Rückblicke

THAK FORUM 2021 – EINE RÜCKSCHAU

Zukunft ist gestaltbar. Zukunft bedeutet Verantwortung. Zukunft ist kreativ.

Am 14. und 15. September lud die Thüringer Agentur für die Kreativwirtschaft (THAK) zur hybriden Veranstaltung „THAK Forum” unter dem Motto “Schöne neue Welt!?” ein. Thüringer Kreativunternehmen, Zukunftsforschende, Verhaltensökonomen, die ehemalige Bundesumweltministerin sowie nationale und internationale Experten und Expertinnen gaben wertvolle Impulse zu Themen wie Nachhaltigkeit, künstliche Intelligenz, Megatrends, Impact, cross-sektorale Zusammenarbeit und innovative Design-Konzepte. Im Fokus standen Themen, die für Unternehmer und Unternehmerinnen zunehmend an Bedeutung gewinnen, die Chancen, die daraus erwachsen, aber auch, wie wichtig kreative Kompetenzen für eine schöne neue Welt sind. Was treibt kreative Geister an? Welche Verantwortung tragen sie bei der Gestaltung der Zukunft und wie kann eine optimale Zukunft aussehen? Flankiert wurde die zweitägige Veranstaltung von virtuellen Vernetzungsmöglichkeiten, sechs Stunden Musik von Don’t Panic Erfurt im digitalen Livestream via Twitch und einem Live-Rapp von Norman Sinn. Den Auftakt machte ein Netzwerkabend mit Sommerkino im Erfurter Stadtgarten am 9. September.

 

 

Eine schöne neue Welt!? Spätestens seit der Pandemie wird der Ruf nach der Neugestaltung unserer Um- und Lebenswelt laut. Nie waren die Zeiten günstiger, um Geltendes zu hinterfragen, Weichen neu zu stellen und mutig zu handeln. Gerade jetzt liegt es in der Hand von Thüringer Unternehmern und Unternehmerinnen die neue Normalität auch im Hinblick auf weitere zentrale Herausforderungen wie den Klimawandel mitzugestalten. Insbesondere die Kreativwirtschaftsbranche, deren Kernkompetenz im Hinterfragen von Bestehendem und dem Gestalten von Neuem liegt, nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein und wird zum wichtigen Wegbegleiter: “Ich bin davon überzeugt, dass der Blick nach vorn und in die Weite, auf das große Ganze, genau jetzt genau richtig ist”, so Projektleiter der THAK Norman Schulz in seiner Begrüßungsrede. “Die Welt da draußen ist in Bewegung. Überall werden jetzt die Weichen gestellt, Richtungen bestimmt und die Eckpfeiler gesetzt für das, was unsere Zukunft ausmachen wird.” Weiterhin betonte er die Relevanz der Kreativschaffenden im Hinblick auf ihre Gestaltungsmacht, die es ihnen ermöglicht, sich “einzumischen” in die Mitgestaltung der Zukunft – und zwar mit entscheidenden und vor allem sinnvollen Beiträgen, wie zum Beispiel ressourcenschonendem Produktdesign, auf den Menschen ausgerichteter Stadtplanung, nachhaltig gestalteter Mobilität und Co. 

 

Projektleiter der THAK Norman Schulz zur Begrüßung des THAK Forum 2021.

 

Auch die Staatssekretärin des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft Valentina Kerst betonte in ihrem Grußwort zum “THAK Forum: Schöne neue Welt!?” die Bedeutung der kreativen Branche in Thüringen und darüber hinaus. Auch pointierte sie die Zusammenarbeit kreativer Akteure mit anderen Branchen, wie Industrie und Wirtschaft: “Das diesjährige Programm des THAK Forum liest sich als Zukunftsprogramm für Kreativschaffende und ist gleichzeitig gesamtgesellschaftlich relevant. Wir müssen den Blick nach vorn und nicht in die Vergangenheit richten. Denn: Der Wandel hin zu einer neuen Welt hat bereits begonnen. Wir haben es in der Hand, die Zukunft innovativ und nachhaltig gemeinsam mit kreativen Ideengebern und -geberinnen, die die nötigen Mindsets für eine schöne neue Welt mitbringen, zu gestalten.”

 

Illustratorin und Live-Zeichnerin Sandra Bach (Sandruschka) visualisierte den ersten Tag des THAK Forum live mittels Graphic Recording. In unserem Blogbeitrag könnt ihr mehr über sie erfahren.

