Die Corona-Krise hat auch Einfluss auf Content-Creators. Seitdem die meisten Menschen den Großteil ihrer Zeit zu Hause verbringen, werden Influencer-Kanäle noch mehr frequentiert als vorher. Auch die Wahl-Erfurterin Franziska Albrecht ist nun seit über 12 Jahren professionell “online” unterwegs: Texte schreiben, Bilder schießen, Geschichten erzählen sind wichtige Bestandteile ihrer Arbeit. Aber auch Social-Media, die Präsenz im Netz und das große Wort “Authentizität” beschäftigen sie. Franziska Albrecht ist ein Profi auf ihrem Gebiet. Ihre Erfahrungen gibt sie weiter: Sie berät Firmen zu Social-Media-Auftritten, hält Seminare dazu ab, wie man Profile auf Instagram und Co. aufbaut und begleitet Online-Marketing-Prozesse für verschiedene Firmen. Wir haben sie (noch vor der Krise) zum Interview getroffen und Spannendes über Blogging, Shitstorms, Courage und digitale Kommunikation erfahren.
„Ich muss als Influencerin zu mir und zum Produkt stehen – Courage, Werte und Rückgrat sind bedeutende Eigenschaften für gute und authentische Online-Kampagnen“
1. Wer bist du und wie hat das mit dem Bloggen eigentlich alles angefangen?
Auf meinem Lifestyle-Blog bin ich als “Zukkermädchen” bekannt, den ich seit 12 Jahren mit Themen rund um Beauty, Mode und Lifestyle fülle. Zudem arbeite ich als Influencerin – wobei ich den Begriff Content Creatorin und Redakteurin passender finde. Auf meinem Instagram-Profil “frances” berichte ich über meinen Alltag, meine Gedanken und zeige persönliche Momente. Zudem bewerbe ich hier Produkte von Firmen, mit denen ich zusammenarbeite.
Angefangen hat alles durch meine Liebe zum Schreiben und Lesen. Während meines Studiums der Literaturwissenschaften habe ich über meinen Uni-Alltag und Lifestyle-Themen für die studentische Zielgruppe berichtet. Alles in allem hatte das etwas von “das Mädchen von nebenan” schreibt über ihre ganz persönlichen Momente und Gedanken. Mit der Zeit haben sich die Inhalte nach und nach professionalisiert. Es folgten Einladungen zur Berliner Fashion Week, ich knüpfte wichtige Kontakte in die Modewelt und sammelte wertvolle Erfahrungen. Nach fünf Jahren Blogging habe ich mich schließlich selbstständig gemacht. Später auch mit Content auf den Plattformen Facebook und Instagram. Heute habe ich deutschlandweit Follower, aber auch in der Schweiz, Österreich und in den USA.
2. Welche Dienstleistungen bietest du an?
Neben dem Influencer-Marketing für Kunden, biete ich auch Social-Media-Betreuung und -Beratung für Unternehmen an. Hierbei setze ich nicht nur in Absprache mit dem Kunden den Content um, sondern diene auch als eine Art Mentor. Unternehmen sollten verstehen, warum Social-Media ihnen helfen kann, was man damit erreichen kann und wie sie es eigenständig anwenden können. Instagram und Facebook sind meist das, was man als erstes sieht und somit eine Art virtuelle Visitenkarte. Daher sind neben dem Inhalt, eine regelmäßige Aktivität wichtig. Instagram sollte darüber hinaus nicht als reine Verkaufsplattform betrachtet werden. Ein Unternehmen kann hier Produkte authentisch und unterhaltsam für die Follower darstellen. Social-Media ist offene Kommunikation auf Augenhöhe. Das sind unter anderem Aspekte, die ich den Kunden mitgebe.
Darüber hinaus kreiere ich Content vom Bildmaterial über Texte für Webseiten bis hin zu Newslettern. Außerdem gebe ich Workshops, wie “Wie finde ich den richtigen Influencer?” und zu allen Themen rund um Marketing, PR, Social-Media-Konzepte und Events.
