TAKTAK ist ein Büro für räumliche Gestaltung, das sich mit seinen Umsetzungen im Spannungsfeld zwischen Architektur und Szenografie bewegt. Seit 2017 sind die Architekten Robert Ilgen und Rasa Patalauskaitė mit ihrer Bürogemeinschaft mit Sitz in Schwallungen und Vilnius selbstständig tätig. Sie realisieren in Thüringen, aber auch europaweit Projekte, die die Grenzen beider Disziplinen verschwimmen lassen. Ihre Arbeiten wie Pop-up-Installationen, klassische Hochbauten, Ausstellungsdesigns, Upcycling-Projekte oder nachhaltig gestaltete Architektur, vereinen soziale Komponenten, Umweltschutz, neue Lebens- und Arbeitswelten sowie das Einbeziehen der Menschen vor Ort in den kreativen Prozess. Wir wollten mehr über TAKTAK und ihr Thüringer Icon-Projekt “BUTZE!” erfahren und haben uns mit Architekt Robert Ilgen zum digitalen Gespräch getroffen.
Was hat es mit der BUTZE! auf sich?
Die BUTZE! ist ein selbstinitiiertes Projekt zum Thema Mikro-Architektur, das gemeinsam mit STUDIOIDA entstanden ist. An abgeschiedenen Orten finden Naturliehabende und Wanderbegeisterte individuellgestaltete Shelter, also Schutzhütten, die am Wegesrand als Nachtlager, Witterungsschutz und als einzigartiger Rückzugsort dienen. Mittels minimaler Intervention in die Umgebung leisten sie einen nachhaltigen Beitrag zur touristischen Architektur in Thüringen und zur Aufwertung ländlicher Regionen. Die BUTZE! macht deutlich, wie ein sensibel platziertes Bauwerk in Naturräumen aussehen kann und macht touristische Regionen behutsam erlebbar. Das Material für die BUTZE! stammt aus der Region und vereint heimische Bautraditionen mit dem Fortschritt nachhaltigen Bauens. Unter Schirmherrschaft von Rhönforum und Rhön GmbH konnten durch die Initiative eines privaten Betreibers die beiden ersten Wandererherbergen mitten im Biosphärenreservat Rhön, im idyllischen Apfelhain einer abgelegenen, ehemaligen Mühle errichtet werden. Für die Zukunft sind weitere Shelters in Thüringer Tourismusregionen geplant.
Was möchtet ihr mit Projekten solcher Art bewirken?
Bauwerke solcher Art ziehen Abenteurer und Abenteurerinnen in die Region, was Potenziale für die Menschen vor Ort und die umliegenden Städte bildet – die BUTZE! fungiert als Werbeträger für das Weitwandernetz im Thüringer Wald und der Rhön und seine erlebnisreichen Landschaften. Einprägsame Namen verleihen unseren Bauwerken zusätzlich Charme und Nahbarkeit. Die mediale Wirkung war enorm: Vertreter und Vertreterinnen der Presse, unter anderem der MDR Thüringen, berichteten über den Tag des Aufbaus der BUTZE!, welche schnell als Gegenentwurf zum klassischen Tourismus und als Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen wahrgenommen wurde. Als wir für unser Konzept den Gründerpreis Thüringen 2017 sowie den Thüringer Staatspreis für Baukultur 2020/2021 in der Kategorie “Sonderpreis Nachwuchs” bekamen, waren wir nach sieben Jahren Tüftelei sehr glücklich.
Welche Bedeutung haben Umsetzungen dieser Art, wenn es um die Architektur der Zukunft geht?
Architektur trägt enorme gesellschaftliche Verantwortung in sich und wirkt für die Zeit ihres Bestehens, im Schnitt hundert Jahre, auf ihr Umfeld ein. Sie hat somit die Macht, für ihre Umgebung Potenziale zu schöpfen, die Stärken eines Ortes hervorzuheben und die Menschen in der Region zu prägen. Umso wichtiger ist es, das Umfeld der Architektur, also Mensch und Natur, in den kreativen Prozess einzubinden. Ein guter Architekt beherrscht also nicht nur gutes Handwerkszeug, er kommuniziert mit den Menschen vor Ort, er schafft für menschliche Bedürfnisse Mehrwerte und bedenkt bei jedem Schritt den ökologischen Fußabdruck. Unser Anspruch zu kommunizieren, nahbar zu sein und nachhaltig zu agieren, wird an unseren bundesweiten und internationalen Projekten deutlich.
Was inspiriert dich?
Als gebürtiger Südthüringer, aufgewachsen in der ländlichen Region Schmalkalden-Meiningens, zog es mich von der Idylle in die Stadt. Zum Studium der Architektur an der Fachhochschule zog ich nach Erfurt, ging zum Auslandssemester nach Lille, studierte als Gaststudent an der TU Berlin, sammelte Berufserfahrung in Weimar und Berlin, dann lebte ich für fünf Jahre in der Schweiz und kam schließlich zurück nach Thüringen, wo ich heute mit meiner Partnerin das Büro TAKTAK leite. Unsere Zweigstelle ist in Vilnius, der Heimat meiner Frau, sodass wir stets zwischen ländlichem und urbanem Raum hin und her switchen.
Der regelmäßige Ortswechsel schärft unseren Blick auf regionale Bauweisen und Veränderungsprozesse, die wir in unsere jeweilige Heimat mitbringen, und inspiriert uns immer wieder aufs Neue für ungewöhnliche Konzepte und experimentierfreudige Architektur.
Kontakt
TAKTAK
Eisenacher Straße 9
98690 Schwallungen
Tel: +49 151 4015 2496
Mail: info@taktak.de
www.taktak.de
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