6 Fragen an das Erfurter Ungleich Magazin

Im Gespräch mit Annika Eifert und Tanika Turm

Das UNGLEICH Magazin – hier ist der Name Programm: Das (kultur-)journalistische Online-Magazins möchte ungleich zu anderen sein. Dies zeigt sich nicht nur an den Inhalten, die sich in die Kategorien Urbanes, Konsum, Campus und Unterwegs aufgliedern, sondern auch am Textstil. Das UNGLEICH Magazin überzeugt nun seit mehreren Jahren mit authentischen, humorvollen, sensiblen, kritischen und poetischen Blickwinkeln auf Erfurt und seine Umgebung. Wir haben mit zwei der Geschichtenerzählerinnen und Geschichtenerzähler gesprochen und die Redakteurinnen Annika Eifert und Tanika Trum zum digitalen Talk getroffen, um mehr über die Motivation und die Relevanz von echtem Lokaljournalismus zu erfahren.

1. Wer seid ihr und wie hat sich die Idee zum UNGLEICH Magazin in Erfurt entwickelt?

Annika: Als angehende Kommunikationswissenschaftlerinnen – mittlerweile im 5. Semester studierend an der Universität Erfurt – sind Tanika und ich vor eineinhalb Jahren durch ein Seminar vom UNGLEICH Magazin zum Thema Online-Journalismus auf die Redaktion gestoßen. Die Idee zum Online-Magazin “der etwas anderen Art” entwickelte sich 2019. Die Gründer und Gründerinnen des UNGLEICH Magazins (die „alten Hasen“), hatten sich zum Ziel gesetzt, die Perspektive auf den “strukturschwachen Osten”, in dem “nichts los ist”, nachhaltig zu verändern. Die Vielfalt und Authentizität an Themen, aus der Sicht von Studierenden und jungen Menschen geschrieben, sollte für das Ende der “Ostschublade” sensibilisieren sowie Menschen zum Bleiben und zum Kommen nach Erfurt/Thüringen inspirieren.

Erfurt ist “ungleich” zu anderen Städten. Klar ist das hier nicht Berlin oder München. Aber ungleich zu sein birgt auch viele Potenziale und Chancen, die wir mit dem Magazin aufzeigen und voranbringen wollen.

Tanika: Annika und ich sind beide keine gebürtigen Erfurterinnen. Annika kommt aus Hessen und ich aus Südbaden. Durch die Arbeit am und mit dem UNGLEICH Magazin haben wir beide auch nochmal einen komplett anderen Blick auf die Stadt bekommen. Mittlerweile sind wir an dem Punkt, wo wir eigentlich gar nicht mehr unbedingt wegwollen. Leider haben wir für uns noch nicht die passende Zukunftsperspektive hier gefunden, weshalb wir erst einmal weiterziehen.

2. Was sind eure Themen?

Tanika: Unsere Themenwelt im UNGLEICH Online-Magazin ist sehr facettenreich und vielfältig. Wir bearbeiten dabei hauptsächlich, was uns interessiert: die Erfurter Kulturlandschaft, gesellschaftlich relevante Themen, wie Obdachlosigkeit und Armut, subkulturelles Leben oder die Queer-Gemeinschaft in Thüringen. Alle Artikel liegen uns am Herzen und wir lieben es, einzigartige Persönlichkeiten zu treffen und neue Perspektiven zu erörtern. Bei uns kann sich jeder Redakteur und jede Redakteurin frei Themen setzen und darüber schreiben.

3. Warum ist es für eine Stadt wie Erfurt so wichtig, ihre Potenziale durch ein Online-Magazin wie eures sichtbar zu machen?

Annika: Wenn man zum Studium oder aus anderen Gründen zum ersten Mal nach Erfurt kommt, denkt man, hier wird nicht viel geboten. Durch das Online-Magazin möchten wir den Lesern und Leserinnen und vor allem Neuankömmlingen die Vielfalt der Stadt näher bringen und zeigen: Der Osten hat durchaus richtig viel zu bieten! Allein die Kulturszene und die subkulturellen Communities stellen unter Beweis, wie lebens- und liebenswert Erfurt ist. Auch auf unserer UNGLEICH Map können Interessierte coole Orte, Cafés und Läden entdecken, die vielleicht sonst schwer zu finden wären.

