Der German Creative Economy Summit

let’s join creative forces

Am 6. und 7. März 2024 fand erstmals der German Creative Economy Summit auf Kampnagel in Hamburg statt. Initiiert wurde der Kongress von der Hamburg Kreativgesellschaft. Er bot Kreativschaffenden aller Teilmärkte, Kreativwirtschaftsförder:innen sowie Entscheider:innen aus Politik und Wissenschaft eine Plattform zum Austausch und zur Wissensvermittlung. Der Summit lud dazu ein, über die Rolle der Kreativwirtschaft im Gesamtgefüge der Wirtschaft nachzudenken. Facettenreiche Impulse machten auf die Potenziale der Branche aufmerksam und zeigten, mit welchen Herausforderungen kreativwirtschaftliches Handeln, Wirken und Wirtschaften konfrontiert ist. Hierfür widmeten sich über 160 Referent:innen in Keynotes, Panel-Diskussionen, Workshops und Masterclasses den bestimmenden Themen unserer Zeit: Creative AI, Finanzierung und Monetarisierung, Internationalisierung, Innovation, soziale Systeme, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Fachkräfte, Geistiges Eigentum und vielen mehr. Zusammen mit unseren Kolleg:innen von der Hessen Agentur und dem designforum Rheinland-Pfalz fand zudem ein Panel zum Thema “Kreativwirtschaft für die Demokratie” statt. Auf dem Podium saßen der Erfurter Medienschaffende Dr. Hendryk Balkow (MENT e.V.), Designwissenschaftler Dr. Felix Kosok und Filmemacherin Anna Pflüger. Wir waren live für euch vor Ort dabei und teilen mit diesem Beitrag unsere Programmhighlights sowie spannende Key Learnings des Kongresses.

“Die Kreativwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Wertschöpfung und zur Gestaltung unserer Zukunft”, eröffnete Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativgesellschaft, den Summit nach einem Jahr der Planung. Die Idee zum Kongress sei entstanden, „… weil wir fest davon überzeugt sind, dass es ihn unbedingt geben muss. Hier kommen alle Akteur:innen der Branche zusammen, um ihre Potenziale und Herausforderungen im Jahr 2024 zu diskutieren und ein umfassendes Verständnis von der Bedeutung der Kreativwirtschaft zu entwickeln. Gemeinsam können wir hier über die Zukunft der Kreativwirtschaft in Deutschland nachdenken sowie nach innovativen Ansätzen und Lösungen suchen”, so Rühl. Der Kongress bot entsprechend eine einzigartige Gelegenheit für Networking, Austausch und Inspiration. Neben zahlreichen Vorträgen und Diskussionsrunden gaben Workshop-Formate konkrete Handlungsempfehlungen zu Themen wie “Generative KI als Unternehmensstrategie”, “Büros als Identitätsräume” und “Mental Health in der Kreativwirtschaft”. In den Keynotes und Paneldiskussionen wurden das Ökosystem der Branche sowie die harten Fakten diskutiert.

Egbert Rühl machte in seiner Eröffnungsrede damit den Anfang und schloss mit der Aufforderung: “Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft das volle Potenzial der Kreativwirtschaft erkennen und schätzen lernen. Indem wir über die Kreativwirtschaft sprechen und ihre Leistungen hervorheben, tragen wir dazu bei, dass sie die Anerkennung erhält, die sie verdient. Lasst uns diese Chance nutzen und gemeinsam etwas bewegen! Der Kreativwirtschaftskongress in Hamburg ist der perfekte Ort, um die Wahrnehmung über die Kreativwirtschaft zu verändern und ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft zu betonen.” So startete ein inspirierendes Event, gestaltet von einer Branche, die die Gegenwart gestaltet und den Weg in die Zukunft weist. Denn: Was wäre eine Welt ohne Kreativwirtschaft?

