Die gebürtigen Thüringer Marko und Mandy Tomasini haben in der Weitergasse in Erfurt einen Konzeptstore eröffnet, in welchem sie in eigener Produktion hergestelltes Kunsthandwerk und Produkte von regionalen Künstlern und Künstlerinnen sowie Designern und Designerinnen anbieten. Ziel ist dabei nicht nur, eine analoge Plattform für Kreativschaffende anzubieten, sondern auch der Ausbau einer Community für Austausch, Wissensvermittlung und Zusammenarbeit. Unter dem Namen KlausUndSo verkaufen sie Designprodukte an die hiesige B2C-Kundschaft. Im B2B-Bereich zählen vor allem Touristiker zu ihren Kunden. Während der Corona-Pandemie bleiben die zwei kreativen Köpfe gelassen. Ihre Produkte vertreiben sie weiterhin über ihren Online-Shop und bieten Schaufenster-Shopping über die Türsprechanlage an. Wir wollten mehr über die innovativen Ideen der Gründer von “KlausUndSo” erfahren und haben die beiden via Zoom zum Interview getroffen.
1. Marko und Mandy, wie war euer Weg zum eigenen Laden in Erfurt?
Wir sind da mehr oder minder “hineingestolpert”. Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit dem Bereich Handwerk. Anfangs stellten wir Kunsthandwerk in unserer Freizeit her und verschenkten es an Freunde oder die Familie. Es folgten Verkäufe auf kleineren Handwerkermärkten, manches verkauften wir auch online über Etsy und Dawanda. Unsere gefalteten Bücher, Schlüsselanhänger und Stadtkarten kamen bald so gut an, dass die kreative Arbeit zum Full-Time-Job wurde. Wir haben schließlich beschlossen, uns im Bereich Handwerkskunst zu professionalisieren und selbstständig zu machen. Im Herbst 2019 sind wir durch Zufall über die freie Ladenfläche in der Weitergasse gestoßen und haben 2019 KlausUndSo zunächst als Pop-Up-Store eröffnet – Ziel dabei war es, unser Ladenkonzept auszuprobieren. Seit 2020 haben wir uns in der Weitergasse in Erfurt einen festen Standort geschaffen.
2. Wie ist das Laden-Konzept von “KlausUndSo”?
Wir möchten mit KlausUndSo – übrigens unser Spitzname, den uns Freunde “vermacht” haben, da Marko immer Klaus genannt wird und wir nach einem Namen für unser Label gesucht haben – und dem dazugehörigen Online-Shop, Kreativen eine Plattform für ihre Ideen und Produkte geben. Dabei ist uns eine enge Zusammenarbeit mit den Künstlern und Künstlerinnen sowie Designern und Designerinnen sehr wichtig. Neben dem Community-Gedanken haben wir uns zum Ziel gesetzt, Kreativität sichtbar zu machen
sowie das Handwerk als solches zu stärken und es modern und zeitgemäß zu präsentieren. Dabei kann grundsätzlich jeder – vom Illustrator/Illustratorin, Maler/Malerin, Graffitti-Künstler/-Künstlerin oder Bastler/Bastlerin – sich bei uns mit seiner/ihrer Produktpalette bewerben, solange es in unser Portfolio passt. So haben wir uns auf das Thema nachhaltiges Kunsthandwerk und Upcycling spezialisiert. Seit einigen Monaten bieten wir zum Beispiel selbstgemachte Etageren aus “Omas gutem Geschirr” an. Upcycling betreiben wir auch mit alten Büchern, die wir zu Skulpturen falten und schneiden. Eine Künstlerin aus unserer Community bietet wiederum Taschen an, die aus ausrangierten Stoffmustern aus Möbelhäusern hergestellt werden.