3. Worauf kommt es beim Influencer-Marketing an?
Man sollte die rasante Entwicklung des Online-Marketings stets im Auge behalten. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich unfassbar viel verändert – ich finde das extrem spannend, aber das birgt auch eine gewisse Verantwortung, vor allem, wenn man eine große Reichweite hat. Facebook und Instagram wurden jahrelang eher intuitiv und ohne Regeln benutzt. Der Fokus sollte dabei auf eigenen Werten liegen. Nur so bleibt es authentisch. Wenn ich zum Beispiel Werbung für Alkohol mache, dann bin ich mir der Verantwortung bewusst, dass dies ein in Maßen zu genießendes Genussmittel ist und dass ich auch darauf hinweisen muss. Ich empfinde mich als Sprachrohr für die Produkte meiner Kunden, die ich bewerbe – Feedback und Rückfragen meiner Follower leite ich an den Kunden weiter. Allgemein ist mir die direkte Kommunikation mit meinen Followern wichtig. Daher antworte ich auch auf alle Anfragen so schnell es geht. Ich muss als Influencerin zu mir, zu meinen Followern, zum Kunden und zum Produkt stehen – Courage, Werte und Rückgrat sind bedeutende Eigenschaften für gute und authentische Online-Kampagnen. Man kann zudem nicht immer allen gefallen – sogenannte “Shitstorms” gehören dazu, auf die man gut verbal und konstruktiv reagieren muss. Zum Glück musste ich so etwas noch nicht durchleben.
4. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Dieser ist zum großen Teil mit Recherche für neue Themen gefüllt. Hierbei beschäftige ich mich viel mit Medien, Nachrichten, höre Podcasts, lese Blogs und Artikel. Es kommen bestimmt täglich um die fünf Stunden zusammen, in welchen ich ausschließlich Informationen “aufsauge”. Dadurch generiere ich meinen Content. Ich arbeite jetzt nicht in diesem Sinne “9 to 5” – das bringt die Freiheit der Freiberuflichkeit mit sich. Jedoch bin ich eine Frühaufsteherin und starte gerne früh in den Tag. Morgens arbeite ich meine Mails ab und schreibe meine ToDo-Liste für den Tag – ich brauche das, um meinen Tag vorab zu strukturieren. Ansonsten habe ich viele Telkos oder Termine bei Kunden vor Ort, um mir neue Produkte anzusehen. Mein Handy ist mein wichtigstes Arbeitsgerät. Hiermit verbringe ich zum Teil 12 Stunden am Tag.
5. Was sind deine Themen und wie steigerst du deine Reichweite?
Reichweite wird oftmals durch nackte Haut oder Negativität gesteigert – spannend sind für mich eher Themen und Inhalte, die mich im Alltag, mein Umfeld betreffen und Aktuelles.
Ich möchte wirklich “erreichen” und nicht eine bestimmte Followerzahl erreichen. Ich finde es viel spannender das echte Leben nach Instagram zu holen und nicht Instagram ins echte Leben. Hier kann ich einen Teil meines Lebens bewusst zeigen. Ich versuche derzeit einen Weg zu finden, das echte Leben in der digitalen Welt noch mehr zu integrieren.
6. Warum lebst du in Thüringen und was sind deine Visionen für 2020?
Die Liebe und das Studium haben mich nach Erfurt verschlagen. Ich liebe den Osten – es ist schade, dass dieser sich noch hinter einer Art Schleier versteckt. Hier haben die Menschen einen wundervollen Umgang miteinander, man kennt sich und rückt nah zusammen. Wir sollten stolz darauf sein, woher wir kommen und mehr zeigen, wie facettenreich und kreativ es ist hier ist – jede Region hat ihre Besonderheiten. Erfurt ist charmant und entwickelt sich stetig. Das merke ich vor allem an den Firmen in Thüringen mit denen ich zusammenarbeite, die sich besonders für Themen der Digitalisierung öffnen. Ich möchte hier im Osten Netzwerktreffen für unsere Branche fokussieren und auch selbst gerne mehr Netzwerken. Außerdem möchte ich mich 2020 mehr austauschen, mein Wissen teilen und meine Erfahrungen weiter geben.
„Mein Handy ist mein wichtigstes Arbeitsgerät. Hiermit verbringe ich zum Teil zwölf Stunden am Tag“
Kontakt
Franziska Albrecht
zukkermaedchen.de
albrecht.franzi@googlemail.com
Instagram/frances
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