“Beim Summit haben Expert:innen und Interessierte die Möglichkeit, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und neue Impulse für ihre Arbeit zu erhalten. Es ist an der Zeit, dass wir gemeinsam aktiv werden und den Wert der Kreativwirtschaft deutlich machen” – Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativgesellschaft

“Warum fehlt es in unserer Volkswirtschaft oft an Mut, einfach mal Dinge auszuprobieren?” – Dr. Carsten Brosda, Senator der Hamburger Behörde für Kultur und Medien

Nicht sehr viel, laut Dr. Carsten Brosda, SPD-Politiker und Senator der Hamburger Behörde für Kultur und Medien. “Die Kreativwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft und beim Lösen gesellschaftlicher Herausforderungen. Sie ist eine wichtige Innovationstreiberin. Wir sollten Kreativwirtschaffende daher auch als einen tragenden Baustein für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes betrachten. Wir wissen alle, wo wir zukünftig hinwollen: Smart Cities, Nachhaltigkeit und eine soziale sowie vernetzte Gesellschaft – für all das braucht es kreative Konzepte und kollaborative Zusammenarbeit mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne Kreativwirtschaft könnten wir nicht sehr viel mehr tun, als nackt durch die Lüneburger Heide spazieren.”

Nachhaltige Geschäftsmodelle aus der Kreativwirtschaft

Was die Branche kann und leistet, wurde in den zahlreichen Impulsen von Kreativschaffenden deutlich: Einer kam von Tim Schumacher, Gründer der Suchmaschine Ecosia, mit deren Gewinnen ökologische Ziele verfolgt werden. Sein Thema: “Grün denken, erfolgreich handeln: nachhaltige Geschäftsmodelle – Strategien der Zukunft”. Er plädierte dafür, dass die Kreativwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Verbindung von Nachhaltigkeit und innovativen Geschäftsmodellen spielt. “Der Klimawandel wird visuell immer deutlicher. Durch die steigende Anzahl an CO2-Partikeln in der Atmosphäre ist es doch offensichtlich, dass wir uns auf dünnem Eis bewegen – doch warum handeln wir nicht?” Die Kreativwirtschaft hat erkannt, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Trend ist, sondern eine Chance, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ein Beispiel dafür ist eben das Projekt Ecosia, welches die Online-Suche mit Klimaschutz verknüpft, indem es besonders nachhaltige Unternehmen nach oben ranked. Eine Innovation in einem Geschäftsmodellbereich, der erstmal nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat, aber nachhaltigen Impact liefert: Bereits 200 Millionen Bäume wurden durch das Unternehmen gepflanzt. “Es gibt eine Vielzahl von nachhaltigen Projekten und Themen in der Kreativwirtschaft, die uns helfen können, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die zur Dekarbonisierung beitragen, alternative Heizmethoden fördern und den Konsum tierischen Proteins reduzieren. Als Kreativschaffende haben wir die Möglichkeit, Teil der Lösung zu sein. Indem wir Vorbilder sind und über Nachhaltigkeit kommunizieren, können wir wertvollen Impact liefern.”

“Man kann Geschäftsmodelle in solche mit nachhaltigem Impact umwandeln, die auf den ersten Blick erstmal gar nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben und so einen Planeten schaffen, auf dem wir alle auch in Hunderten von Jahren noch Leben können – das treibt mich an” – Tim Schumacher, Gründer der nachhaltigen Suchmaschine Ecosia

“Künstliche Intelligenz ist nicht kreativ. Sie ist vielmehr inspirativ. Wenn wir sie gekonnt benutzen, kann sie uns unterstützen, aber nie menschliche Kreativität ersetzen. Wenn KI eines Tages kreativ sein sollte, dann werden wir diese mit unseren menschlichen Sinnen nicht wahrnehmen können” – Roman Lipski, Maler


