Schon früh beschäftigte sich der freiberufliche 3D-Artist Claudius Vesting mit PC-Spielen – ihn faszinierte die Kunst der 3D-Grafik und -Animation. Nach der Schule startete er eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten für Medien. Hier arbeitete er kreativ mit digitalen Medien im Bereich Ton, Videoschnitt, Animation, Grafik und Typografie.
Heute ist der gebürtige Sachsen-Anhalter selbständiger 3D-Artist, der seinen Lebensmittelpunkt in Weimar gefunden hat. Wir haben uns mit dem kreativen Kopf via Zoom zum Interview getroffen und mehr über seine Arbeit und Visionen erfahren.
1. Wer bist du, was machst du und wie hat sich alles entwickelt?
Gebürtig komme ich aus Halle, jedoch zog es mich bald mit meiner Familie nach Dresden, wo ich meine Kindheit verbracht und bis 2016 gelebt habe. Die Liebe zog mich schließlich nach Weimar, wo ich mittlerweile auch meinen Lebensmittelpunkt gefunden habe. Die Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten gab mir erstmals in meinem Leben einen professionellen Einblick, welche Möglichkeiten digitale Medien haben – vor allem Grafikdesign und 3D-Animation faszinierten mich sehr. Die komplexe 3D-Welt begleitete mich jedoch nicht nur während, sondern auch schon vor meiner Ausbildung. Ich habe früh angefangen, mir viel autodidaktisch beizubringen.
Nach der Ausbildung bin ich dann tiefer in die 3D-Materie eingestiegen und habe durch Weiterbildungen und Praktika mein Wissen erweitert. Es folgten Angestelltenverhältnisse in den Bereichen Grafik, Software und technische Umsetzung. In dieser Zeit habe ich meinen besten Freund und heutigen Business-Partner Martin Losack kennen gelernt, mit dem ich mich 2006 selbstständig gemacht und unser Unternehmen sixam gegründet habe. Bis heute arbeiten wir in enger Kooperation an gemeinsamen Kundenprojekten. Damals noch in einer “Kreativ-WG” in Dresden, heute er von Dresden und ich von Weimar aus.
2. Welche Dienstleistungen bietest du an und wer sind deine Kunden?
Ich biete Dienstleistungen für Unternehmen im Bereich 3D-Modeling, -Grafik, -Shading und -Texture an. Zu meinen Kunden gehören vor allem Spieleentwickler, wie die KingArt GmbH, TML-Studios GmbH und die Virgin Lands GmbH. Hier entwickeln wir vor allem 3D-Modelle und -Grafiken für Hintergründe, Gebäude, Landschaften und Co. Aktuell arbeite ich wieder an einem Projekt für TML-Studios aus Erfurt, das einen weiteren Bus-Simulator entwickelt. Darüber hinaus bin ich auch Animationsfilm Bereich tätig und habe bereits an einigen Animationsfilmen als 3D-Artist mitgewirkt.
Neben Firmen, die Spiele entwickeln und Animationsstudios, zählen auch Architekten zu unserem Kundenkreis. Hier geht es vor allem um die digitale Darstellung von Gebäuden im Zusammenspiel mit Landschaft und Hintergrund. Daneben haben wir Werbe- und Industriekunden, für die wir Online-Kampagnen gestalten sowie Industriedesigner, die nach digitalen Nachbildungen ihrer Produkte verlangen und diese animieren möchten. Der kreative Bereich der 3D-Modellierung ist sehr vielfältig, weshalb auch die Branchen, mit denen wir zusammenarbeiten, aus unterschiedlichsten Bereichen kommen. Das sind Agenturen und die Spieleindustrie aus der Dresdner Region, aber auch Firmen aus Bielefeld, Würzburg, Bremen, Hannover, Weimar und Erfurt.
3. Wie würdest du deine Arbeitsweise beschreiben?
Man mag vielleicht denken, dass ein 3D-Künstler den ganzen Tag über in einem dunklen Büro vor dem Rechner sitzt und in seinem “Tunnel” ist – bei mir ist das gut ausgeglichen. Ich arbeite natürlich auch gerne bis in die späten Stunden am PC, bin aber tatsächlich viel draußen unterwegs und vor Ort beim Kunden. So ist es für meine Arbeit elementar, dass ich mich mit den Objekten, die ich modelliere, auch physisch auseinandersetze, sie mit meinen Augen sehe, Fotos mache und einen umfassenden Eindruck bekomme.
Ich arbeite mich gerne in neue Themen und Bereiche ein. Bei der Arbeit für den Bussimulator habe ich mich beispielsweise viel mit den technischen Hintergründen beschäftigt. Dabei müssen auch Fragen nach der inneren Mechanik beantwortet, Geräusche aufgenommen, der Aufbau geklärt werden et cetera. Wir bekommen oftmals auch von Objekten die technischen Zeichnungen zugesandt, um eine originalgetreue Umsetzung garantieren zu können. Zu meiner Arbeit gehören also auch viel Recherche in Büchern und im Internet. Detailverliebtheit und eine Grund-Begeisterung für Themen gehören zu meinem Beruf ebenso dazu, was ich als besonders bereichernd empfinde.
4. Nutzt du berufliche oder private Netzwerke für dein Business?
Ich bin tatsächlich schlecht im Vernetzen (lacht). Ich habe das eine Weile online versucht, aber dort keinen großartigen Mehrwert für mich gefunden. Als Teil der Gamer-Szene trifft man sich auch eher in speziellen Foren, in denen man sich zu bestimmten Themen und Herausforderungen austauschen kann. Es gibt gute 3D-Artists-Foren, die ich auch aktiv nutze, um Wissen zu teilen. Sehr empfehlenswert ist für mich die Artstation Community. Hier kann man auch seine kreativen und freien Arbeiten der Community zeigen und Feedback bekommen.
5. Was gefällt dir an Thüringen?
Neben meiner Familie hält mich natürlich mein Beruf hier. Mir ist aufgefallen, dass die Unternehmen in Thüringen sehr offen gegenüber dem Thema 3D-Modeling sind und es gar nicht so schwer ist – wie anfangs erwartet – einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich bin zudem als Freelancer sehr flexibel und arbeite überwiegend im Home Office.
Falls ich Kundentermine habe, sind diese von der Mitte Deutschlands aus gut zu erreichen. Hinzu kommt, dass ich mich hier in einer Art “Blue Ocean” mit meiner 3D-Expertise befinde – das heißt, es gibt nicht so viel Konkurrenz und ich kann meiner Kreativität freien Lauf lassen.
6. Was sind deine Visionen?
Ich habe letztes Jahr eng mit einer Firma aus Erfurt zusammen, die mir wieder deutlich gemacht hat, wie schön es ist, sich täglich in festen Arbeitsstrukturen auszutauschen und direktes Feedback zu bekommen. Ich überlege, ob ich mich perspektivisch mit meiner Arbeit doch wieder an eine Firma binde und mich fest anstellen lasse. Die Selbstständigkeit bringt zwar viel Freiheit, aber gleichzeitig auch finanzielle Unsicherheiten, Termindruck und Stress mit sich. Ansonsten möchte ich mich mehr mit dem Bereich der professionellen Fotografie beschäftigen. Die festgehaltenen Landschaften haben im Vergleich zum Modellieren von Welten am PC etwas Experimentelles und Intuitives, was mir sehr gefällt. Ich möchte das in meine digitale Arbeit mit einfließen lassen und weiterhin offen für alle Formen von Medien sein.
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