Funkhaus Ost navigiert ihre Hörer:innen durch anspruchsvolle Themen

Die Weimarer Agentur für Audiostorytelling

Die Weimarer Agentur FUNKHAUS ost gestaltet narrative Audioformate für verschiedene Branchen und Bereiche. Neben Radiofeatures und Online-Formaten entwickeln Rafael Jové (Medienkünstler und Hörfunkautor), Maximilian Netter (Medienkünstler und Hörfunkautor) und Mario Weise (Diplom-Mediengestaler, Musiker und Sound Engineer) innovative Podcasts sowie Audiobeiträge für Ausstellungen, Klanginstallationen und vieles mehr. Ihr Anspruch: Auditive Unterhaltung mit Mehrwerten schaffen. Wir haben uns mit Rafael und Mario zum Zoom-Talk verabredet und sie nach ihrem Werdegang, ihrer Leidenschaft für Audioformate und aktuellen sowie zukünftigen Projekten befragt.

“Wir decken alle Gewerke der Audioproduktion von der ersten Idee bis zur fertigen Produktion ab”, erklärt uns Mario Weise. Der gebürtige Leipziger ist studierter Diplom-Mediengestalter mit dem Schwerpunkt Audio. Bereits während seines Studiums beginnt er als Recording Engineer bei einem Label zu arbeiten und sammelt erste Produktionserfahrungen. In den 90er Jahren war er vor zudem als DJ unterwegs. Bis heute macht Mario, neben den gemeinsamen Projekten bei FUNKHAUS ost, eigene Musik, produziert und mischt aber auch für andere Künstler:innen. “Nach meinem Studium an der Bauhaus-Universität, habe ich als Künstlerischer Mitarbeiter und Studioleiter beim Experimentellen Radio gearbeitet. Hier lernte ich auch meinen heutigen Kollegen und langjährigen Freund Rafael kennen”, erinnert sich der 48-jährige Wahl-Thüringer, während er seine Brille zurecht rückt. Hinter Mario türmt sich Tontechnik im gemeinsamen Weimarer Studio auf. Und während wir seiner facettenreichen Vita lauschen – mit Projekten für den Öffentlich-Rechtlichen-Rundfunk sowie Musikproduktionen für Martin Kohlstedt, mit dem er seit 2017 regelmäßig als Live Engineer zusammenarbeitet – schaltet sich Rafael in unser Zoom-Meeting ein.

Die Idee zu FUNKHAUS ost nimmt seinen Anfang Der gebürtige Hamburger Rafael, der neben Maximilian Netter bei FUNKHAUS ost für den redaktionellen Bereich zuständig ist, arbeitet seit seinem Studium der Medienkunst als freier Audioproduzent und Regisseur für unterschiedliche öffentlich-rechtliche, aber auch freie Auftraggebende. Die Leidenschaft für Audioproduktion entflammte in ihm nach dem Abitur: “Nach der Schule war ich einige Zeit als DJ in verschiedenen Hamburger Clubs unterwegs, bevor ich mich für ein Studium der Soziologie entschied”, schmunzelt Rafael. “Das war überhaupt nicht meins, weshalb ich meine Findungsphase kurz darauf in einem Kinderheim in Chile bestritt. Dort habe ich nicht nur gearbeitet, sondern auch angefangen zu fotografieren. Zurück in Deutschland beschloss ich daraufhin, ‘irgendwas mit Medien’ zu machen.” Um Einblicke in die Praxis der Medienlandschaft zu bekommen, startete Rafael eine Ausbildung zum Mediengestalter in Bild und Ton an der ARD/ZDF-Medienakademie und zog nach Nürnberg.

“In der Ausbildung erlernte ich das Handwerk von Videoschnitt und Studiotechnik, was toll war – aber ich merkte immer wieder: Ich will meinen eigenen Kram machen. Vor allem reizte mich Radio”, resümiert Rafael, der nach der Medienakademie ein Volontariat als Tontechniker beim Bayerischen Rundfunk absolvierte: “Wenn ich Leerlauf hatte, habe ich die Zeit beim Bayerischen Rundfunk dafür genutzt, um an eigenen, freien Projekten und Soundcollagen zu arbeiten. Irgendwann bekam ich von einer Professur für experimentelles Radio an der Bauhaus-Universität in Weimar Wind, die mich schließlich zum Studium der Mediengestaltung lockte.” Eine gute Entscheidung, denn das war der Moment, an dem nicht nur die Freundschaft zu Mario, sondern auch die Idee zu FUNKHAUS ost seinen Anfang nahm.

Narratives Audio mit kulturellen, investigativen und geschichtlichen Themen “Gegründet wurde die Agentur FUNKHAUS ost offiziell im September letzten Jahres, aber die Idee dazu besteht schon länger. Wir arbeiten seit mehreren Jahren, neben eigenen Produktionen, auch zusammen an gemeinsamen Audioprojekten, da sich unsere Expertisen für größere Vorhaben wunderbar ergänzen”, meint Mario, als wir nach den Gründen zur Entstehung der Agentur fragen. “Dadurch, dass wir alle schon so lange in diesem Bereich arbeiten und sowohl ein großes Netzwerk, als auch gute Beziehungen zu Kund:innen mitbringen, war das Bündeln unserer Erfahrungen ein logischer Schritt.”