Kunst trifft auf modernste Technologien

Mit der Potenzialschöpfung kreativer Ideen beschäftigte sich auch die Keynote von Künstler Roman Lipski: “Artificial Muse – Ein Wegweiser für Mensch – KI – Kollaboration”, bei dem es um die Rolle der KI in künstlerischen Prozessen ging. Ist die Technologie ein Ersatz für kreative Ideen oder vielmehr Inspirateurin? Für den Maler alles eine Frage der Anwendung: “Die Kreativwirtschaft hat es ermöglicht, dass sich Kunst und modernste Technologie ergänzen und nicht ausschließen. Dank dieses Fortschritts konnte ich nicht nur eine Menge Zeit sparen, sondern auch die kreative Transformation meiner Arbeiten beschleunigen. Ich wusste genau, was zu tun war und so meine künstlerische Vision umsetzen. Die Möglichkeiten, die sich durch diese Verbindung von Kunst und KI ergeben, sind faszinierend und bieten eine neue Dimension für meine Arbeit.” Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz wurden für den Maler tausende von Bildern in verschiedenen abstrakten Varianten und unterschiedlichen künstlerischen Stilen generiert. Diese digitalen Bilder basierten auf monochromen realistischen Vorlagen des Künstlers. “Mit Daten malen”, nennt Roman Lipski den inspirativen Prozess. “Der Kontakt als Künstler zu anderen Disziplinen, wie der Technologie, ist eine unglaubliche Bereicherung für meine Kunst.” Diese Entwicklung hat das Potenzial, die Art und Weise zu revolutionieren, wie Kunst geschaffen wird. Es eröffnet Künstler:innen völlig neue ergänzende Möglichkeiten, bisher unerreichte künstlerische Ausdrucksformen zu entdecken.

Kann Gaming Leben retten?

Neben Evergreen-Themen, wie KI und Nachhaltigkeit, drehte sich beim Slot “Games & VR: Innovation für die Gesundheit von morgen” alles um die Frage “Kann Gaming Leben retten?”. Die Antwort darauf wurde durch erfolgreiche Projekte, wie b.ReX aus Stuttgart, dem Heidelberger GamesHub oder Ergofox aus Hamburg beantwortet. So entstand in den kreativen Hallen der Digitalagentur b.ReX beispielsweise die Fresenius Medical Care Heart and Lung APP, die Training in der Medizintechnik von überall aus möglich macht. Vor allem im Gesundheitswesen verlangen Medizinprodukte ein hohes Maß an Erklärung – durch Games und VR können Mediziner:innen komplexe Therapien im virtuellen Raum testen, bevor sie sie an Menschen anwenden. “Wenn man ein komplexes Thema mit Freude erlebbar macht und Games mit einbaut, dann fällt das oftmals auf sehr fruchtbaren Boden”, so Geschäftsführer Max Schmierer.

“Diese Verbindung zwischen der Kreativwirtschaft und der Gesundheitsindustrie eröffnet neue Möglichkeiten, um Gesundheitswissen in die Gesellschaft zu transferieren” – Dr. Aline Weis, GamesHub Heidelberg

Games und VR funktionieren aber auch schon für die Jüngsten: Der Verein Zahnputzfuchs hat zusammen mit dem GamesHub aus Heidelberg eine innovative Spieleapp entwickelt, um die Motivation der Kinder zum Zähneputzen zu steigern. Hier werden neue Bildwelten erschaffen, die das Zähneputzen zu einem spielerischen Erlebnis machen. “Diese Verbindung zwischen der Kreativwirtschaft und der Gesundheitsindustrie eröffnet neue Möglichkeiten, um Gesundheitswissen in die Gesellschaft zu transferieren. Die Kinder können durch interaktive Spiele nicht nur ihre Fantasie entfalten, sondern auch wichtige Informationen über Zahngesundheit erhalten”, erklärte Dr. Aline Weis in ihrem Impuls auf dem Summit. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz können personalisierte Lerninhalte angeboten werden, die auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes zugeschnitten sind. Dadurch wird das Zähneputzen nicht nur effizienter, sondern auch unterhaltsamer und spannender für die jungen Nutzer:innen. Gesundheitliche Prävention ist generell wichtig. Vor allem in Zeiten von dauerhafter PC-Arbeit im Sitzen. Wie man Büromenschen zu mehr Bewegung motivieren kann, beweist das projekt Ergofox. “Innovativ. Kreativ. Aktiv.”, so beschreiben sie selbst ihre digitalen Anwendungen, die spielerisch Bewegungsförderung für und in alle Lebenslagen bringen. Daneben gamifizieren sie auch Alltagsaufgaben, wie Staubsaugen durch die Pushmatrix-App. 