 

Ob mehr Rad zu fahren oder Emissionen im Unternehmen zu reduzieren – anhand von Best-Practice Beispielen aus dem Produktdesign oder der Gestaltung des öffentlichen Raumes unterstrich Peter Post (Geschäftsführer der Kreativagentur Scholz & Volkmer) in seiner Keynote die Macht Gestaltender, nachhaltiges und zukunftsweisendes Verhalten der Menschen durch smartes Design positiv zu beeinflussen: “Designer und Designerinnen tragen Verantwortung dafür, wie sie gestalten und welches Ziel sie damit verfolgen. Um ein nachhaltiges Verhalten der Menschen zu resultieren, müssen die richtiger Trigger an der richtigen Stelle platziert werden”, so Post.

 

Illustration: Sandruschka.

 

“Von der Zukunft in die Gegenwart”: Sieben Impulsgeber und Impulsgeberinnen gaben den knapp 200 angemeldeten Interessierten einen Einblick in  Geschäftslogiken, die die zukünftige und gegenwärtige Unternehmenswelt prägen. Eine der Impulsgebenden war die ehemalige Bundesministerin Barbara Hendricks. Unter der Überschrift “Nachhaltigkeit und Klimaschutz als Wirtschaftskraft” betonte sie die Notwendigkeit von einer Resilienz für zukünftige Herausforderungen. Sie visionierte Lebensräume in einer Umwelt, die schön und lebenswert sein wird – insofern ein gesellschaftliches Umdenken vonstatten ginge. Dazu brauche es kreativen Input: “Wir in der Politik sind auf die kreative Befruchtung der gesellschaftlichen Klima- und somit Zukunfts-Debatte durch Kreativschaffende als Ideengebende angewiesen.” 

 

Illustration: Sandruschka.

 

Hannes Trettin (SNAZZ, Project Bay) hat sich seit über einem Jahrzehnt zum Ziel gesetzt, Unternehmen nachhaltiger umzugestalten. Er griff den Aspekt des nachhaltigen Wirtschaftens in seinem Impulsvortrag mit dem Titel “Impact als USP der zukünftigen Geschäftsmodelle” erneut auf: “Viele Unternehmer und Unternehmerinnen haben noch nicht verstanden, dass nachhaltige Geschäftsmodelle nicht nur ein Wettbewerbsvorteil sein können, sondern es auch noch langfristig wirtschaftlich rentabler ist. Ressourcen einzusparen bedeutet Kostenreduktion.” 

 

Illustration: Sandruschka.

 

Mit dem Blick in die Zukunft, den innovativen Möglichkeiten und Chancen gehen aber auch Angst und Probleme einher: “Großartige Entwicklungen, wie die Digitalisierung, bergen zugleich Chancen und Herausforderungen”, so Impulsgeber und Zukunftsforscher von zukunft.wtf Michael Kirmes. “Wir sind auf dem Weg zu einer neuen Wirklichkeit, die schwieriger zu handeln sein wird und auf die wir reagieren müssen. Sie ist aber auch gleichzeitig eine Chance, um Dinge neu zu denken. Die neue Normalität, die alle Lebensbereiche vom Homeoffice bis zu unserem Konsumverhalten umkrempeln wird, bedarf einen politischen, aber auch den Willen der Menschen. Kreative spielen eine wichtige Rolle, denn sie denken Altes neu, hinterfragen stets die alte Normalität und somit Routinen.”

 

Illustration: Sandruschka.

 

Auch dem KI-Experten Michael Katzlberger (Katzlberger Consulting) sind die Ängste vor der “(schönen) neuen Welt” der Zukunft bewusst. “Kann KI kreativ sein?” lautete der Titel seines Impulses, in welchem er sich gleichzeitig die Frage stellte, inwiefern die Technologie der künstlichen Intelligenz zu einer schönen neuen Zukunft beitragen könnte: “Wir stehen in der Kreativwirtschaft vor einer kreativen Revolution: Wir werden neue Lösungen finden und Dinge herstellen müssen, die wir vorher nicht herstellen konnten. Wir müssen uns unseren Ängsten stellen, wenn wir neue Technologien nutzen wollen.” Aber mit dem Fortschritt technologischer Möglichkeiten folge auch Verantwortung, die Macht von künstlicher Intelligenz sinnvoll einzusetzen: “KI ist nicht böse, sondern nur die Menschen, die sie missbrauchen. Innovationen sollten sich in den Dienst einer guten Sache stellen.” Doch, was bringen all die Ideen, wenn sie betreffende Branchen aus Wirtschaft, Industrie und Handel nicht erreichen? Der Geschäftsführer des Cross Innovation Hubs Hamburg Egbert Rühl (Hamburg Kreativ Gesellschaft) fokussierte sich in seinem Impuls “Cross Innovation – ein neuer Ansatz in der Innovationsförderung” auf die Potenzial-Freisetzung von kreativer Arbeit zusammen mit anderen Branchen. Dies bedeute nicht nur einen Perspektivwechsel für Wirtschaftszweige außerhalb der Kreativwirtschaft, sondern auch innerhalb der Branche.

 

Illustration: Sandruschka.

