ÜBER DIE KUNST KÜNSTLER:IN ZU SEIN

Künstler:innengespräch mit Annekatrin Lemke und Stefan Leyh

Was braucht es, um als selbstständige:r Künstler:in zu arbeiten? Wo findet man kreative Räume zum Arbeiten und Austausch und welche kreativen Netzwerke gibt es für bildende Künstler:innen in Erfurt?

Bildhauerin und Malerin Annekatrin Lemke und Bildhauer und Zeichner Stefan Leyh, die sich während ihrer Tätigkeit als Dozent:innen für einen Meisterkurs der HWK Südthüringenkennengelernt und heute ihre Ateliers im Wächterhaus 3 in Erfurt haben, standen uns Rede und Antwort.

Wann und warum habt ihr euch dafür entschieden, als Künstler:innen selbständig tätig zu werden?

Stefan: Da kann ich sicher für Annekatrin und mich sprechen: Die Frage der Selbstständigkeit als Künstler:innen stellte sich uns gar nicht. Wir sind beide direkt nach der Ausbildung und dem Studium in die Selbstständigkeit gestartet. Das, was wir tun, machen wir mit Leidenschaft und wir beide möchten auch nichts anderes machen, als künstlerisch tätig zu sein. Ich denke, dieses Grundverständnis braucht es, um auch durch wirtschaftlich unsichere Zeiten navigieren zu können.

Wie schafft man es als Künstler:in wirtschaftlich zu sein?

Annekatrin: Vier Wörter fallen mir hierzu ein: Sichtbarkeit, Selbstvermarktung, Netzwerke, Resilienz. Leider sind bildende Künstler:innen oftmals nicht die besten Marketingexpert:innen, wobei eine gute Selbstvermarktung mit Sichtbarkeit und somit Umsatz einhergeht. Ich rate also jedem/jeder, der/die mit seiner/ihrer Kunst Geld verdienen möchte, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden oder eine/einen Expert:in für die Vermarktung der eigenen künstlerischen Arbeit zu Rate zu ziehen. Wissen und Erfahrungen zum Thema Vermarktung und Selbstdarstellung lassen sich zudem in den entsprechenden Netzwerken austauschen.

Stefan: Als Holzbildhauer bilden vor allem Ausstellungen den Fokus der Wirtschaftlichkeit.

„Meine Arbeiten brauchen Räume, um gesehen und erfahrbar zu werden“

Galerien bieten hier entscheidende Vorteile. Die Galeristin/der Galerist organisiert gemeinsam mit dir die Ausstellung sowie die Vernissagen für deine Werkschauen und vermarktet mittels Öffentlichkeitsarbeit deine Kunst.

In welchen Netzwerken seid ihr unterwegs?

Stefan: Annekatrin und ich sind beide im Verband Bildender Künstler:innen Thüringen e.V. (VBK). Hier gibt es nicht nur die Möglichkeit, sich zu vernetzen und sich über Alltagsthemen, Techniken und Konzepte auszutauschen, sondern auch gemeinsame Projekte zu starten. Der VBK bietet beispielsweise Tandem-Projekte an, bei denen man mit anderen Künstler:innen aus dem Verband zufällig zusammengebracht wird und ein Kunstprojekt erarbeitet. Beim letzten Tandem habe ich mit dem Zeichner Carsten Weitzmann kollaboriert – das war sehr spannend, da mit unseren beiden Zeichenstilen eine besondere kreative Symbiose entstanden ist. Außerdem bietet der VBK Ausstellungs- und somit Verkaufsmöglichkeiten: zum einen in der Galerie auf der Krämerbrücke in Erfurt und zum anderen alle zwei Jahre auf der Kunstmesse artthuer in Erfurt.

Annekatrin: Neben dem VBK kann ich bildenden Künstler:innen zudem die Erfurter Zeichenrunde empfehlen, bei der man sich einmal die Woche zum Zeichnen und Quatschen trifft. Hier lassen sich immer schnell neue Ideen generieren. Man tauscht sich aber auch über Ausstellungsmöglichkeiten und kreative Ausschreibungen aus. Ansonsten netzwerken wir hier im Wächterhaus 3, in dem Stefan und ich unsere Ateliers haben.

Warum ist Kunst nicht nur schön, sondern auch gesellschaftlich relevant?

Annekatrin: Kunst setzt immer etwas in Gang: ob Emotionen, Fragen oder die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Themen. Neben meiner kreativen Arbeit biete ich daher Kunstvermittlung und -sensibilisierung für Teenager:innen in Museen über die IMAGO Erfurt an.

Ich bin immer sehr glücklich zu sehen, wie diese jungen Menschen nach dem Museumsbesuch ruhig und beseelt rausgehen.

Ich würde mich daher auch über eine höhere Wertschätzung für kreatives Arbeiten sowie über mehr Fördermöglichkeiten freuen, sodass Künstler:innen eher den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Originale Kunstwerke sind sichtbare und einzigartige Abdrücke der individuellen Künstler:innenpersönlichkeit.

Sie öffnen den Blick des Betrachtenden auf unterschiedliche Charaktere, Vitae und Geschichten und sorgen somit für mehr gesellschaftliche Offenheit und Toleranz.

Kreatives Chaos: Schreibtisch von Künstlerin Annekatrin Lemke.

Annekatrin Lemke

“Als Bildhauerin erforsche ich die Beziehungen zwischen Fläche, Farbe, Form, Struktur und Licht. Mein Medium ist hierbei hauptsächlich Holz, aber auch Stahl und Papier. Es entstehen Reliefs, Gemälde, Druckgrafiken und Collagen.

In meinen Arbeiten beschäftige ich mich mit Form, Fläche und Farbe und den Beziehungen, die diese miteinander eingehen und wie diese miteinander interagieren – auf verschiedenen Ebenen und unter dem Einfluss von Licht, Struktur und dem Einsatz grafischer Elemente. Dabei weisen die Arbeiten einen objekthaften Charakter auf, erscheinen als Zwischenstufe zwischen Skulptur und Bild.”

www.annekatrinlemke.de
info@annekatrinlemke.de
Instagram: @annekatrinlemke

Stefan Leyh 

2013-2020 Lehraufträge an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Universität Erfurt und der Handwerkskammer Südthüringen
2008-2010 Meisterschülerstudium, Hochschule für Bildende Künste Dresden
2002-2008 Diplomstudium, Hochschule für Bildende Künste Dresden
2001-2002 Lehramtsstudium Kunst und Geschichte
geboren in Meiningen 1976

www.artitious.com/artist/stefan-leyh/
stefanleyh@hotmail.com
Instagram: @stefanleyh

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Nina Palme

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