Technologische Trends für die Musikwirtschaft der Zukunft

Um die Erweiterung unserer Erlebniswelten ging es auch beim Panel “Immersive Content-Erlebnisse: Transformative Trends in der Kreativwirtschaft”. Dozent für Kultur, Medien und Psychologie an der Macromedia Hochschule Oliver Lohmar und Künstler Christopher Bauder zeigten auf, wie mit technologischen Trends die Musikwirtschaft der Zukunft aussehen kann und was heute bereits möglich ist. Festival-, Musik- und Kunsterlebnisse wie das Tomorrowland Festival sowie die vom Techno inspirierenden Lichtinstallationen von Bauder zum Kunstprojekt “Dark Matter” in Berlin bringen Musikliebhaber:innen auf ein neues Level des Erlebens. “Neue Technologien erweitern die Möglichkeiten für Musiker:innen und Fans gleichermaßen. Künstler:innen können ihre Musik auf innovative Weise präsentieren und somit eine breitere Zielgruppe ansprechen. Fans genießen ein intensives Konzerterlebnis, ohne tatsächlich vor Ort sein zu müssen”, so Lohmar über Virtual Reality im Livebereich. VR-Konzerte, Hologramme von Musiker:innen, Konzertkulissen als Games-Welten – mit dem Aufkommen dieser Technologie eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für die Live-Branche, und digitales Marketing für Musik- und Kunstevents. Im Fokus stehe das emotionale Erleben, vielleicht sogar noch ein klein wenig mehr als die Nähe zur/zum Künstler:in, meint Lohmar. Dennoch wird VR nicht das Live-Erlebnis ersetzen können, sondern es vielmehr bereichern – zum Beispiel auch im Vorfeld des eigentlichen Events und zur Verlängerung der Customer Journey rund um das Konzert. 

Auch Bauder baut auf Gefühle: “Durch die Verbindung von Bewegung, Musik und Licht entsteht eine tiefgreifende Emotion bei den Rezipient:innen. Es ist faszinierend zu sehen, wie es diese Technologie ermöglicht, Emotionen wie Wut oder Begeisterung auf ganz neue Weise zu vermitteln. Wir als Künstler:innen können mit neuen Technologien experimentieren. Es stellt sich mir jedoch immer wieder die Frage, warum Technik sowas in Menschen auslösen kann? Ich denke, es sind Marker aus der echten Welt, die bei den Menschen eine so starke Resonanz hervorrufen. Bei meiner Lichtinstallation mit digitalem Feuer haben sich die Menschen im Schnitt 30 Minuten aufgehalten. In einer Welt, in der die Aufmerksamkeit im Schnitt 30 Sekunden dauert, ist das ein echter Gewinn, der durch kreative Konzepte entstehen kann.”

“Dank der Fusion aus Technologie und Kunst wird es Künstler:innen möglich, ihre Werke auf eine völlig neue Art und Weise zu präsentieren und Rezipient:innen in eine andere Dimension der Klänge und Bilder zu entführen.” – Christopher Bauder, Künstler

Zum Summit durfte das THAK Printmagazin nicht fehlen, um Thüringer Kreativschaffenden auch hier Gewicht und Gesicht zu geben.

