IM PORTRAIT: GAMES & XR MITTELDEUTSCHLAND E.V. – EIN GESPRÄCH MIT MARKUS BONK UND PROF. ROLF KRUSE

Das Gamespotenzial in Thüringen sichtbar machen

Bei dem Wort “Games” denken viele an Pacman, Lara Croft und Super Mario Kart. Doch Games können viel mehr als uns Freude bereiten: Die Digitalisierung beeinflusst als vierte industrielle Revolution nachhaltig unseren Alltag. Games schlagen die Brücke in ein schon heute in vielen Bereichen technologisiertes Lebensumfeld. Virtual-, Augmented- und Mixed Reality-Technologien (VR/AR/XR) erlauben das Eintauchen und die Interaktion mit Spielinhalten und dienen gleichzeitig als innovatives Arbeitsmittel in anderen Wirtschaftsbranchen, wie dem Automobil-, dem Gesundheitssektor, IT-Bereich und in der Forschung. Spielbasierte Anwendungen und immersive Technologien weiter zu entwickeln und in ihrer Vielfalt sichtbar zu machen, sind Ziele des Verbandes „Games & XR Mitteldeutschland e.V.“. 

Von li. n. re.: Gründungs- und Vorstandsmitglied des Games und XR Verbandes Markus Bonk, Landessprecher des Verbandes für Thüringen Prof. Rolf Kruse, Vereinsvorsitzender Friedrich Lüder beim Meetup an der FH Erfurt.

Ausbau des Games- & XR-Standortes Mitteldeutschland

Seit Februar diesen Jahres besteht der Verband „Games & XR Mitteldeutschland e.V.“. Er hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausbau des Games- & XR-Standortes Mitteldeutschland zu unterstützen, Akteure der Branche sichtbar zu machen, Vernetzung und Kooperationen zu ermöglichen, die Gewinnung von Fachkräften sowie die Entwicklung digitaler Technologien voran zu treiben und die gesellschaftliche Anerkennung von Games und eSport zu fördern. Die Initiative entstand aufgrund der gemeinsamen Interessen mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, der Mitteldeutschen Medienförderung sowie Akteuren aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ziele sind unter anderem, durch Vernetzungs- und Weiterbildungsangebote aktiv an der Strukturgestaltung der mitteldeutschen Region mitzuwirken, einen Wissenstransfer in andere noch Games ferne Branchen herzustellen und ihr ökonomisches Potenzial zu fördern. 

Markus Bonk ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Games und XR Verbandes und zusammen mit Professor Rolf Kruse von der Fachhochschule Erfurt Landessprecher des Verbandes für Thüringen. Kruse ist Professor für Digitale Medien im Studiengang Angewandte Informatik und lehrt und forscht zu Immersiven Medien und XR.

Mit „XR“ werden zusammenfassend Hard- und Softwaretechnologien, Verfahren und Erfahrungen wie Virtual-, Augmented- und Mixed-Reality sowie 360°-Video bezeichnet, die virtuelle und Echtwelt-Umgebungen für interaktive Erfahrungen kombinieren.

„Ich finde es sehr wichtig, sich zu vernetzen und vor allem die kleineren Akteure der Games- & XR-Industrie zusammenzubringen. Thüringen ist kein Land der Big-Player in diesem Bereich”, so Professor Kruse, dem das Thema ein wichtiges Anliegen ist. „Als ich davon erfahren habe, habe ich mit Freude meine Unterstützung angeboten.” Dabei tritt der Verbandsleiter durch Meetups, Netzwerkveranstaltungen und auf Messen in Thüringen mit Ideen und Zielen an die Öffentlichkeit und macht Digitales somit greifbar: „Wir möchten Aktivitäten dieser Art ausweiten. Interessen im Bereich Games und XR sind sehr vielfältig und persönliche Treffen helfen uns herauszufinden, wer die Akteure in Thüringen im Bereich Games und XR sind, was sie tun und was sie sich wünschen”, erläutert Bonk, der in Berlin eine Ausbildung zum Game Producer an der Games Academy absolviert hat und aktuell Referent für eSport und Gaming bei der ad hoc gaming GmbH in Gera ist. „Das klingt erstmal einfach, jedoch sind die entscheidenden Akteure aus der Branche nicht immer so leicht aufzuspüren und zeigen sich nicht in der Öffentlichkeit, wie es vielleicht in anderen Bereichen der Fall ist.”  

“Thüringen ist kein Land der Big-Player aus dem Bereich Games und XR.”

Geplant sind daher weitere Meetup-Sessions, bei denen die unterschiedlichen Zielgruppen zusammenkommen. „Wir müssen einander live vor Ort sehen. Klar könnte man das virtuell tun, jedoch spielt hier die physische und regionale Nähe eine entscheidende Rolle”, so Professor Kruse. Er und Bonk möchten Ziele und Aktivitäten des Verbandes und dessen Bedeutung für die Zukunft Thüringens sichtbar machen und ein Gemeinschaftsgefühl herstellen. „Gerade der Bereich der Spieleentwicklung hat viel mit Begeisterung, Enthusiasmus und Kreativität zu tun. Das kann man gemeinsam in der Gruppe sehr gut weiterentwickeln”, meint Rolf Kruse.