 

Wo Kreativschaffende mit ihrer Arbeit bereits einen Unterschied auf dem Weg zu einer schönen neuen Welt machen, zeigten Arbeitsbeispiele Kreativschaffender aus Thüringen und ganz Deutschland am ersten Tag des THAK Forum zum einstündigen “Inspiration Slam”. Ob die angehenden Produktdesigner Friedrich Gerlach und Felix Stockhausen aus Weimar, die getragene FFP2-Masken weiterverarbeiten, zu neuem Leben verhelfen und dabei Möglichkeiten aufzeigen, Tonnen von Plastikmüll zu reduzieren oder die Erfurter Kommunikationsdesignerin Claudia Zech, die sich gemeinsam mit Matthias Bergmann, Geschäftsführer der lokalen Bäckerei Bergmann, im “Marathon zur nachhaltigsten Bäckerei Thüringens” befindet: Kreativschaffende nutzen ihre Kompetenz, um aktuelle Herausforderungen verantwortungsvoll anzugehen.

 

Illustration: Sandruschka.

 

In die Verantwortung wurden Teilnehmende auch am zweiten THAK Forum-Tag am 15. September genommen: Wie soll man Zukunft machen, wenn man keine Vorstellung davon hat, wie Zukunft aussehen könnte? Das nützlichste Werkzeug, um Zukunft aktiv zu gestalten, ist die Vorstellungskraft und das Erzeugen von Bildern ist eine Superkraft, die Kreativschaffenden in der DNA liegt. “Was wäre, wenn…?”: Wie sieht eine optimale Zukunft für die Branche selber aus? Vier Zukunftswünsche wurden anhand der Methoden Storytelling, Nudging, Framing und LEGO® Serious Play® bearbeitet. “Was wäre, wenn Zukunft kreativ ist?” – die Teilnehmenden des LEGO® Serious Play®-Workshop bauten sich Ihre optimale Zukunft mit Legobausteinen und Workshop-Leiter Peter Kleinau im Werkraum.Studio in der Erfurter Zentralheize. Der vor kurzem eröffnete neue kreative Raum in Erfurt, diente dem diesjährigen THAK Forum auch als Sendebasis. 

 

Teilnehmende beim LEGO® Serious Play®-Workshop in der Kreativ.Werkstatt des Werkraum.Studios in der Erfurter Eventlocation Zentralheize.

 

Aus dem Fragezeichen machte Keynote-Speaker Harry Gatterer, Zukunftsforscher und Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, ein Ausrufezeichen. In seinem Vortrag mit dem Titel “Nur Mut! Die Zukunft ist kreativ” richtete er sich mit abschließenden Worten an Thüringer Kreativschaffende. “Wenn wir uns der Zukunft nähern wollen, brauchen wir viel Mut. Die Zukunft gilt es herauszufordern und mit ihr in den Ring zu steigen”, so Gatterer. Dabei ginge es nicht darum, die Zukunft zu planen (laut Gatterer unmöglich, da diese noch gar nicht existiert und somit niemals planbar sein wird), sondern sich ihrer Möglichkeitsräume und Potenziale bewusst zu machen: Welche neuen Zukunftsbilder und -vorstellungen wollen wir kreieren? Wie können wir mit Kreativen, die die Macht und Verantwortung haben, Zukunftsbilder vorstellbar zu machen und zu erkennen, gemeinsam die Zukunft gestalten? “Zukunft ist nichts, was auf uns zukommt, sondern wir müssen diese aktiv gestalten. Lassen Sie uns kein Passagier in Richtung Zukunft sein, sondern die Steuermänner und Steuerfrauen auf dieser spannenden Reise sein. Fragen Sie sich: Welche Idee von einer positiven Zukunft beseelt mein eigenes Schaffen?”

 

Sendebasis mit Live-Moderation aus dem Werkraum.Studio im neuen Erfurter Kreativspace Zentralheize.


Die Reise in eine schöne neue Welt ist an diesem Punkt nicht zu Ende, sondern hat gerade erst begonnen. Kreativschaffende sind dazu eingeladen, sich der Reisegruppe anzuschließen und sich noch in diesem Jahr innerhalb weiterführender Veranstaltungen der THAK zum Thema “Schöne Neue Welt” anzuschließen. Die Zukunft bleibt spannend. Eine schöne neue Welt ist kreativ!

 

Illustration: Sandruschka.

 

P.S.: Wer das THAK Forum verpasst hat oder sich den ein oder anderen Programmpunkt noch einmal zu Gemüte führen möchte, findet alle Keynotes, Impulse und Inspirationen auf unserem YouTube-Channel. Folgende Programmpunkte stehen dort zur Verfügung:

14. September

SENSIBILISIEREN

INSPIRIEREN

15. September

MACHEN

 

Und hier gibt’s noch ein paar Eindrücke zu unserem Sommerfest:

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