Design als Brücke zwischen der Bevölkerung und politischen Institutionen

Besonders freuten wir uns vom THAK-Team auf das Panel mit dem Erfurter Medienschaffenden Dr. Hendryk Balkow zum Thema “Create, act, repeat: Kreativwirtschaft für die Demokratie”. Was können Kreative für die Demokratie ausrichten? Das und mehr diskutierte der Thüringer auf der Bühne zusammen mit Expert:innen aus Design und der Filmbranche. “Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir jetzt handeln, um unsere stabilen demokratischen Prinzipien zu bewahren. Kreativschaffende können einen bedeutenden Beitrag leisten, indem sie ihre Fähigkeiten einsetzen, um demokratische Werte zu fördern”, so Dr. Felix Kosok, Designwissenschaftler und Grafikdesigner beim “studio 069” und Professor an der German University in Cairo am Campus Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Designästhetik, der politischen Philosophie sowie der Queer-Theorie in ihrer Überschneidung mit Design. Laut Kosok können Designer:innen mit ihren Fähigkeiten Rahmenbedingungen schaffen, die es den Menschen ermöglichen, über Demokratie ins Gespräch zu kommen. “Ihre Arbeit geht über die Gestaltung von Produkten hinaus und erstreckt sich auch auf die Schaffung von Räumen, in denen wir diskutieren und lernen können, demokratisch zu sein. Diese Räume dienen als Plattformen für den Austausch von Ideen und den Dialog zwischen verschiedenen Akteur:innen der Gesellschaft und der Kreativwirtschaft. Hier können Bürger:innen aktiv an demokratischen Prozessen teilnehmen. Denn Demokratie passiert nicht nur in den großen Institutionen wie Regierungen oder Parteien, sondern auch in der Alltagskultur und im Rahmen sozialer Interaktion.” 

“Designer:innen haben die Möglichkeit, durch ihr Design nicht nur ästhetische Aspekte zu beeinflussen, sondern auch einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie zu leisten. Durch ihre kreativen Ansätze können sie Brücken bauen und Menschen zusammenbringen, um gemeinsam an einer gerechten und inklusiven Gesellschaft zu arbeiten” – Dr. Felix Kosok, Designwissenschaftler

Zusammen mit unseren Kolleg:innen von der Hessen Agentur und dem designforum Rheinland-Pfalz fand ein Panel zum Thema “Kreativwirtschaft für die Demokratie” statt. Auf dem Podium saßen der Erfurter Medienschaffende Dr. Hendryk Balkow (MENT e.V.), Designwissenschaftler Dr. Felix Kosok und Filmemacherin Anna Pflüger. Auch Projektleiter Norman Schulz von der THAK wurde auf die Bühne gebeten.

Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle, da sie als Vermittlerinnen zwischen den verschiedenen Akteur:innen fungieren. Durch innovative Medienformate und kreative Kampagnen können sie Menschen dazu inspirieren, aktiv an politischen Prozessen teilzunehmen und so eine informierte Bürgerschaft aufbauen. Auch Dr. Henryk Balkow weiß um die Wirkung, die gut gestaltete Informationen haben können: “Es geht immer um die Art und Weise, wie diese wichtigen Themen übermittelt werden. Demokratie und Kreativität sind eng miteinander verbunden. Durch kreative Gestaltung können komplexe politische Ideen auf verständliche Weise präsentiert werden. In der Kreativwirtschaft geht es darum, wie wir diese Medien nutzen und welche Botschaften wir durch ihre Gestaltung transportieren möchten. Durch den Einsatz von innovativen Kommunikationsstrategien und ästhetisch ansprechenden Designs können wir das Interesse an politischen Themen wecken und die Teilnahme an demokratischen Prozessen fördern. Die Kreativwirtschaft hat somit einen direkten Einfluss auf die Stärkung der Demokratie.” 