“Unser Schwerpunkt liegt auf narrativem Audio mit kulturellen, investigativen und geschichtlichen Themen. Dabei stammen unsere Auftraggebenden vorwiegend aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor und dem kulturellen Bereich. Derzeit arbeiten wir verstärkt an Audioformaten für Museen, aber auch an Audiowalks für den urbanen Raum”, fasst Rafael zusammen, der in seiner redaktionellen Rolle die Skripte für die Produktionen verfasst. Der Hamburger beschäftigt sich aber auch in seinen eigenen Projekten mit geschichtlichen Themen: Für Krimi-Nostalgiker:innen produzierte er das Radiofeature “Die Heile Welt des Verbrechens – Stefan Derrick und die BRD” für den RBB.

Auch im musealen Bereich ist FUNKHAUS ost mit Audioproduktionen tätig: Für das Gerhardt-Hauptmann-Haus ist ein Bautagebuch entstanden, das Kulturinteressierte während der Zeit der Restaurierung online mit Informationen versorgt. “Bei den Beiträgen für das Bautagebuch, das von der Panatom GmbH umgesetzt wurde, ging es vorwiegend um die innovative Vermittlung der architektonischen Details des Hauses, aber auch eine neue Möglichkeit, Wissen an Besucher:innen trotz vorübergehender Schließung des Museums zu vermitteln. In den von uns entwickelten Audiobeiträgen für das Bautagebuch wurde zudem, in Zusammenarbeit mit dem Museum, die dazugehörige Webseite mit Bebilderungen ergänzt”, erläutert Rafael.

Multidimensionale Wissensvermittlung in kulturellen und musealen Einrichtungen Welchen Mehrwert haben nun Audioinhalte für die Vermittlung von Informationen in Museen im Vergleich zu klassischen Infotafeln und Begleitheftchen? “Wenn ich informative Texte lese, kann ich in dieser Zeit nichts anderes betrachten und muss daher die Aufmerksamkeit von den Exponaten weglenken. Durch innovative und multiperspektivische Audioinhalte möchten wir daher Museumsvermittlung weniger textlastig gestalten. Durch die unterschiedlichen Erzählebenen sowie die geschaffene Emotionalität in Audioformaten bleiben die Inhalte einfach besser hängen. Bei einem Heimatmuseen kann man beispielsweise die Menschen vor Ort und lokale Dialekte mit einbinden, um Authentizität und Charakter in die Geschichte zu bringen”, so Mario.

Die Entstehung eines Audio-Produktes “Von der ersten Idee bis zur fertigen Produktion sind einige Schritte nötig. Nach der Themenfindung vergehen zunächst etliche Tage mit umfassender journalistischer Recherche. Daraufhin verfassen wir ein Exposé und ein grobes Konzept, das wir mit unseren Auftraggebenden besprechen. Im Anschluss suchen wir passende Sprecher:innen und/ oder Fachleute, mit denen wir die Interviews für die Produktionen führen. Auf dieser Grundlage entsteht das Skript mit einer entsprechenden Storyline und Dramaturgie, bei der alle einzelnen Punkte ineinander verwoben werden. Dann kommt Mario für die Produktion ins Spiel: Er begleitet die Aufnahme und Postproduktion bis zum fertigen Produkt und fügt das Sound Design hinzu”, zählt Rafael die umfangreichen Arbeitsschritte auf.

Woher kommt bei euch beiden eigentlich diese unbändige Begeisterung für das Thema Audio und Sound? “Ich habe mich früh für Musik begeistern können. Nachdem ich einige Zeit aufgelegt habe, habe ich begonnen auch eigene Musik zu produzieren. Begonnen habe ich mit cluborientierter elektronischer Musik. Während des Studiums habe ich dann angefangen auch Musik für kleinere Radioproduktionen umzusetzen, was ich mittlerweile öfter mache, als eigene Tracks zu veröffentlichen. Spannend für mich an auditiven Medien ist die Konzentration auf das Hören, ohne sich auf eine zweite visuelle Ebene einlassen zu müssen“ antwortet Mario Weise zuerst auf unsere Frage.

Für den Tausendsassa Rafael stellt sich die Frage des Lieblings-Mediums nicht: “Ich finde auch visuelle Medien, wie Fotografie und Film, nach wie vor spannend – sie haben mich in meiner kreativen Arbeit von Anfang an geprägt. Dennoch hat es mich als Kind schon immer zum Auditiven hingezogen. Hörspiele auf Kassetten waren schon früh meine absolute Leidenschaft.”

Und was steht in nächster Zeit noch an? “Aktuell arbeiten wir an einer großen Serie für die ARD-Audiothek, bei der es um die Themen Blockchain und Kryptowährung geht”, verrät uns Mario. „Anfang 2023 beginnen wir ebenfalls eine Reihe von Audiowalks für Gemeinden im Landkreis Kassel zu produzieren, welche dann im Herbst veröffentlicht werden.“ Ansonsten freuen sich die Kreativen auf weitere spannende Projekte und darauf, neue Formate und Themen zu entwickeln, die Zuhörer:innen im Ohr bleiben.

Kontakt

FUNKHAUS ost
Helmholtzstraße 15
99425 Weimar
Mail: office@funkhaus-ost.de
www.funkhaus-ost.de


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