Im Portrait: Mauerfuchs Film

Ein Gespräch mit Patrick Richter

Gespannte Stille und glänzende Augen in dunklen Sälen – das ist der Zauber des Films. Dahinter stehen meist kreative Köpfe, die mit Leidenschaft Filme machen. So auch der 35-jährige Patrick Richter aus Erfurt. Der Filmemacher ist gelernter Mediengestalter in Bild und Ton arbeitet seit 2005 in den Bereichen Regie, Kamera und Postproduktion für Firmen und Musiker aus ganz Deutschland.

Zudem realisiert er auch eigene Filmprojekte. Unter seinem Label “Mauerfuchs Film” arbeitet er seit 2013 selbstständig. Wir haben den feinfühligen Regisseur zum Interview via Zoom getroffen und mehr über seine Arbeit und die Spannung des Publikums erfahren und was die Weltwirtschaftskrise mit seinem Wunsch Filme zu machen zu tun hat.

“Ich wollte die Dinge festhalten, die in der Welt passieren und unbedingt hinter der Kamera sein, etwas gestalten, das die Menschen emotional bewegt”

Patrick Richter rückt seine Brille zurecht und wuschelt sich durchs Haar. Den gebürtigen Erfurter inspirierte die Weltwirtschaftskrise dazu, eine Ausbildung zum Mediengestalter zu machen und entdeckte dabei seine Berufung: “Ich wollte die Dinge festhalten, die in der Welt passieren und unbedingt hinter der Kamera sein, etwas gestalten, das die Menschen emotional bewegt.” Er beginnt daraufhin beim Regionalfernsehen zu arbeiten, um einen Fuß in die Tür der Film- und Fernsehbranche zu bekommen.

Doch die Krise dringt auch in diesen Wirtschaftszweig ein: die Firma geht pleite und kann den Auszubildenden nicht mehr bezahlen. “Ich musste schnell kreativ herausfinden, wie ich meine Ausbildung fertig bekomme. Ich ging schließlich trotzdem jeden Tag zur Arbeit und schloss diese unentgeltlich ab”, erinnert sich Richter.

“Ich habe mir in dieser Zeit vieles autodidaktisch beigebracht und ein paar eigene kleine Filme produziert. Die erlernten Grundkenntnisse konnte ich dabei gut gebrauchen und habe dann meine eigene Formensprache und meinen Stil entwickelt.” Der Filmemacher wollte sich tiefer in die Materie einarbeiten und entschied sich für ein Studium der Medienkunst und -gestaltung in Weimar an der Bauhaus Universität.

Durch seine technischen Erfahrungen, die er bereits während seiner Ausbildung beim Regionalfernsehen gesammelt hatte, merkte Richter schnell, dass diese im Studium von Vorteil sein würden: “Ich hatte vorher vier Jahre Zeit, um Fehler zu machen und kannte alle technischen Basics, die Arbeit der Postproduktion und Effekte. Somit konnte ich schnell zur eigentlichen, inspirativen und vor allem emotionalen Kunst des Filmemachens gelangen. Endlich konnte ich mich während des Studiums wirklich auf die Geschichten vor der Kamera zeitlich und emotional einlassen.”

Echte Menschen mit echten Schicksalen

Patrick Richter setzte während seines Studiums in Weimar den Fokus auf den Dokumentarfilm und belegte dazu alle Kurse, die von der Universität angeboten wurden. Bereits während seiner Ausbildung störte ihn der Mangel an Zeit, die man braucht, um die Menschen vor der Kamera in all’ ihren Facetten zu erfassen: “Ich fragte mich oft, wenn ich zu Leuten aus der Region mit dem Fernseh-Team fuhr, warum ich nicht mehr Zeit für einen so wichtigen Bericht hätte, ob ich nah genug bei den Menschen war und verstanden habe, wie sie fühlen.

Der Dokumentarfilm lässt einem die nötige Zeit in der Produktion – oft wird über Monate hinweg daran gearbeitet. Er ist eine Kunstform und erschafft dennoch Realität. Das finde ich unglaublich inspirierend: die Realität des Filmischen, welche das Träumerische in den Sub-Ebenen erfordert. Man kann einen Dokumentarfilm mit Hilfe von künstlerischer Freiheit in einer Art Experimentierraum erschaffen”, erklärt Richter.

“Ein Dokumentarfilm ist deshalb für mich so reizvoll, da es um echte Menschen mit echten Schicksalen geht. Gute Kooperation ist nicht wie ein Gemälde – am Ende zählt nicht, wer seine Unterschrift darunter setzt“

Um sein Studium zu finanzieren, arbeitet der Regisseur nebenbei als Freelancer und schneidet Sendungen für das öffentlich rechtliche Fernsehen. Zudem begleitet er Projekte für eine Firma, die sein ehemaliger Ausbilder gegründet hat. Er baut sich in dieser Zeit ein Netzwerk auf und ruft mit vier Kommilitonen in Weimar ein Filmkollektiv ins Leben, um sich gegenseitig zu unterstützen und anderen zu helfen: “Seit über sechs Jahren bin ich Teil des Kammer 11 Filmkollektivs. Wir sind Freunde, treffen uns bis heute auch noch regelmäßig und halten offene Stammtische ab.