In der Filmbranche wird gleichermaßen über die Stärkung der Demokratie durch kreativen Ausdruck nachgedacht. Filmemacherin Anna Pflüger ist Autorin, Regisseurin und Creative Producerin aus Mainz. Nach ihrer Arbeit als Producerin für die Dokudrama-Reihe „Terra X“ machte sie sich 2013 als Autorin und Regisseurin selbstständig. Sie findet es ermutigend, dass immer mehr Menschen aus der Kreativwirtschaft sich mit der Gestaltung von Formaten zur Demokratieförderung auseinandersetzen. “Als Medienschaffende haben wir die Freiheit auszuwählen, für wen wir arbeiten und welche Themen wir vorantreiben möchten. Wir sollten diese Macht verantwortungsvoll einsetzen und sicherstellen, dass unsere Arbeit einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat.” So hat die Filmschaffende eine klare Haltung zum Gendern bezüglich der deutschen Kommentare in ihren Dokumentarfilmen, auch, wenn sie dafür bereits den einen oder anderen Shitstorm geerntet hat: “Die Demokratie steht vor großen Herausforderungen, und es ist wichtig, dass jeder einzelne seine Stimme erheben kann. Gendern ist ein Thema, das oft auf kontroverse politische Diskussionen stößt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Anfeindungen gegenüber dem Gendern nicht persönlich gemeint sind. Es handelt sich vielmehr um eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Traditionen. Das Stehenbleiben und die heftigen Reaktionen zeigen deutlich, dass Veränderungen notwendig sind.”

“Die Zeiten, in denen wir leben, zwingen uns dazu, über unsere Verantwortung als Medienschaffende nachzudenken” – Dr. Henryk Balkow

“Create, act, repeat: Kreativwirtschaft für die Demokratie”. Was können Kreative für die Demokratie ausrichten? Das und mehr wurde auf der Bühne zusammen mit Expert:innen aus Design und der Filmbranche auf dem Summit diskutiert.

Visionen für die Städte von morgen

Auf eine bessere Zukunft mit kreativen Ansätzen hofft auch Karel Golta, Experte für Innovation, KI und Design. In seinem Impuls zum Thema “Wir sind die Zukunft, die wir gestalten: über die Rolle von Design in der Circular Economy” war nichts von Dystopie zu spüren. Vielmehr zeigte er eine vernetzte Gesellschaft in einer Welt, in der Ressourcen sowie Wissen geteilt werden und die Menschen in moderner Weise im Einklang mit der Umwelt leben. “Die Kreativwirtschaft wird in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Innovative Konzepte und Ideen werden den Weg für eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft bereiten”, so Karel. Die Bilder seines Impulses zeigten eine Zukunft, in der alles geteilt, anstatt besessen wird. Dies ermöglicht es, effizienter mit Ressourcen umzugehen und Verschwendung zu reduzieren. Auch das Wissen wird auf einer globalen Ebene geteilt. Dadurch wird eine besondere Atmosphäre des Lernens und der Zusammenarbeit entstehen. “In dieser Zukunftsvision müssen wir nicht mehr fünf Tage die Woche arbeiten. Die Produktion von Gütern wird sich grundlegend verändern. Wir werden nur das herstellen, was tatsächlich gebraucht wird, und zwar in einem Maßstab, der ökologisch vertretbar ist.” Laut Karel werden uns innovative Technologien völlig neue Möglichkeiten kreativer Schaffenskraft eröffnen. Die Kreativwirtschaft wird in dieser Zukunft zur treibenden Kraft hinter dem Wandel hin zu einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft. Durch Zusammenarbeit und gemeinsames Handeln können wir eine Welt schaffen, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial auszuschöpfen und kreative Lösungen für globale Herausforderungen finden kann. Goltas Bilder zeichnen ein ideenreiches Ideal auf, das für die Zukunft unseres Planeten wünschenswert ist. Erste Schritte sind dazu bereits getan und Innovationen auf den Weg gebracht. Doch auch ihm ist bewusst: Dieses Szenario muss viele Fragen beantworten und Herausforderungen meistern, um Realität zu werden. Dennoch stehen am Anfang einer solchen Zukunft große Ideen, die nur in die Welt kommen, wenn sie in Impulsen wie diesem ausgesprochen werden.

„Wer morgen nicht in der Welt von gestern aufwachen will, braucht die Kreativen von heute” – das war auf einem Banner beim Summit zu lesen und spiegelte sich in dem wieder, was wir von der THAK während der zwei intensiven Tage für uns als Kreativwirtschaftsförder:innen für und in Thüringen mitgenommen haben. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Summit. Wer noch mehr darüber erfahren will und beim nächsten Mal selbst dabei sein möchte, kann sich auf der Webseite des GCES informieren.

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