Erste Nährböden für die Fokussierung des Themas Games

Thüringen hat im Bereich des Nachwuchses im Games und XR-Sektor eine besondere Herausforderung: Es gibt gute Ausbildungen, jedoch gehen Fachkräfte nach ihrem Abschluss aus Mitteldeutschland weg zu großen Gamesstandorten wie Berlin, Frankfurt und Co. So ist ein Wachstum der Branche trotz potenzieller Aufträge schwerer. Doch das Thema rückt nach und nach in den Fokus der Öffentlichkeit. Die MAG, die Anfang Oktober zum zweiten Mal auf der Messe in Erfurt ausgerichtet wurde, setzt erste Nährböden für die Fokussierung des Themas Games. Als Community-Convention bringt sie nicht nur Menschen aus den Bereichen Games, Cosplay, Fashion, Art und Creation zusammen, sondern dient auch als Rahmen für ein Netzwerktreffen der Akteure aus Thüringen. 

Potenziale und Chancen für die Gesellschaft sichtbar machen

Warum sich die Games und XR Community in Thüringen bisher noch nicht so stark ausgeprägt hat, wie in anderen Ländern, erklärt Kruse so: „Es gab bisher schon einige Versuche Games voranzutreiben. Jedoch braucht alles seine Zeit für die Entwicklung. Blickt man auf aktuelle Statistiken der Games-Industrie, hat sich die Zielgruppe verändert: Sie ist mittlerweile riesig und die Vielfalt der Angebote so groß, das sie unübersichtlich wird und damit auch ihre Potenziale und Chancen für die Gesellschaft. Das möchten wir transparent machen.” Kruse hebt hervor, dass Games weit über das Unterhaltungspotenzial hinausgeht. Games und XR können viele Bereiche des Lebens betreffen. Sie tangieren Sektoren wie Kultur, Sport und Bildung, sind längst nicht mehr nur in Nischen präsent, sondern auch aus kulturellen Institutionen und in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen nicht mehr wegzudenken.

„Die Initiative soll auch eine Plattform für Fragestellungen bieten, wie zum Beispiel inwieweit vermeintlich entgegengesetzte Pole wie Industrie und Unterhaltung oder Games und Bildung zusammengehören”, so Kruse. Games können aber auch weitere Bereiche in Thüringen voranbringen und beispielsweise die Wirtschaft dahingehend fördern, sodass Thüringen auch ein attraktiver Arbeitsort für Entwickler und Publisher werden kann, sowie Neugründungen von Unternehmen entstehen könnten. So ist das Ziel die regionalen Events für die Akteure sichtbarer zu machen, aber auch den Einstieg in die Thematik branchenübergreifend zu ermöglichen, erleichtern, Innovationen voranzutreiben und dadurch marktfähiger zu werden. Durch die Synthese von KMUs und der Gamesindustrie könne man die Region effektiver in Richtung Zukunft bringen und somit Innovationspotenzial entwickeln. In der Medizintechnik könnten durch spielerische Applikationen beispielsweise Demenz-Gefährdete täglich ihre kognitiven Leistungen trainieren und dabei auch noch Spaß haben – was eines von unzähligen Beispielen einer möglichen Symbiose aus Games und anderen Branchen darstellt. Auch Kulturerbe oder Architektur dreidimensional zu visualisieren und es jedem Unternehmen verfügbar zu machen, ist eine Entwicklung von Games und XR und mittelständischen Unternehmen sowie Kulturbetrieben – das Unternehmen “rooom” aus Thüringen ist ein wichtiger Vorreiter auf diesem Gebiet. Die Digitalisierung und Gamification des Alltags ragt laut Kruse auch in die Bereiche der Hochschule hinein: „Wir können nicht so verweilen, wie bisher. Auch Hochschulen müssen sich flexibilisieren, digitalisieren und neue Forschungsgebiete zusammen mit Unternehmen in Kooperationen erschließen. Denn Bildung hat auf allen Ebenen eine Relevanz: Mit welchen Formaten und Technologien lerne ich gut? Wie kann ich Mechaniken aus Spielen dafür einsetzen? Das sind Fragen, die wir uns heute aktiv stellen.” In der Zusammenarbeit mit anderen Branchen erzeugt die Games- und XR-Industrie eine hohe wirtschaftliche Schlagkraft.

Games & XR Meetup Thüringen #2 – Erfurt in der Fachhochschule Erfurt August 2019.

Im Fokus der Verbandsarbeit stehen derzeit der Netzwerkausbau und wie ein Seismograph zu erspüren, wo Bedürfnisse, Lücken, Hemmschwellen liegen und an welchen Stellen noch Transparenz geschaffen werden muss.  Zum ersten Mal arbeitet Mitteldeutschland nun in der Games- & XR-Branche zusammen, meint Bonk: “Wir leisten Pionierarbeit für Mitteldeutschland und stehen noch ganz am Anfang. Auf digitalen Kommunikations-Plattformen ist der Austausch unter den Akteuren jetzt bereits stark spürbar und bringt sofort das Gefühl einer Gemeinschaft. Das zeigt uns, dass Potenzial vorhanden ist.”

Kontakt

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