Ein Gastbeitrag von Teamentwickler Marcus Berger
Der freiberufliche Personal- und Teamentwickler sowie Projektmanager und Scrum Master Marcus Berger legt seine beruflichen Handlungsschwerpunkte auf die Bereiche Kooperation und Kollaboration in Klein- und Großgruppen sowie die gezielte Entwicklung und Steuerung von Gruppenprozessen in digitalen und analogen Settings. Im vergangenen Jahr gab er einen THAK Workshop zum Thema “Zusammenarbeit digital gestalten”.
Im folgenden Gastbeitrag zeigt Marcus Berger die für ihn persönlich wichtigsten sieben Bedingungen für erfolgreiches Teamwork im analogen und insbesondere virtuellen Raum auf. Diese betreffen die Zusammenarbeit im klassischen Team, aber auch mit Kundinnen, Kooperationspartnern, Wettbewerberinnen und Wettbewerbern.
1. Visualisierung
Das gemeinsame Arbeiten im virtuellen Raum macht vieles komplexer. Gute Visualisierung hilft, Komplexität zu reduzieren. Neben dem aktiven Benutzen der eigenen Kamera, um Mimik und Gestik zu zeigen und so das gegenseitige Verständnis zu steigern, sind digitale Whiteboards wie beispielsweise Miro oder Mural elementar, um Ideen und Gedanken gemeinsam festzuhalten, weiter zu entwickeln und mit anderen zu teilen.
2. Bindung herstellen
Schon mal zusammen eine digitale Raucherpause verbracht? Die meisten Menschen suchen nach Bindung. Im digitalen Raum wird dieser Aspekt leider oft vernachlässigt. Auch hier zahlt sich bereits die eingeschaltete Kamera aus. Auch wichtig: bewusst mal ein wenig zu plaudern und informellen Austausch zu pflegen. Was im bisher noch klassischen Büroalltag Normalität ist, wird im virtuellen Raum meist weggelassen, da es scheinbar nicht effizient ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Gelingt es nicht, Bindung untereinander aufzubauen, leidet über kurz oder lang die Zusammenarbeit – und das meist massiv.
Bindung braucht Respekt. Oder andersherum: Respektlosigkeit ist der absolute Bindungskiller. Wer nebenbei am Handy daddelt, ständig telefoniert oder gar sein Mittag kocht, während die anderen denken, verhält sich respektlos. Wer durch respektvollen Umgang im digitalen Raum glänzt, wird positiv auffallen!
3. Kennen Sie Ihr Ziel
Warum arbeiten Sie mit XY zusammen? Warum arbeitet XY mit Ihnen zusammen? Nur wenn allen Beteiligten klar ist, warum sie jetzt gerade Zusammenarbeiten, was das konkrete Ziel und was der Sinn dahinter ist, hat keiner das Gefühl, Zeit zu verschwenden. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass die Beteiligten unzufrieden sind und anfangen, nebenbei andere Dinge zu tun. Authentizität und Ehrlichkeit in Bezug auf die eigene Zielstellung helfen auch langfristig, gut digital zusammenzuarbeiten.
Wann ist Ihr Ziel unklar?
- wenn es „schwammig” ist
- wenn die anderen Beteiligten es nicht in maximal drei Sätzen formulieren können
„Das gemeinsame Arbeiten im virtuellen Raum macht vieles komplexer. Gute Visualisierung hilft, Komplexität zu reduzieren“
4. Austausch gestalten
Austausch ist die grundlegende Form der Zusammenarbeit und bildet sozusagen das Fundament.
Was macht man da genau?
- relevante Informationen austauschen
- sich hier und da erstmal einen guten Rat geben
- sich gegenseitig mental unterstützen
Was braucht es dafür?
- gemeinsam geteilte Ziele
- unterschiedliche Informationen und Ressourcen
- die richtige Haltung: Informationssuche ist keine Inkompetenz
Im Ergebnis steht vor allem eines: das Aufbauen von gegenseitigem Vertrauen.
5. Arbeitsteilig zusammenarbeiten
Arbeitsteilige Zusammenarbeit funktioniert am besten asynchron. Sie ist meist schnell und effizient, funktioniert aber nur, wenn das notwendige “Know How“ zur Umsetzung bereits vorhanden ist.
Was ist erforderlich?
- genaue Strukturierung der Aufgaben
- gegenseitige Ressourcen und Kompetenzen kennen
- klare und konkrete Zielstellungen
Im Ergebnis steht die effiziente Erarbeitung von Routineaufgaben.
6. Kollaborativ zusammenarbeiten
Kollaborative Zusammenarbeit erfolgt zwangsläufig synchron. In einem Prozess ohne strenge Funktions- und Arbeitsteilung werden gegenseitig Ideen und Gedanken aufeinander referenziert und gemeinsam weitergedacht. Das Ergebnis ist nicht auf einzelne Personen zurückverfolgbar.
Was ist erforderlich?
- multiprofessionelles Team
- ausreichend Zeit
- eine Prise Zieloffenheit
Im Ergebnis steht die Entwicklung von neuartigen Problemlösungen, gemeinsam geteiltes Wissen und oft ein glückliches Team. Auf diese Weise entstehen Lösungen, die anders nicht hervorgebracht werden könnten.
7. Konflikte aktiv ansprechen und bearbeiten
Konflikte entstehen immer, wenn Menschen zusammenarbeiten. Das ist absolut normal. Im virtuellen Raum lässt sich allerdings noch leichter darüber hinweggehen. Im Ergebnis staut sich Frust und Ärger an, Menschen werden unzufrieden und die Motivation schwindet. Ein bewusster und offensiver Umgang mit Konflikten ist zentral – insbesondere wenn man sich ausschließlich digital begegnet.
Was ist erforderlich?
- Eine konstruktive Haltung
- etwas Mut
- Respekt & Ehrlichkeit
Wirklich gute Zusammenarbeit gelingt auf Dauer nur, wenn man kontinuierlich an ihr arbeitet. Digitale Formen benötigen das gegenseitige Nachdenken über das WIE mindestens genauso dringend wie das analoge Pendant. Wer aktiv daran arbeitet, wie er oder sie mit anderen zusammenarbeitet wird das recht schnell merken. Wem es egal ist allerdings auch.
Sie wollen mehr über gute digitale Zusammenarbeit erfahren? In Marcus Bergers Podcast „Next Level Team Design“ spricht er in Folge 11 über Remote-Teams.
Beitragsbild: SHVETS production
Headerbild: Andrea Piacquadio
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