Dadurch, dass wir keinen klassischen Lokaljournalismus betreiben, sind wir frei in unserer Gestaltung und haben so die Möglichkeit, vor allem junge Menschen auf eine authentische, nahbare und unterhaltsame Art über Themen zu informieren. Wir beleuchten dabei stets, was wir selbst relevant und cool finden und können uns dabei den Mut erlauben, dies auf eine ungewöhnliche Weise zu präsentieren.

Titelbild zum Beitrag „Erfurter WGs in Zeiten von Corona„, Foto: ungleich-magazin.de.

4. Wie muss sich der Lokaljournalismus verändern, um zukunftssicher zu sein?

Tanika: Zunächst einmal ist guter und authentischer Lokaljournalismus für eine Stadt unglaublich wichtig. Die Menschen möchten darüber lesen, was sie direkt umgibt und betrifft. Hierbei kann man Akteure und Akteurinnen aus seiner Stadt kennenlernen und fühlt sich mit einem Ort verbunden.

Auch ist es wichtig, über Angebote und Potenziale seiner Stadt Bescheid zu wissen: Wo kann man sich zu engagieren, eine Ausstellung besuchen, lokale Läden entdecken oder neue Cafés ausprobieren, was tut sich gerade in der Kulturszene, was gibt es für neue Projekte und Initiativen? Zukunftssicheren Lokaljournalismus sehen wir in Online-Magazinen, Blogs und auf Social-Media-Kanälen. So garantiert man digitale und kostenlose Informationen, die schnell und einfach zugänglich sind.

5. Wie wichtig ist euch Netzwerken?

Annika: Sehr wichtig. Wenn man guten „Lokaljournalismus“ betreiben möchte, dann sind Verbindungen zu Communities, Kollektiven, Vereinen und Leuten aus deiner Stadt entscheidend. Zusammen mit unseren Unterstützern und Unterstützerinnen organisieren wir daher regelmäßig Veranstaltungen, wie zum Beispiel vor ein paar Wochen einen Workshop im Pop-Up-Store Erfurt zum Thema “Fake News” mit dem freiberuflichen Medienpädagogen Kay Albrecht. Zudem organisieren wir ab und an Veranstaltungen. Vor kurzem haben wir unser dreijähriges Bestehen an der Kleinen Rampe zusammen mit lokalen DJs gefeiert.

Uns geht es dabei primär darum, einen Beitrag zur Erfurter Kulturlandschaft zu leisten, Spaß zu haben, interessante Menschen kennenzulernen und zusammen eine gute Zeit zu haben. Ansonsten versuchen wir uns aber auch regelmäßig bei Aktionen in Erfurt, wie der RE:BOOT-Aktion oder Gold statt Braun von der SKV Erfurt, mit zu engagieren und Erfurt mitzugestalten. Sowas ist wichtig und stärkt den Zusammenhalt mit den Leuten aus unserer Stadt. 

6. Was war euer ganz persönlicher Erfurt-Moment?

Tanika: Bei mir war die ODD DIVERSITY letztes Jahr, eine von uns organisierte Veranstaltung mit der Sommerkomödie Erfurt, wo wir lokalen Bands, Künstler und Künstlerinnen letztes Jahr, eine Bühne gegeben haben. Es kamen so viele tolle Menschen, die Musik gemacht, gefeiert und getanzt haben – das war schon ein unglaublich schönes Gefühl, ein Teil davon zu sein. Ich glaube, solche Phänomene sind typisch für Erfurt und machen die Stadt auch zu dem, was sie ist.

Annika: Nach und nach verliebt man sich in diese Stadt, es ist schwer zu beschreiben. Vor allem durch die Arbeit beim UNGLEICH Magazin und die Personen, die ich dadurch kennenlernen konnte, wurde die Stadt für mich zu einer persönlichen Bereicherung, die ich wirklich jedem empfehlen kann, zu entdecken.

Kontakt

UNGLEICH Magazin
www.ungleich-magazin.de
Mail: kontakt@ungleich-magazin.de
@ungleichmag

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