Was hat dich dazu inspiriert, Bühnenstücke für Kinder zu entwickeln?

Als ich mit zehn Jahren nach Cornwall reiste, kam ich erstmals mit keltischen Mythen über Feen und Kobolde in Kontakt, die mich sehr faszinierten. Filme wie Robin Hood und das mittelalterliche Ambiente prägten mich ebenfalls nachhaltig. Später entdeckte ich die keltische Musik für mich und trat bei Mittelalterfesten auf. Die Zuhörer:innen machten mich immer wieder auf meine tolle Stimme aufmerksam und dass ich dieses Potenzial doch weiter ausbauen solle. Nach einem Auftritt wurde ich von einer Kammersängerin angesprochen, die mir Unterricht im Bereich Musicals, Arien und Kunstlieder gab. Durch einen Volkshochschulkurs habe ich an mehreren Musicalprojekten teilgenommen und begann, immer mehr zu singen. Nach meinem Schulabschluss stand ich vor der Entscheidung, welchen beruflichen Weg ich einschlagen möchte. Ich begann, eigene Programme für Auftritte auf Burgen und Schlössern zu entwickeln und orientierte mich in Richtung Theater. Schließlich ging ich an eine Akademie in Osnabrück, um Musicaldarsteller zu werden und studierte später in Weimar für ein paar Semester Musik. In Weimar lernte ich eine Agentur kennen, die mich dazu anregte, ein Programm zum Thema Gebrüder Grimm zu gestalten. Dabei entdeckte ich ein Buch über irische Elfenmärchen der Gebrüder Grimm, das meine alte Faszination für Mythen und Legenden neu entfachte. Ich konzipierte dazu ein Bühnenstück, passte die Sprache und Formulierungen an, begann Requisiten zu sammeln, Bühnenbilder erstellen zu lassen, Musik, Erzählungen und Gesang dazu zu entwickeln. Das war im Grunde genommen die Geburtsstunde der Elfenstunden mit Doc MacDooley, dessen Kunstfigur in dieser Zeit entstand. Mittlerweile gibt es drei Elfenstunden. Aber es gehören nicht nur die Bühnenstücke zu meinem Portfolio, sondern auch Hörspiele, die ich in Zusammenarbeit mit Thüringer Kreativen produziere. Sie bieten mir die Möglichkeit, Fantasie auf eine andere Weise anzusprechen.

„Die Liebe zu den alten Kulturen und die Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit, nach dem Ursprünglichen – Dinge, die in unserer Gesellschaft verloren gegangen sind – haben mich dazu bewegt, meine Musik und Kunst mit meiner Leidenschaft und Liebe zu verbinden, um das Publikum an die innere Seele und die Wunder der Natur zu erinnern“

Wie kann man sich deinen kreativen Prozess vorstellen, wenn du neue Bühnenstücke entwickelst?

Als Grundlage dient mir meine heimische “Feelothek“. Meine Recherche beginnt genau hier, in meiner Sammlung von Büchern über irische, schottische und keltische Kulturen, die ich von Freunden und meiner Familie geschenkt bekommen habe. Ist eine Geschichte ausgewählt, beginne ich diese so zu adaptieren, dass sie für Kinder der heutigen Zeit verständlich und spannend ist – und einen pädagogischen Mehrwert hat. Viele keltische Mythen basieren auf Moralgeschichten, die sich um Liebe, das Ausgegrenztsein oder das Bewahren der Natur drehen und meiner Meinung nach noch bis heute Gültigkeit haben. Deshalb versuche eine zeitgemäßere Interpretationen zu finden. Die von mir neu aufgelegten, alten Geschichten lassen sich gut mit einer atmosphärischen Inszenierung kombinieren. Musik spielt hier immer eine große Rolle. Als Feenforscher Doc MacDooley führe ich die Kinder aktiv in die Bühnenstücke und in die Elfenwelt ein. Ich frage sie, was sie schon über Elfen und Kobolde wissen und zeige ihnen anhand von Schaubildern die Feenwesen und Irland, wo sie leben. Die eigentliche Märchengeschichte ist meist kurz und von Liedern umrahmt, bei denen die Kinder mitsingen und interagieren können. Gemeinsam fliegen wir dann in die Welt der Fantasie.

Um diese Welt lebendig werden zu lassen, arbeite ich mit verschiedenen Künstler:innen zusammen. So hat mir beispielsweise Daniel Tuck, ein gelernter Bühnenbildner, eine Baumkrone für die Bühne gebaut. Norbert Gladis, ein Kalligraph und Handwerker, hat mir eine wunderschöne Landkarte von Irland gestaltet. Neben diesen handwerklichen Beiträgen sammle ich selbst Naturmaterialien, wie Baumwurzeln oder antike Bücher auf Flohmärkten, um eine authentische und nachhaltige Bühnendekoration zu schaffen.

Welche Vertriebskanäle nutzt du, um dein Publikum zu erreichen?

Früher habe ich mit einer Agentur zusammengearbeitet, die Schulen und Grundschulen angesprochen hat. Heute läuft viel über Mund-zu-Mund-Propaganda und Plattformen wie Eventpeppers. Instagram oder andere soziale Medien sind noch Neuland für mich, aber ich arbeite daran, diese stärker zu nutzen. Zudem verkaufe ich beispielsweise meine Hörspiele nach den Aufführungen direkt an das Publikum. Sie sind ein wunderbares Medium, um die Fantasie der Kinder anzuregen und sie ergänzen meine Bühnenstücke perfekt.

„In der heutigen digitalen Welt, wo Kinder von visuellen Reizen überflutet werden, ist es eine besondere Herausforderung, sie mit traditionellen Erzählungen im analogen Raum zu fesseln“

Was motiviert dich persönlich, weiterhin analoge Bühnenstücke für Kinder zu entwickeln, vor allem in Anbetracht der digitalen Konkurrenzangebote?

In der heutigen digitalen Welt, wo Kinder von visuellen Reizen überflutet werden, ist es eine besondere Herausforderung, sie mit traditionellen Erzählungen im analogen Raum zu fesseln. Aber gerade diese Abwechslung und der Überraschungsmoment auf der Bühne sind meine Stärke. Mein Programm ist sehr abwechslungsreich und detailliert. Ich zeige den Kindern meine verschiedenen Instrumente, wie Dudelsack, Gitarre und die irische Rahmentrommel, bodhrán genannt oder drehbare Kulissen und Rollbanner. Man muss sich aber immer wieder Neues einfallen lassen, um die Kinder zum Staunen zu bringen. Gerade diese Abwechslung und das Einbringen von Magie, ähnlich wie bei Zauberkünstler:innen, sorgen dafür, dass ich die Kinder nachhaltig begeistern kann.

Ich glaube fest daran, dass es trotz der digitalen Konkurrenz einen Platz für das Theater und Hörspiele gibt. Jedoch müssen wir darstellende Künstler:innen uns in Zukunft an das digitale Angebot anpassen. Ich könnte mir zum Beispiel interdisziplinäre Projekte vorstellen, die analoges Schauspiel und digitale Techniken verbinden. Meines Erachtens kann die Magie des Theaters Menschen auf besondere Weise faszinieren – und ich hoffe, dass dieser Zauber erhalten bleibt.

Kontakt

www.alexander-hahne.com
www.doc-macdooley.de

THAK Tipp

Neben seinen Theateraufführungen, kann man Alexander auch als Musiker bei Irish Folk-Konzerten zusammen mit Jens Sachse aus Weimar begegnen. Aktuelle Termine findet man hier: www.alexander-hahne.com/irish-folk