pilotprojekt auslief, wurde auch das Tempo auf dem digitalen Highway gedrosselt. Die Daten flossen langsamer, und Ninette Pett wusste, dass sie handeln musste, bevor der Sand im Getriebe ihrer gut laufenden Agentur-Maschine zum Problem wurde. Next stop: Gotha. Sie selber beschreibt die Transition so: „Wir haben riesige Dateien und Redaktionsschlüsse, das war kurz vor dem Nervenzusammenbruch, da sagte ich, so geht das nicht mehr weiter, jetzt ziehen wir um.“ Kollegen hatten ihr vom GET in Gotha berichtet, in dem man stunden- und wochenweise Büroräume mieten kann. Und genau das tat Ninette Pett: „Dann haben wir wirklich von einem auf den anderen Tag einen Raum hier direkt unterm Dach angemietet. Haben unsere Tische, Drucker und Laptops mitgebracht und konnten erstmal arbeiten. Das war hervorragend. Aus den zunächst vier Wochen wurden sechs bis acht Wochen und es wurde langsam gemütlich.“ Die Agentur ist in Gotha geblieben, und das GET ist zum Heimathafen geworden. Dass sich hier Stabilität und Flexibilität nicht ausschließen, ist in den Augen der Agenturchefin ein ganz großes Plus: „Das schöne am GET ist, dass man wirklich flexibel agieren kann. Wenn es mal nicht so läuft, würden wir einfach einen Raum abgeben und andersherum, wenn wir noch wachsen, dann würden wir hier auch noch Mittel und Wege finden, ohne dass ich gleich die ganze Adresse wechseln muss. Wir haben alles im Haus, IT-Dienstleister etc.“

„Der Anspruch darf nicht sein, alles umsetzen zu wollen.“

Wenn Ninette Pett sich etwas vornimmt, treibt sie es leidenschaftlich und professionell voran. Ein Ziel, dass sie für Thüringen momentan klar vor Augen hat, ist die Gründung eines eigenen PR-Verbandes. Hierfür möchte sie die Thüringer PR-Verantwortlichen, Kommunikatoren und Agenturen an einen Tisch bringen. „Wir sind gerade dabei einen Thüringer PR-Landesverband unter dem Dach der Deutschen Public Relations Gesellschaft zu gründen und eigene Veranstaltungsformate ins Leben zu rufen. Gerade für die PR-Leute wäre es wichtig, dass man sich auch mal Erfahrungen zuspielt, sich hilft und bewusst wird, was wir hier eigentlich machen.“ Ein professioneller Austausch unter Kollegen ist dabei ebenso wichtig, wie ein strukturierter Auftritt nach außen. Eine deutliche Struktur nach außen wünscht sich Ninette Pett auch für die Thüringer Kreativwirtschaft. Besonders die jungen und kleineren Unternehmen haben durch ihre Flexibilität ein enormes Potenzial. Trends werden sofort antizipiert und können schnell professionell umgesetzt werden. „Bei neuen Kreativunternehmen schaue ich immer, was die machen und wie man die auch gleich mit in die Arbeit einbinden kann,“ schwärmt die Kommunikationsexpertin von den Fachkräften aus Mitteldeutschland. Kritisch sieht sie die Außenkommunikation vieler Thüringer Kreativunternehmern. Hier findet eine Verwässerung der jeweiligen Kernkompetenz statt. „Viele stellen sich immer noch hin und sagen, wir können eigentlich alles. Wenn du so eine Bauchladenmentalität hast, dann ist natürlich der Kuchen nicht besonders groß, wenn alle dasselbe anbieten. Obwohl jemand in einem Gebiet seinen fachlichen Schwerpunkt hat, sagt er, das kann ich übrigens auch noch. Wir müssen bei dem bleiben, was wir richtig gut können und es dem anbieten, der auch qualitativ unterscheiden kann. Sonst braucht es nicht zu verwundern, dass anspruchsvolle Auftraggeber sich Leistungen aus anderen Bundesländern einkaufen, weil diese professioneller wirken. Mit einem höheren Selbstwertgefühl könnten wir auch bei den Auftraggebern mehr ausrichten,“ ist sich Ninette Pett sicher.

Wer weiß, was er tut, kann tun, was er will.

Der Feldenkrais-Spruch spiegelt die Sorgfalt, mit der sie ihre Unternehmenskultur aufgebaut hat und ihre Neugier auf neue Möglichkeiten wider. „Das heißt auch: Wer nicht weiß, was er tut, muss mit dem arbeiten, was er bekommt und bezahlt Lehrgeld,“ sagt Ninette Pett. So möchte die überzeugte Thüringerin in ihrer Region auch etwas bewegen und ihre Erfahrungen an neue Gründer weitergeben. Im ThEx-Mentoring-Programm nimmt sie als Unternehmerin teil und betreut ein Startup in Erfurt sowie einen Hochschulabsolventen in Leipzig. An dem jungen Mann schätzt sie, dass er „die Welt für sich erobern möchte. Das kennt man ja von sich selbst,“ lacht Ninette Pett.

Text: Michael Krömer

 

 

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