3. Welches Kundenklientel habt ihr?
Wir haben uns mittlerweile einen festen Kundenstamm in Erfurt und Umgebung aufgebaut. Zu uns kommen aber auch viele Touristen und über unseren Online-Shop verkaufen wir auch Kunsthandwerk aus unserem Laden nach Polen, Kanada, die USA und Österreich. Daneben betreuen wir einige Kunden im B2B-Bereich. Hierbei vor allem im touristischen Bereich, da wir viele selbstgemachte Erfurt-Produkte anbieten. Hotels und Pensionen bestellen bei uns zum Beispiel Schlüsselanhänger, in denen alte Erfurter Stadtkarten verarbeitet sind. Darüber hinaus hatten wir Aufträge für die Herstellung von “Erfurt-Kissen”. Das Erfurt-Portfolio wird bald noch um Tassen, Postkarten und Co erweitert. Perspektivisch ist ein Ausbau in Richtung B2B-Geschäft geplant.
4. Wie bleibt ihr mit euren Kunden während des Lockdowns verbunden?
Unser Online-Shop bildet das digitale Fenster in unseren analogen Laden in der Weitergasse. Hier kann man sich durch unser gesamtes Produktportfolio klicken und die Künstler und Künstlerinnen, Designer und Designerinnen zu jeder Tages- und Nachtzeit kennenlernen. Das Kunsthandwerk kann man bei uns klassisch bestellen und sich schicken lassen oder dies auch via Click and Collect tun und bei uns vor Ort abholen. Ansonsten haben wir das sogenannte “Schaufenster-Shopping” optimiert, das nun auch andere Läden in Erfurt anbieten. Dazu haben wir unsere Regale in den Schaufensterbereich gestellt, sodass auch die Laufkundschaft auf unsere Produkte aufmerksam wird. Über eine Telefonnummer kann man was einem gefällt, einfach telefonisch bestellen. Alternativ sind wir auch werktags täglich von 14.00 bis 18.00 Uhr im Laden. Über unsere Sprechanlage können dann Kunden und Kundinnen sagen, was sie gerne kaufen möchten, kontaktlos bezahlen und direkt mitnehmen. Wir sind bisher flexibel mit der Krise umgegangen und möchten dies auch weiterhin tun. So haben wir die Idee zu einem digitalen Handwerks-Workshop mit verschiedenen Künstlern und Künstlerinnen. Das Material könnte den Teilnehmenden vorab nach Hause gesandt werden. Handwerk-Liebhaber und -Liebhaberinnen könnten so auch in diesen ungewöhnlichen Zeiten und von überall aus ihrer Kreativität freien Lauf lassen und wir wiederum modernes Handwerk vermitteln.
5. Warum habt ihr euch Erfurt als Standort ausgesucht und wie fördert der Ort in der Weitergasse die Kreativität?
Wir fühlen uns in Erfurt sehr wohl und angekommen. Als gebürtige Thüringer möchten wir gerne einen Beitrag zur kreativen Szene leisten und haben uns daher entschieden, Erfurt mit einem schönen Laden und unserem Konzept zu bereichern. In die Weitergasse und das umliegende Areal haben wir uns sofort verliebt. Hier gibt es viele ungewöhnliche Läden. Alle Ladenbesitzer und -besitzerinnen sind zu einer Art Gemeinschaft geworden. Man teilt Erfahrungen und hilft sich gegenseitig. Mit der Nähe zur Barfüßerkirche, in der im Sommer viele kulturelle Events stattfinden, weht ein gewisses Flair und ein kreativer Geist durch dieses Viertel.
6. Was sind eure Visionen für das Jahr 2021?
Neben dem Ausbau unseres B2B-Geschäfts, sind wir weiterhin auf der Suche nach neuen Künstlern und Künstlerinnen für unsere Plattform und Community. Zudem möchten wir, sobald es wieder möglich ist, Live-Workshops und MeetUp-Abende mit Experten und Kreativen anbieten und unseren Laden entsprechend mit großen Tischen ausbauen. Daneben planen wir die Erweiterung unserer Produktpalette und freuen uns auf ein kreatives Jahr 2021 mit vielen neuen Ideen!
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