Das ist für meine Arbeit wirklich sehr bereichernd.” Der Erfurter liebt es, zusammen mit anderen kreativen Menschen zu arbeiten und zu denken: “Gute Kooperation ist nicht wie ein Gemälde – am Ende zählt nicht, wer seine Unterschrift darunter setzt, sondern es geht darum, gemeinsam etwas Nachhaltiges zu erschaffen.” Darüber hinaus ist der kooperative Filmproduzent mit diversen Communities aus Leipzig und Berlin connected. Er hat auch mit dem Filmteam NIVRE aus Weimar gemeinsame filmische Projekte umgesetzt. “In unserer Szene ist das wie ein Geben und Nehmen: Man empfiehlt sich gegenseitig und unterstützt sich. Man kommuniziert immer auf Augenhöhe, was mir sehr gut gefällt.”

Projekte mit Mehwert

Seit 2010 bestückt Richter seine Filmografie. Seine Filme “Bettinas Job”, „Gesandte ihrer Art“ und “Neununddreißig” liefen auf internationalen Leinwänden. So auch die Filme “Mr. Wood”, “Obst & Gemüse” oder „Planet Pax“ aus dem Filmkollektiv, die er im Filmschnitt umsetzte. Darüber hinaus arbeitete er an dem Format “Unicato” für den Mitteldeutschen Rundfunk mit.

Zu seinen Referenzen gehören die Schnittarbeit für Web-Werbeclips des Big Players Netflix sowie die Produktion von Filmen für die Bundeszentrale für politische Bildung und die CDU in Sachsen. Zu seinen kreativen Dienstleistungen gehören wiederum Animationsvideos im Bereich Commercials für Unternehmen in ganz Deutschland, aber auch Event-Filme, Musikvideos, Imagefilme, Fashion-Filme und natürlich Dokumentationen. Auch für das Theater in Rudolstadt oder für das Goethe Institut in Hanoi hat Richter filmische Produktionen, Schnitt und Regie, im Team oder allein umgesetzt. Zuletzt arbeitete er mit Regisseur Christoph Eder an einem langen Dokumentarfilm über die Geschichte dessen Heimatdorfes auf der Insel Rügen, deren Menschen und Landschaften das Leben durch das Aufkaufen des Landes und das Bebauen schwer gemacht wird.

“Ich mag Projekte, die Mehrwert haben und die etwas bewegen können. Zum Beginn der Corona-Pandemie filmte ich meine Großmutter (auf Abstand) zu einem Osterbesuch. Es geht dabei aber eher um den Umgang mit Isolation im Alter”, erzählt Richter, der bereits mit Musiker Martin Kohlstedt über 2,5 Jahre mitgereist ist, um einen Musikfilm über ihn zu produzieren. “Ich brauche jedoch auch den Wechsel zwischen langen Dokumentarfilmen und kürzeren Arbeiten im Bereich Marketing und Schnitt – für einen kreativen Kopf sind auch kurzweilige, zügig umgesetzte Projekte wichtig für das Erfolgserlebnis”, so der Filmemacher.

Die Gratwanderung des Dokumentarfilmers

Die Spannung des Publikums und der Glanz in den Augen der Menschen, wenn sie zum ersten Mal einen Film sehen, sind seine größten Motivatoren: “Die Reaktion des Publikums, wenn sie sich selbst in den Geschichten auf der Leinwand wiedererkennen, ist eine so unmittelbare Reaktion, die mich immer wieder beeindruckt.

Etwas zu erschaffen, das etwas mit den Menschen macht und ihre Perspektive verändert – ob durch Emphatie, Witz oder Wut – und dass ich es durch meine Augen transportiere, ist für mich ein unbeschreibliches Gefühl.”

Doch: Was motiviert den gebürtigen Erfurter darüber hinaus, sich auch mit schwierigen Themen, wie Magersucht, Isolation oder menschlichen Abgründen in seinen Dokumentarfilmen auseinander zu setzen? “Als Filmemacher und vor allem Dokumentarfilmer bewegt man sich als Mensch, aber auch als Künstler, wie auf einer Gratwanderung. Die Aufnahmen und die Reflexion über bewegende oder krasse Themen tun zum Teil sehr weh. Der Film und die Geschichte dahinter wollen jedoch erzählt werden und müssen in die Welt, um etwas zu ändern – das motiviert mich jeden Tag aufs Neue.”

Kontakt

Patrick Richter
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Titelbild: Kammer 11 Filmkollektiv I Beitragsbild: Duc Ngo Ngoc

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